Wenn ein Musiker auch als Handwerker beeindruckt

Völklingen · Virtuosen Jazz Manouche präsentierten Wawau Adler, Joel Lochner und Hono Winterstein im Alten Rathaus in Völklingen. Nicht einmal eine auseinanderfallende Gitarre konnte die drei Musiker aus der Ruhe bringen.

 Die Jazz-Musiker (v.l.n.r.): Hono Winterstein an der Rhythmusgitarre, Bassist Joel Lochner und Sologitarrist Wawau Adler. Foto: Schäffner

Die Jazz-Musiker (v.l.n.r.): Hono Winterstein an der Rhythmusgitarre, Bassist Joel Lochner und Sologitarrist Wawau Adler. Foto: Schäffner

Foto: Schäffner

Jazz-Musiker gelten als Meister der Improvisation. Auch in der Stilrichtung Manouche oder Zigeuner-Jazz sind sie es gewohnt, die zu Beginn aufgenommenen, wohlbekannten Melodien irgendwann im ausgedehnten Solo frei zu interpretieren. So auch vergangenen Donnerstag, als sich Wawau Adler mit seinen Begleitern Joel Lochner am Kontrabass und Hono Winterstein an der Rhythmusgitarre im Alten Rathaus im Rahmen der Reihe "Carbon und Stahl" vorgestellt hat.

Die Fähigkeit zur Improvisation kommt den Künstlern aber auch dann zugute, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant. Zum Beispiel, wenn sich plötzlich und unerwartet das Schlagbrett des Sologitarristen vom Instrument löst. Adler spielt eine Archtop-Gitarre. Die ist vor allem daran zu erkennen, dass sie statt eines runden Schallloches unter den Saiten geschwungene Schallschlitze am Rand des Resonanzkörpers hat - ein so genanntes F-Loch, wie man es sonst von den Streichinstrumenten her kennt.

Weitere Merkmale sind der geschwungene Korpus und eben ein schwebend montiertes Schlagbrett unterhalb der Saiten. Weil sich eine Halteschraube gelöst hat, muss Adler bei dem Auftritt im Alten Rathaus mitten im Lied zum Handwerker werden und das Schlagbrett wieder befestigen. Das braucht seine Zeit, doch Bassist Lochner spielt ja gerade sein Solo. Das dauert dann halt ein wenig länger und so stört die Panne überhaupt nicht.

"Wie Sie sehen, löst sich meine Gitarre schon langsam auf", kommentiert der aus Karlsruhe stammende Adler anschließend lächelnd. Und widmet seinem Bassisten noch einmal einen Extra-Applaus: "Er stammt aus Stuttgart." Den Rhythmusgitarristen bezeichnet er als "den besten, den man in dieser Stilrichtung bekommen kann, er ist übrigens von weither angereist: Er kommt aus Forbach - Hono Winterstein."

"Sunny" lautet eine der Melodien, die sie mitgebracht haben. Das klingt zunächst aber weder nach dem bekannten Oldie noch nach Frank Fahrians für Boney M. bearbeiteter Disco-Version. Eher nach Soul oder Funk. Schließlich wird auch daraus wieder Manouche, der sich so federleicht anhört, aber von den Musikern viel Virtuosität erfordert. Die ist bei Adler und seinen Kollegen selbstverständlich vorhanden. Sogar Dietmar Kunzler, künstlerischer Leiter der Carbon-Stahl-Reihe und selbst ein Könner, lobt: "So hätte ich das nicht hinbekommen."

Der nächste Höhepunkt der Reihe steht am Donnerstag, 10. März, mit Julia Hechler und Christian Zielinski und ihrer klassischen Musik im Gitarrenduo Artis bevor. Kunzler: "Sie sind erst 28 Jahre alt, aber musikalisch schon so reif, dass man in jungen Jahren schon von Weltklasseniveau sprechen kann."

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