Völklingen. In einer Ecke des Tempels sitzt die Witwe mit einem weißen Zicklein und wiegt ihr einziges Kind, Yidele, zärtlich in den Schlaf - mit dem Lied "Rosinen mit Mandeln". "Ein Klezmer macht keine Musik. Er erzählt Geschichten, einfache, komplizierte, traurige, lustige." Das saarländische Trio "Helmut Eisel & JEM" hielt sich dran - am Sonntag im Konzert in Völklingen. Draußen ist die Welt fahl, grau und kalt, es nieselt, blitzt und donnert. Innen, im Jugendstil-Festsaal des Alten Rathauses, leuchten Bleiglas, Stuck, Kacheln, Parkett, ja gar das riesige Schlachtengemälde. Das eigentliche Farbenspiel besorgen indes an diesem Tag die Musiker. "Clarinet Colours" heißt ihr Klezmer, den Eisel (Klarinette, Foto: SZ), Michael Marx (Gitarre, Gesang) und Stefan Engelmann (Kontrabass) leicht jazzig gestalten, sehr melodiebetont, sehr "freylekh" (fröhlich) mitunter, melancholisch manchmal und im Wiegenliedton, wenn's dem Baby in der ersten Reihe zu heftig wird. Das Kind beruhigt sich prompt. Auch das Publikum geht gut mit. Es wippt der Fuß, es lacht das Herz, spontaner Applaus belohnt atemberaubende Soli, herrliche Instrumenten-Kapriolen und wunderbar aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel der drei Musiker. Die lustbetonte Darbietung aus Klezmer, Unterhaltungsmusik, Jazzanleihen, folkloristischen Einsprengseln und gar Hinwendungen zu Papa Haydn oder Wolfgang Amadeus Mozart kommt beim Publikum prima an, das mehrere Zugaben herausklatscht. et