Wenn die Mutter dement wird

Völklingen. Im September 2009 rief Frau M. beim Pflegestützpunkt an. Ihre allein lebende Mutter sei dement: Sie lasse die Herdplatte brennen, stecke Geschirr in die Waschmaschine. Nachdem sich die Experten vor Ort ein Bild gemacht hatten, informierten sie über Unterstützungsangebote und leiteten die notwendigen Maßnahmen ein

Völklingen. Im September 2009 rief Frau M. beim Pflegestützpunkt an. Ihre allein lebende Mutter sei dement: Sie lasse die Herdplatte brennen, stecke Geschirr in die Waschmaschine. Nachdem sich die Experten vor Ort ein Bild gemacht hatten, informierten sie über Unterstützungsangebote und leiteten die notwendigen Maßnahmen ein. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung stellte eine Pflegestufe fest, ein Hausnotruf wurde installiert. Zweimal wöchentlich wird die Seniorin in einem Demenzhaus betreut, ihre Tochter tauscht sich in einer Selbsthilfegruppe aus. Das Praxisbeispiel schilderte Berater Michael Cervenka am Mittwoch während der Feierstunde zum einjährigen Bestehen des Pflegestützpunktes Regionalverband West. Im Neuen Rathaus präsentierte Geschäftsführer Peter Vogt die aktuellen Zahlen: Von 20. August 2009 bis Ende Juli diesen Jahres wurden 270 Beratungen bei den Klienten zuhause durchgeführt. 1300 persönliche Gespräche fanden im Pflegestützpunkt statt, und 2100 Mal informierten die Experten telefonisch. Daneben gab es viele Treffen mit anderen Organisationen wie etwa dem Seniorennetzwerk, der Demenz-Initiative oder dem Arbeitskreis "Völklingen lebt gesund". Der regelmäßige Austausch hilft, die Angebote zu vernetzen. Regionalverbandsdirektor Peter Gillo sprach von einem erfolgreichen Aufbaujahr, AOK-Vorstand Karlheinz Delarber dankte dem "kompetenten und homogenen Team". Und Sozialstaatsekretärin Gaby Schäfer überreichte einen Zuwendungsbescheid des Landes in Höhe von rund 252 000 Euro. Das Geld fließt in die drei Pflegestützpunkte im Regionalverband. Das Land, der Regionalverband und die AOK finanzieren diese Beratungsstellen zu jeweils einem Drittel. Die Stützpunkte bieten Angehörigen und Betroffenen kostenlose Beratung aus einer Hand: Die Experten informieren über medizinische und pflegerische Angebote, helfen bei Anträgen, machen Hausbesuche. Hauptziel der Arbeit ist es, den pflegebedürftigen Menschen zu ermöglichen, in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben.Frau M., die Tochter der dementen Mutter, hat sich übrigens erneut beim Völklinger Pflegestützpunkt gemeldet. Sie wollte mit ihrem Kind in Urlaub fahren. Aber wer kümmert sich um die Mutter? Und wer bezahlt den Mehraufwand? Die so genannte Verhinderungspflege, so erklärten die Fachleute, wird bis zu vier Wochen im Jahr von der Pflegekasse finanziert. "Der Kontakt zur Frau M. und ihrer Mutter besteht bis heute", betonte Berater Cervenka.Im Saarland gibt es insgesamt acht Pflegestützpunkte. Finanziert werden die Stützpunkte zu jeweils einem Drittel vom Land, vom Regionalverband und den Landkreisen sowie den Kranken- und Pflegekassen.Servicezeiten des Pflegestützpunktes, Rathausstraße 4 - 6: Montag bis Donnerstag von neun bis zwölf Uhr und von 13.30 bis 15.30 Uhr, Freitag von neun bis zwölf Uhr und von 13 Uhr bis 15 Uhr (und nach Vereinbarung). Tel. (0 68 98) 13 55 55. "Ein erfolgreiches Aufbaujahr."Regionalverbandsdirektor Peter Gillo

Hintergrund Zum Einzugsgebiet des Pflegestützpunktes direkt neben dem Alten Rathaus gehören Völklingen, Großrosseln, Püttlingen, Heusweiler, Riegelsberg, Gersweiler und Klarenthal. Diese Stützpunkte sind bundesweit vorgeschrieben und haben die früheren Beratungsstellen abgelöst. tan

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