Wenigstens das Wasser ist warm

Völklingen · 15 Grad draußen, gut zehn Grad mehr in den beheizten Becken: Wasserratten, darunter auch die so genannten Bahnenzieher, genossen bei der Eröffnung des Völklinger Freibades an Pfingsten den Unterschied.

 Richtige Fans kommen ins Völklinger Freibad auch bei kühlem Wetter. Junge Leute wie hier Adrian Ehrlich halten sich zum Beispiel auch mit Ballspielen warm. Foto: Becker & Bredel

Richtige Fans kommen ins Völklinger Freibad auch bei kühlem Wetter. Junge Leute wie hier Adrian Ehrlich halten sich zum Beispiel auch mit Ballspielen warm. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Der Himmel ist grau, keine Lücke in der Wolkendecke. Das Thermometer zeigt um die 15 Grad an. Über dem Eingang prangt die neue Anzeigetafel, die Auskunft darüber gibt, wie viele Besucher - Höchstgrenze pro Tag sind 3000 - sich bereits im Wasser tummeln. Wobei es drinnen mit 26,5 Grad bzw. 28 Grad weit wärmer ist als draußen. Und das lockt auch Saarbrücker an. Ein Schwimm-Fan stellt fest: "Hier das Freibad ist das einzige im Saarland, das ein beheiztes Schwimmerbecken hat!" Dafür nimmt er gerne auch die Umleitung wegen der Sperrung der Stadtautobahn in Kauf.

Auch bei Triathleten kommt das lauschige Wasser im Schwimmerbecken gut an. Thomas Schwarz und sein Kollege aus Völklingen trainieren regelmäßig, schwimmen meist ihre 80 Bahnen pro Stunde. "Das Freibad ist so schön nah bei uns zu Hause, da kann man auch mit dem Fahrrad hin", sagt Schwarz. Nach einem kurzen Hallo mit Birgit Hahn, die am Eröffnungsmorgen die Aufsicht über die Becken hat, stürzen sich die beiden Schwimmer ins Training. Ein weiterer Triathlet hat sein Pensum um kurz vor zehn bereits hinter sich: "Im Hallenbad komme ich eher abends, ins Freibad früh, dann sind erst wenig Leute da. Ich schwimme immer etwa eine Stunde." Sprach's und flitzt unter die Dusche. Die Luft außerhalb des Wassers hat ihm eine deutliche Gänsehaut verpasst.

Es ist ziemlich ruhig an diesem Morgen. Die Stammgäste haben sich jedoch nicht abschrecken lassen. Doris Kuhnert aus Püttlingen kommt zwischen fünf und sechs Mal die Woche nach Völklingen ins Schwimmbad, im Sommer eben ins Freibad. "Das Bad hier ist wunderschön. Ich konnte es kaum erwarten, wieder herzukommen!" Und das, obwohl sie nur wenige Stunden später in Urlaub fliegt. "Nachher geht's nach Hawaii, für drei Wochen. Nein, erst nach San Francisco und dann nach Hawaii." - "Hier sind viele Bekannte, man kennt inzwischen die Gesichter, sagt sich hallo. Das ist schön", sagt Birgit Hahn.

An der Tischtennisplatte finden sich Papa und Tochter inklusive einer Freundin. "Das ist bei uns schon Tradition, wir kommen jedes Jahr - wetterunabhängig - zur Freibaderöffnung. Letztes Jahr hatten wir die Saisonkarte Nr. 1 und saßen bei etwa elf Grad mit Bademänteln und Schals da. Aber wir waren da!", erzählt Uwe Schmeer. Seine Tochter Klara (zwölf) lacht. Sie schwimmt zusammen mit Freundin Leonie Schmitt (zehn) bei der DLRG in Völklingen , "heute sind wir aber nur zum Spielen da!" "Und zum Rutschen!", wirft Papa Uwe ein. "Bahnenzieher" nennen sie die Leute, die sie hier jedes Jahr wiedertreffen.

"Ich schwimm e ganze Stunn do ruff un nunna", berichtet ein Schwimmer , der sich gerade am Rand festhält und die Chlorbrille vom Gesicht zieht. Ein typischer Bahnenzieher also, der als Stammgast auch dem Hallenbad treu ist. "Awwer im Freibad macht's vill meh Spaß!"Enttäuschung droht im Sommer an besonders heißen Tagen. Denn in dieser Saison heißt es unerbittlich: Bei 3000 Badegästen pro Tag ist Schluss. Dann kommt niemand mehr herein, auch dann nicht, wenn andere Gäste das Bad wieder verlassen. Wenigsten wollen die Betreiber unnötiges Schlangestehen verhindern - mit der Anzeigetafel. Betriebsleiter Thomas Schneider: "Dann kann jeder abschätzen, ob es noch Sinn macht, sich anzustellen." Der Experte erklärt, warum jetzt nur noch wenig mehr als die Hälfte der Gäste ins Bad darf, das eigentlich für 5000 pro Tag ausgelegt war.

Es geht darum, dass die Filteranlage nicht mehr alles packt. In den letzten zehn, 15 Jahren habe sich das Verhalten der Badegäste sehr verändert. Oft werde jetzt sogar zwischen den Badegängen gecremt. Vieles davon werde beim nächsten Sprung ins Wasser von der Haut gespült und bleibe im Nass, bis es die Filteranlage auffange. Und bei der Sonnencreme bleibt es nicht. Trugen die Schwimmer früher knappe Badehosen, ist derzeit bequeme Baumwollkleidung in Mode. Schneider: "Im Baumwollgewebe trägt man allerhand Fremdstoffe mit sich." Würden Grenzwerte überschritten, drohten Beckensperrungen oder sogar Badschließung.

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