Weltkulturerbe Völklinger Hütte Zwischen Hüttenbrauerei und Bergmannsgarten

Exklusiv | Völklingen · Gärtnern und chillen – das neue „Future Lab“ in der Völklinger Hütte macht’s möglich. Die Internationale Bauausstellung (IBA) zieht dort ein.

 Pink als Leitfarbe: Die Erzhalle und ihr Außenbereich auf dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte werden im Sommer zum „Place to be“, meint IBA-Projektleiter Stefan Ochs.

Pink als Leitfarbe: Die Erzhalle und ihr Außenbereich auf dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte werden im Sommer zum „Place to be“, meint IBA-Projektleiter Stefan Ochs.

Foto: Ochs

Ein „Paradies“ hat die Völklinger Hütte schon, das ist der von der Natur zurück eroberte Bereich auf dem früheren Fabrik-Areal. Ein Gewächshaus passt da gut dazu, auch ein Bergmannsgarten und Aquaponik, die Kombination aus Fisch- und Pflanzenzucht. Das Weltkulturerbe goes green? Ab April, sechs Monate lang, dank eines neuen Untermieters: Das Werkstattlabor der IBA (Internationale Bauausstellung) bezieht – kostenfrei – die Erzhalle und lädt alle zum Mitdenken, Mitgärtnern, Mitchillen ein, denn eine „Hüttenbrauerei“ soll es auch geben, Rock-Konzerte ebenfalls. „Future Lab IBA Plant“ steht über dem Ganzen. Termin: 11. April bis 5. September. Doch der Reihe nach.Schwerindustrie-Kolosse wie die Völklinger Hütte verbrannten Energie und erzeugten Kohlendioxid, waren Teil der Umweltzerstörung, deren Folgen unsere Zukunft bestimmen wird. Schnell ist da der Faden geknüpft zwischen dem Industriedenkmal und der „IBA der Großregion“, die ab 2023 in der Großregion starten könnte. Die Vorbereitungs-, die Prä-IBA-Phase läuft. Das Saarland gab während seiner Gipfelpräsidentschaft den Anstoß für eine IBA der Großregion, finanzierte mit 400 000 Euro das Prä-IBA-Werkstattlabor an der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft. Letzteres fungiert als grenzüberschreitender Ideensammler zum IBA-Leit-Thema „Le Jardin“ (Garten), Klimaregion. Nachgedacht wird über „grüne“ Städte, das „Vertical Gardening“ (Hochhaus-Gärtnern) und dazu passende Architektur, über lokale, urbane Lebensmittelproduktion, neue Wasser- und Landschafts-Nutzung – und wie das Ganze zu einem Markenzeichen werden könnte. Leiter des IBA-Werkstattlabors ist der Saarbrücker Architektur-Professor Stefan Ochs und der hat sich mit dem Weltkulturerbe-Chef Ralf Beil zusammengetan, der lokale Akteure für sein neues Veranstaltungs- und Ausstellungs-Format „Future Lab“ gewinnen will. Für jeweils sechs Monate sollen Debatten, Auftritte, Aktionen in der Erzhalle laufen, um künstlerisch-experimentell zentrale aktuelle Themen zu untersuchen. Beil sagt, von der Völklinger Hütte seien ein ganzes Jahrhundert lang „wesentliche Impulse“ für die Gesellschaft ausgegangen.„Natürliche wie menschliche Ressourcen wurden ausgebeutet, um gesellschaftliche Entwicklungsschübe zu erreichen. Ich kann mir deshalb keinen besseren Ort vorstellen, um über unser aller Gegenwart und Zukunft nachzudenken.“ Bei der „IBA Plant“ geht es um das soziale und ökologische (Über-)Leben. Die Markenfarbe ist Pink, denn „Pink ist das neue Grün“, behauptet Prä-IBA-Chef Ochs, zugleich Kurator in Völklingen, mit Verweis auf einen großen Namen: Rem Koolhaas. Der niederländische Star-Architekt hat sich im New Yorker Guggenheim-Museum mit der „Countryside“ als Zukunftsvision beschäftigt. In der Erzhalle soll jeden Mittwoch eine Veranstaltung stattfinden. „Fun“ muss dabei sein: „Bei uns wird Zukunft gefeiert“, betonte Ochs, „Wir sehen das Future Lab IBA Plant als Kommunikationsort, das wird ein place to be!“ Er will Konzerte von Künstlern aus der Großregion, Performances, Kino und Theater sowie andere Sommerevents organisieren. So Corona das erlaubt. „Und wenn nur zehn Leute rein dürfen, schalten wir um auf Hybridformat, live und digital.“ Ochs ist stolz auf den Platz: Die Völklinger Hütte garantiere Wahrnehmbarkeit, meint er – und die sieht der IBA-Experte als Anlockhilfe für Sponsoren oder Interessenten, die den „IBA-Future-Lab“-Ort für eigene Veranstaltungen mieten wollen. Alles ist möglich, Hauptsache, es passt zum Thema Garten. Unterstützer sind ebenfalls gesucht. 25 Pflanzen-Lampen braucht Ochs noch für sein Gewächshaus. Dort zieht er sich selbst die Gummistiefel an.