Ein ohrenbetäubendes, kreischendes Geräusch dringt aus der hintersten Ecke von "Papillon": Der Umbau in der Geschenke-Boutique von Hildegard Schneider-Verch, Rathausstraße 42, ist am Donnerstag in vollem Gang. Sohn Thomas Schorr packt mit an. Bis Ende Januar spätestens muss der Laden in der Rathausstraße 30, wo seit Herbst 2010 "Pretty Woman" residierte, geräumt sein. "Die Stadt hat uns gebeten, aus dem Mietvertrag vorzeitig auszusteigen - zum 31. Januar statt zum 30. September", berichtet Hildegard Schneider-Verch. Weil sie einen Nachmieter habe, einen Dienstleister. Darum geben die Mitarbeiter Gas. Künftig bietet die Chefin dann mit ihrem Team - zwei Festangestellten und zehn Aushilfen - in Völklingen Damenmode und Geschenkeartikel unter einem Dach an, so, wie es schon einmal war. "Das Sortiment bleibt - leicht reduziert", sagt Thomas Schorr, "statt 20 Taschen-Regalen gibt es dann ‚nur' noch 15." Um die Verkaufsfläche insgesamt zu vergrößern, werde ihr ein Teil des Lagers zugeschlagen, "25 Quadratmeter". Für zusätzlichen Raum sorgt der Abriss einer Wand. Dafür entsteht an anderer Stelle - hinter der Kasse - eine neue Trennwand zwischen den Bereichen Mode und Geschenkartikel. Papillon-Artikel werden dann auf 130 Quadratmetern des Ladens präsentiert, Pretty-Woman-Ware auf 90 Quadratmetern. Am heutigen Montag geht es bereits mit dem Umbau weiter. "Es gibt einen neuen Boden aus geflecktem PVC, der ein bisschen aussieht wie Marmor", erzählt Schorr, "die Decke wird neu verkleidet und erhält LED-Leuchten." Auch die Regale sollen bis auf wenige Ausnahmen ersetzt werden: "Wenn es gut läuft, sind wir am Donnerstag fertig und können die Ware vom alten Laden hierher bringen."

Ihre Verärgerung über die Stadt sei verraucht, sagt Hildegard Schneider-Verch. Ursprünglich hatte sie um einen Nachlass beim Mietzins für den Laden in der Rathausstraße 30 gebeten. "15 Prozent hat mir mein Vermieter in Kaiserslautern für die Papillon-Ladenfläche pro Quadratmeter erlassen", rechnet sie vor. Die Stadt Völklingen wollte ihr dagegen für die Rathausstraße 30 nicht entgegen kommen. Hildegard Schneider-Verch sagt im Nachhinein, der Mietzins sei gerechtfertigt gewesen. "Ich bin in renovierte Räume eingezogen mit Parkettboden, Toilettenanlagen, Lichtinstallation", sagt sie. In anderen Läden starte sie im Rohbau und investiere zunächst 100 Euro pro Quadratmeter, bis die Inneneinrichtung stehe. "Gemessen am Umsatz war aber die Miete dennoch zu hoch für den schwierigen Standort Völklingen ."

Weil die Krankenkasse Barmer GEK umstrukturiert, wird sie ihr Büro in der Rathausstraße 28 aufgeben. "Ende Juni 2016 ziehen wir aus", war die Auskunft aus der Saarbrücker Zentrale. Alle drei Mitarbeiter würden dann an anderen Standorten weiter beschäftigt. Leer steht auch nach wie vor das ehemalige Geschäft von Brillen-Theis. Neu ist das Schild im Schaufenster "Zu vermieten". Ursprünglich wollte die Witwe des 2013 verstorbenen Optiker-Meisters Hans-Peter Abel das Haus in der Rathausstraße 11 verkaufen.

Auch Wohnungen stehen in der Rathausstraße leer. Das Objekt über der SZ-Redaktion im Haus Nr. 24 hat seit Monaten keinen Mieter mehr. Hildegard Schneider-Verch berichtet, "dass die Wohnung im zweiten Stock der Rathausstraße 30 von Beginn an leer stand". Jetzt sei auch der Arzt aus der Praxis im dritten Stock ausgezogen.

Elke Schmitt hat im Juli 2014 ein Spielwarengeschäft unter den Arkaden schräg gegenüber den von der Stadt sanierten "Jugendstilhäusern" eröffnet. Ihr Mietvertrag läuft nach einem Jahr aus. Im Mai, zwei Monate vorher, muss sie entscheiden, ob sie weitermacht. "Momentan steht der Daumen waagrecht", meint sie. "Das Weihnachtsgeschäft war recht gut. Der Januar ist flau." "Es wäre traurig, wenn hier wieder ein Laden dicht macht", findet eine Passantin.