Weiße Rosen zum Gedenken

Völklingen · Solidarität mit Frankreich: Gemeinsam mit Vertretern der Partnerstadt Forbach haben Völklinger Kommunalpolitiker und Bürger gestern in der Forbacher Passage Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet.

In der Forbacher Passage in der Völklinger Innenstadt haben Menschen bereits Dutzende von Kerzen angezündet, weiße und hellgelbe Rosen , Lilien, Gerbera und Astern hingelegt. Oberbürgermeister Klaus Lorig hat gestern um die Mittagszeit alle Bürger eingeladen, es ihnen in den kommenden Tagen gleich zu tun.

Rund 50 Menschen haben am Mittwoch ab zwölf Uhr teilgenommen an der offiziellen Kranzniederlegung in er Passage - an der Stahlskulptur des Künstlers Colombino, die ein Geschenk der Forbacher an ihre Partnerstadt ist. An dieser Skulptur ist nun ein Kranz mit Blumen im gleichen Farbton, den Farben der Trauer, befestigt. Er trägt ein Band in den französischen Nationalfarben mit der Aufschrift "Gedenken an die Terroropfer in Paris".

Das schweigende Gedenken wurde gestern nur von zwei kurzen Ansprachen unterbrochen. Oberbürgermeister Lorig gab seiner Freude Ausdruck, "dass hier Menschen ungeachtet religiöser, politischer und nationaler Unterschiede gemeinsam trauern und gemeinsam deutlich machen, dass sie für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eintreten". Sprecherinnen einer Delegation der Stadt Forbach fanden auf Deutsch und Französisch zu bewegten Worten. "Wir danken Ihnen alle für Ihr Hiersein und Ihre Solidarität", sagten die Beigeordneten Carmen Harter Houselle und Marie-Antoinette Gerolt.

Der Dank richtete sich an Kommunalpolitiker fast aller Parteifarben, Vertreter von gesellschaftlichen Organisationen, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Pfarrerin Rita Wild, Kiymet Kirtas, die Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirates, Polizeibeamte, die über ihre Sicherungsaufgabe hinaus ihren Respekt bekundeten, und so genannte einfache Bürger . Und vor allem auch an die Vertreter von Völklinger Moscheegemeinden, die rund ein Dutzend der Teilnehmer ausmachten. Die Ditib-Gemeinde in Wehrden und die Luisenthaler Milli-Görüs-Gemeinde hatten bereits im Vorfeld ihr Mitgefühl ausgesprochen.

Während der Gedenkfeier ruhten die Arbeiten auf der benachbarten Ärztehaus-Baustellen. Völklinger Neues und Altes Rathaus waren am Mittwochmorgen geschlossen, denn es war eine Gesamt-Personalversammlung angesetzt. Beobachter, die dann einen starken Zustrom zur Gedenkfeier erwart hatten, sahen sich allerdings enttäuscht. Im Gegensatz dazu hatten am Montag auf dem Saarbrücker Schlossplatz rund 400 Mitarbeiter des Regionalverbandes um die Mittagszeit an einer Schweigeminute teilgenommen. Oberbürgermeister Lorig hat, wie er gestern mitteilte, Trauerbeflaggung am Völklinger Rathaus angeordnet. "Wir leiden mit den Angehörigen der Opfer. Und wir wünschen den Verletzten Genesung" - so beschreibt Kiymet Kirtas, die Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirats und des Frauen-Kulturvereins Violen, wie Völklingens Muslime reagieren auf die Terroranschläge in Paris. "Terror hat keine Entschuldigung", er sei für Muslime hierzulande "sehr, sehr weit weg". Erschrocken fragt sie: "Wie kann man nur solche Vorstellungen haben vom Islam", wie sie die Gewalttäter des so genannten Islamischen Staates (IS) offenbar haben? "Im Koran steht: Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Menschheit", setzt Kirtas dagegen. "Wir fühlen den Schmerz mit den Opfern", egal wo Gewalt geschehe - auch in der Türkei gebe es ja ständig Terrorakte, von daher könnten Menschen mit türkischen Wurzeln die Nöte und das Leiden der Opfer "sehr gut verstehen". Sie berichtet von ihrer Nichte, derzeit als Lehrerin in einem unruhigen Gebiet der Türkei, und von Ängsten und Sorgen um deren Sicherheit.

Kiymet Kirtas macht - wie andere Muslime auch (wir berichteten) - in diesen Tagen die Erfahrung, dass sie ihrem nicht-muslimischen Umfeld viel erklären muss: "Das macht uns hier richtig zu schaffen." Dabei sei es doch eine ganz klare Sache: "Deutschland ist auch unser Heimatland."

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