Wege für Jugendliche aus der braunen Falle

Völklingen. Mario S. ist ein Jugendlicher wie viele, der in einer "braunen Kameradschaft" landet. "Niemand interessierte sich für das, was ich tat", sagt Mario

 Das Plakat zur Ausstellung "Die Braune Falle". Foto: SZ/BfV

Das Plakat zur Ausstellung "Die Braune Falle". Foto: SZ/BfV

Völklingen. Mario S. ist ein Jugendlicher wie viele, der in einer "braunen Kameradschaft" landet. "Niemand interessierte sich für das, was ich tat", sagt Mario. Wenn Eltern, Lehrer oder Freunde jungen Menschen wie hier Halt, Anerkennung oder Geborgenheit aus welchen Gründen auch immer versagen, locken ex-tremistisch ausgerichtete Organisationen mit dem Gefühl von "Coolness" und Stärke. Kernig verpackte Musik vom Rechtsrock über NS-Black-Metal bis hin zum Dark Wave, das Internet mit mehr oder weniger brutalen antisemitischen oder rassistischen PC-Spielen, kultig verpackte Szeneartikel, Bücher oder Comics mit rechtsextremen Botschaften lassen eine Subkultur entstehen, die Gefahren in sich birgt. "Jugendliche werden schleichend in eine Szene integriert, in der sich rechtsextremistische Feindbilder verfestigen und aus der heraus Gewalttaten begangen werden", sagte Artur Hertwig, Direktor beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Köln. Das BfV zeigt nach einer Initiative des Sicherheitsbeirates der Stadt Völklingen erstmals im Saarland eine Wanderausstellung zum Thema. Ihr Ziel sei es, über Rechtsextremismus nicht mit "erhobenem Zeigefinger" zu informieren, sondern die Besucher selbst "hinter die Fassaden" blicken zu lassen. Mit audiovisuellen Medien wie Infotafeln, Bannern, Multimedia-Einheiten, Filmen, Hörkassetten und Vitrinen gehe es darum, ein möglichst umfassendes Bild des Rechtsextre-mismus, der möglichen Ursachen und Folgen (für Betroffene und die Gesamtgesellschaft) zu zeichnen, ohne dabei mögliche Lösungen zu vernachlässigen. Hertwig: "Ein Lösen aus der Szene ist für die Beteiligten grundsätzlich immer denkbar, aber nicht immer einfach, manchmal sogar nicht ohne Risiko. Staat und Gesellschaft bieten für diesen Weg vielfältige Hilfen an, nicht zuletzt das Aussteigerprogramm des Bundesamtes für Verfassungsschutz". Dass Rechtsextremismus im Saarland ein Thema ist, zeigte bei der Ausstellungs-Eröffnung Georg Jungmann, Staatssekretär für Inneres und Europaangelegenheiten des Saarlandes, auf, der unter anderem sagte: "Zwar ist im Saarland die Zahl der registrierten Skinheadgruppen und Kameradschaften im vorigen Jahr gesunken. Gleichzeitig aber ist die Zahl der Straftaten, auch die der Gewalttaten, mit rechtsextremistischem Hintergrund im vergangenen Jahr angestiegen. Die betroffenen Jugendlichen kommen aus allen Teilen der Gesellschaft." et "Es ist unsere Aufgabe, die Diskussion bei jungen Menschen über Rechtsextremismus immer wieder neu zu entfachen."Peter Gillo, Regionalverbandsdirektor "Rechtsextremismus ist ein Problem, das in der Mitte unserer Gesellschaft anfängt. ( ) Deshalb müssen wir besonders wachsam sein."Klaus Lorig, Völklinger Oberbürgermeister "Rechtsextremisten sprechen Jugendliche an, weil diese sich in einer Phase der Suche befinden. Und sie geben vor, Lösungen für diese Probleme zu haben."Artur Hertwig, Direktor beim Bundesamt für Verfassungsschutz

Auf einen Blick Die Ausstellung "Die Braune Falle" ist bis einschließlich Freitag, 12. März, in der Aula des Marie-Luise- Kaschnitz-Gymnasiums, Lortzingstraße 2 in Völklingen, allen interessierten Besuchern kostenlos zugänglich. Für Schulklassen und sonstige Gruppen wird eine Anmeldung im Schulsekretariat unter der Telefonnummer (0 68 98) 5 02 80 erbeten. et

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