"Weg mit dem schiefen Ding"

Fürstenhausen. In die Debatte um den Fürstenhausener Gasometer, im Volksmund spöttisch "schiefer Turm" genannt, ist Bewegung gekommen. Die Gewerbe-Ansiedlungsgesellschaft Völklingen (GAV), die auf dem umliegenden Gelände der ehemaligen Kokerei unter anderem eine Biogas- und eine Fischzuchtanlage errichten will, möchte ihn gern abreißen

 Die Industriekultur-Landschaft im Saartal rund um Völklingen ist reich an weithin sichtbaren Landmarken - hier einige davon: Schlackehalden und Gasometer in Wehrden (Bild oben), der neue Saarstahl-Gasometer (links unten) und der Gasometer in Fürstenhausen (rechts unten). Fotos: Slotta, Saarstahl, Jenal

Die Industriekultur-Landschaft im Saartal rund um Völklingen ist reich an weithin sichtbaren Landmarken - hier einige davon: Schlackehalden und Gasometer in Wehrden (Bild oben), der neue Saarstahl-Gasometer (links unten) und der Gasometer in Fürstenhausen (rechts unten). Fotos: Slotta, Saarstahl, Jenal

Fürstenhausen. In die Debatte um den Fürstenhausener Gasometer, im Volksmund spöttisch "schiefer Turm" genannt, ist Bewegung gekommen. Die Gewerbe-Ansiedlungsgesellschaft Völklingen (GAV), die auf dem umliegenden Gelände der ehemaligen Kokerei unter anderem eine Biogas- und eine Fischzuchtanlage errichten will, möchte ihn gern abreißen. Doch er gehört nicht ihr, sondern der Gesellschaft Industriekultur Saar (IKS). Deren Chef Karl Kleineberg hat nun zwar Verkaufsbereitschaft signalisiert, rät aber zum Erhalt des Baus (wir berichteten). Was meinen die SZ-Leser zum Thema?"Wie viele Industriedenkmäler benötigt Völklingen noch?", fragt Heinz-Jürgen Renno und gibt gleich selbst die Antwort: Die Stadt besitze auch ohne den Fürstenhausener Gasometer genug davon. Und wenn man die Raffineriestraße als Einfahrt in den Warndt sehe, werde durch den Abriss des Gasometers auch "die Natur aufgewertet". Daher: "Weg mit dem schiefen Ding. Die geplagten Bewohner von Fenne und Fürstenhausen werden dies sicherlich sehr begrüßen." "Weg damit", fordert ebenso energisch der Fürstenhausener Raimond Holl. Als Landmarke könne doch der neue Gasometer dienen, den die Saarstahl derzeit gerade baut. Und: "Wer soll die Unterhaltung zahlen?" Das Geld, das sie koste, "sollte man besser für Fürstenhausen verwenden". Auch Albert Tost aus Fürstenhausen stellt die Unterhaltungskosten für das Bauwerk in den Mittelpunkt und sähe entsprechende Summen lieber in seinem Stadtteil angelegt. Als Aussichtsturm hält er den Gasometer nicht für sonderlich attraktiv, eine Innen-Nutzung erübrige sich "wegen Geruchsbeeinträchtigungen". Die Idee, den Bau zum Graffiti-Objekt zu machen - der Fürstenhausener Hermann Köhl hatte sie in die Debatte geworfen - , findet Tost zwar "schön", sieht aber keine Finanzierungs-Chance. Ganz anders die Position des Großrosselers Achim Wagner. "Bei dem Gasometer Fürstenhausen sollte die Denkmalschutzbehörde Härte zeigen und für dessen Bestand einstehen", fordert er. Denn: "Dieser Gasometer ist eine schützenswerte industriekulturelle Landmarke." Selbst wenn es im Moment vermutlich kein Geld für eine Neunutzung gebe, dürfe man einen Abriss nicht zulassen, um "für die Zukunft keine Möglichkeiten aus der Hand zu geben".

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HintergrundEin Denkmal ist der Fürstenhausener Gasometer nicht: Das sagt Axel Böcker, Fachmann für Industrie-Bauten im Landesdenkmalamt, auf SZ-Anfrage. Jedoch habe die "Ganser-Kommission" den Bau als wichtige Landmarke der Völklinger Industrie-Landschaft beschrieben; ihn zu erhalten, sei sinnvoll. Die "Ganser-Kommission", nach ihrem Vorsitzenden Karl Ganser benannt, erarbeitete 1999 im Auftrag der Landesregierung ein Konzept für Neunutzung und Inwertsetzung der saarländischen Industriekultur. dd

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