Nach Schließung des Wasgau-Marktes Heidstocker retten sich auf Notkaufinsel

Heidstock · Nach Schließung des Wasgau-Marktes gibt es auf dem Heidstock kein Vollsortiment mehr. Dies trifft besonders Senioren und Anwohner ohne ein eigenes Auto.

 „Herzlich willkommen“ heißt es noch an der Tür. Und gleich dahinter: „Wir schließen.“ Ansonsten spiegelt sich hier der leere Parkplatz.

„Herzlich willkommen“ heißt es noch an der Tür. Und gleich dahinter: „Wir schließen.“ Ansonsten spiegelt sich hier der leere Parkplatz.

Foto: Bernhard Geber

Der Wasgau-Markt im Haldenweg bot bisher ein Vollsortiment auf dem Heidstock. Jetzt hat der Markt ohne jegliche Aussicht auf Wiederbelebung geschlossen. Und es hakt an der Nahversorgung in dem Völklinger Stadtteil mit seinen rund 4500 Einwohnern.

„Das trifft besonders ältere Leute, die nicht mehr so weit fahren können“, bemerkt Geschäftsfrau Claudia Olau. Sie führt seit 2004 einen Tabak-, Lotto und Zeitschriftenladen in der Gerhardstraße, der Hauptstraße auf dem Heidstock. Nahezu pausenlos geht bei ihr an diesem Morgen die Türklingel. Denn sie hat etwas eingerichtet, was sie „Notkaufinsel“ nennt. Mitten bei ihr im Laden steht ein Tisch, auf dem sich Dinge wie Zucker, Mehl, Nudeln und Kaffee finden. Und auf einem Tischchen nebenan steht der so genannte Wunschbaum, an den Kunden Zettel hängen können. „Marmelade“ und „Milch“ ist da derzeit zu lesen. „Das kommt“, versichert Claudia Olau. Eine Kundin fragt gerade nach Eiern. Sie braucht zwei. Und Claudia Olau holt sie prompt aus dem Nebenraum.

 Claudia Olau vor ihrer Notkaufinsel mit haltbaren Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.

Claudia Olau vor ihrer Notkaufinsel mit haltbaren Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.

Foto: Bernhard Geber

Ellen Seewald hat mit ihrem CDU-Ortsverband lange für die Erhaltung des Wasgau-Marktes gekämpft. Und dann auch ins Gespräch gebracht, einen Shuttle-Bus zu den Einkaufsmärkten in Luisenthal einzurichten.

Auch Wolfried Willeke, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins auf dem Heidstock, bedauert die Schließung von Wasgau. Aber einen Extra-Bus („das wäre aus Sicht der Völklinger Verkehrsbetriebe ein Fass ohne Boden“) hält er für keine besonders gute Idee. Bei der Neufassung der Fahrpläne vor rund anderthalb Jahren sei es beim Halbstundentakt für den Heidstock geblieben. Die Linie 185 fahre weiter durch die Hauptstraße. Und die Linie 185 fahre jetzt über den Kreisverkehr am Stadion durch die Moselstraße und hole die Fahrgäste im hinteren Bereich des Stadtteils ab. Willeke: „Wenn sie zu Fuß in den Wasgau wollten, war das länger als mit dem Bus in die Stadt.“ Zudem fahre jeden Samstag ein Kleinbus auf der Linie 180 vom Heidstock durch die Pottaschdell direkt nach Luisenthal und wieder zurück.

Aber zurück zur wohnortnahen Versorgung: Mit Hilfe von Ortskennern wie Seewald, Willeke, dem ehemaligen Stadtratsmitglied Karl-Heinz Remark und Ortsratsmitglied Wolfgang Lorenz (Grüne) haben wir zusammengetragen, was es auf dem Heidstock außer Olaus Laden noch alles gibt. Dazu zählen zwei Bäckerei-Filialen, die neben Backwaren auch noch einige andere Dinge des täglichen Bedarfs bieten. Einmal pro Woche, gewöhnlich dienstags, ist ein Fischstand beim Sportplatz Haldenweg geöffnet. Und donnerstags gib es frisch gebratene Hähnchen in Höhe Sparkasse. Im Stadtteil finden sich gleich mehrere Paket- und Postannahmestellen. Um Blumenschmuck muss man sich dank des Blumenstudio Claudia keine Sorgen machen. Auch ansonsten ist die Infrastruktur auf dem Heidstock nicht abgebrannt. Das Angebot reicht von Arzt über Apotheke und Friseursalons bis hin zu Rosis Bistro, dem Treffpunkt für Veranstaltungen.

Aber die Versorgung ist nicht mehr komplett. Ellen Seewald hat eine Idee: „Kurzfristig könnte verbessert werden, dass es, wie mittwochs und samstags in Völklingen auf dem Marktplatz, einmal in der Woche einen Gemüse- und Obststand sowie Käse- und Wurststand gibt. Wir haben sogar einen geeigneten Platz dafür, und zwar den Bürgerplatz neben dem Fußballplatz.“

Übrigens: Wasgau ist doch noch nicht ganz weg vom Heidstock. Der Wasgau-Markt in Gersweiler hat nämlich den letzten Tag auf dem Heidstock genutzt, um dort Flyer zu verteilen. Wie Wolfried Willeke berichtet, wird auf ihnen ein Lieferservice für die Wochentage Montag, Mittwoch und Freitag angeboten. Wie es heißt, können auch Waren aus den Frische-Abteilungen wie Wurst und Fleisch in Gersweiler bestellt werden.

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