Was wird aus Luisenthals Bahnhof?

Luisenthal · Im April haben Privatleute den Luisenthaler Bahnhof ersteigert. Sie bieten den Bau jetzt im Internet zum Kauf an – für das Siebenfache des Auktionspreises. Doch eigentlich wollen sie den Bau nicht veräußern, sondern neu nutzen, sagt ein Rechtsanwalt, der die Gruppe vertritt.

 Blick auf den Luisenthaler Bahnhof, 1898 errichtet. Archivfoto: Becker & Bredel

Blick auf den Luisenthaler Bahnhof, 1898 errichtet. Archivfoto: Becker & Bredel

Die Diskussion um die Zukunft des Bahnhofs Luisenthal nimmt eine neue Wendung. Werner Michaltzik, Vorsitzender des Völklinger Sicherheitsbeirates, hatte - wie bereits kurz gemeldet - jüngst auf der Internet-Seite ohne-makler.net Folgendes entdeckt: Der Bahnhof Luisenthal wird für 250 000 Euro zum Verkauf angeboten. Die Stadt hatte es verpasst, den Bahnhof bei einer Auktion am 1. April in Berlin zu ersteigern. Damals trat nur ein einziger Bieter auf den Plan, der den Bahnhof zum Mindestgebot von 35 000 Euro erhielt.

Nutzungskonzept bis März

Auf der Internetseite ist ein Privatanbieter mit Familiennamen und Mobiltelefonnummer angegeben. Besagter Herr Hoffmann, Vornamen und Wohnort möchte er nicht nennen, meldet sich auch auf Anruf unserer Zeitung. Er habe den Bahnhof zusammen mit anderen Personen erworben, und der damalige Preis "war mein Glück", fügt er hinzu. Auf das jetzige Angebot hin hätten sich bereits mehrere Interessenten gemeldet. Ansonsten sei eine Hausverwaltung eingesetzt, die sich um die Dinge kümmere. Herr Hoffmann nannte hier als Kontakt für weitere Auskünfte die E-Mail-Adresse einer Rechtsanwaltskanzlei in Neu-Isenburg.

Dort ist Rechtsanwalt Dietmar Runte der Ansprechpartner. Den Bahnhof im Internet anzubieten, sei eigentlich gar nicht geplant gewesen, sagt er am Telefon. Damit hätten die Eigentümer nur reagiert auf eine Kauf-Anfrage der Stadt - nach dem Motto: Wenn schon jemand anklopft, machen wir die Sache eben öffentlich. Die "Erwerbsabsicht" der Eigentümergemeinschaft sei aber gewesen, "das Objekt lange zu halten" und daraus etwas zu machen. "Die neue Nutzung entwickeln wir gerade", sagt Runte. Bis März werde das Konzept wohl fertig sein. Es dann zu veröffentlichen, sei bisher nicht vorgesehen. Finde sich rasch ein Interessent, sei auch denkbar, dass die Eigentümer den Bahnhof verkaufen; man arbeite derzeit parallel, auf kurze und auf lange Sicht. Doch je mehr Zeit verstreiche, desto unwahrscheinlicher werde ein Verkauf und desto wahrscheinlicher eine Neunutzung.

Und der Bau-Zustand? Es gebe "ein paar marode Stellen, an denen arbeiten wir gerade", sagt Runte. Doch nach Ansicht des Architekten, der im Eigentümer-Auftrag das Gebäude betreue, sei das kein "Notfall". Der Architekt sei im Kontakt zum städtischen Bauamt; auf Verkehrssicherung werde geachtet. Das müssten die neuen Eigentümer auch, sagt Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) auf SZ-Anfrage: "Wir haben ihnen Auflagen gemacht", unter anderem zum Vordach und zur löchrigen Vorplatz-Pflasterung.

Stadt-Kauf scheiterte am Geld

Das Bahnhofsgebäude gehörte, als die jetzigen Eigentümer es erwarben, längst nicht mehr der Deutschen Bahn. Sie hatte es an einen Finanzinvestor verkauft, der dem Auktionshaus Karhausen AG in Berlin den Versteigerungauftrag erteilte. Völklingens Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU ) hatte sich bereits zur Auktion am 1. April angemeldet. Er wollte telefonisch mitbieten und für die Stadt den Bahnhof erwerben.

Aber daraus wurde nichts: Der Stadtrat versagte in nicht öffentlicher Sitzung die Zustimmung zu einer Änderung des Haushaltsplans. Bintz hatte Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) nach eigenen Angaben bereits zwei Zusagen abgerungen. Bouillon wollte der Stadt beim Kauf mit einer Bedarfszuweisung helfen. 50 Prozent des Preises hätte so das Land übernommen. Zudem hatte Bouillon den "vorzeitigen Maßnahmenbeginn" zugesichert, die Stadt hätte sofort über das Landesgeld verfügen können. Die andere Hälfte des Kaufpreises hätte die Stadt aber selbst aufbringen müssen, und aktuell sei alles verfügbare Geld weg gewesen, berichtete Bintz damals.

Die Bouillon-Zusagen vom Frühjahr seien Hintergrund gewesen für die städtische Kauf-Anfrage bei den neuen Eigentümern, sagt jetzt OB Lorig. Die Stadt hätte sich um eine "Reaktivierung" der Zuschüsse bemüht, sofern die neuen Eigentümer einen akzeptablen Preis genannt hätten.

Regeln für Sanierungsgebiet

Doch zuerst 220 000 und nun, im Netz, 250 000 Euro seien nicht akzeptabel. Auch dann nicht, wenn sich andere Käufer fänden. Denn der Bahnhof liegt im Sanierungsgebiet. Da hat die Stadt Vorkaufsrecht und das Recht - sogar die Pflicht, sagt Lorig -, Immobilien-Verkaufspreise zu prüfen und Verkäufe auch zu untersagen. Der Bahnhof gilt als zentraler Punkt im städtebaulichen Entwicklungskonzept für Luisenthal .

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