Kolumne Von Perspektiven und Horizonten

Was berührt, was interessiert uns, und warum? Was ist uns wichtig? Wie kriegen wir es hin, über den Tellerrand zu schauen?

Kolumne: Von Perspektiven und Horizonten
Foto: SZ/Robby Lorenz

Was hat uns beschäftigt in der zu Ende gehenden Woche? Was hat uns in Atem gehalten, aufgeregt, neugierig gemacht, was hat uns gefreut?

Viele Menschen dürften mitgebangt und mitgehofft haben beim Drama um die in einer Höhle eingeschlossenen thailändischen Jugendfußballer, das letztlich – fast ein Wunder – gut ausging. Ich auch. Und auch mich hat zugleich die Frage bewegt, warum diese Rettungsaktion so viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog als die verzweifelte Lage von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer.

Junge Leute, die ein bisschen Abenteuer suchen, Gefahr hin oder her, waren wohl die meisten Erwachsenen selber mal; das kennen wir, es rührt an die eigene Erfahrung. Das Grauen im Mittelmeer hat ungleich größere Dimensionen, wir können es uns schwerer vorstellen. Unser Gefühl ist rascher und stärker bei Einzelnen als bei vielen. Das ist menschlich – aber Menschlichkeit bedeutet zugleich, sich auch da, erst recht da für Hilfe einzusetzen, wo die Grenzen des persönlichen Mit-Fühlens gesprengt werden. Das thailändische Höhlendrama lehrt Grundsätzliches – etwas sehr Einfaches: Die private Perspektive ist nicht alles. Am kleinen privaten Horizont ist die Welt nicht zu Ende.

Auch nicht am lokalen Horizont. Schon gar nicht, wenn den – wie gerade jetzt in diesen Tagen – weder dickes Gewitter trübt noch strahlender Sonnenschein erhellt. In der Region gehen die Dinge ganz gemächlich ihren Gang. Spektakuläre Ereignisse scheinen sich dem Kalender anzupassen: Sie machen offenbar Ferien.

Völklingens Brache in der Stadtmitte, wo der einstige Kaufhof-Bau und Nachbarhäuser abgerissen wurden, liegt weiter brach (und wird dabei auf skurrile Art immer grüner). Das habe aber nichts zu bedeuten, schon gar nichts Böses, lautet die Antwort aus dem Rathaus auf unsere Nachfrage: Man warte nach wie vor aufs externe Brandschutzgutachten zum Neubau-Projekt des Unternehmens Modepark Röther. Wenn das da sei, könne man die Baugenehmigung erteilen, und der Bau könne beginnen. Das Warten dauert bereits eine gute Weile. Ob auch die Gutachter gerade Ferien machen? Aber angesichts der langen Jahre, die die Völklinger nun schon warten, mögen ein paar Wochen mehr oder weniger als Kleinigkeit erscheinen – auch das ist eine Frage der Perspektive.

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