Von Ludweiler ans andere Ende der Welt

Ludweiler · Das Pärchen aus Ludweiler, Karl Fuchs und Annemarie Ursula Schulte, suchte vor gut 30 Jahren sein Glück in Australien. Die beiden waren Schweinezüchter, sind Busunternehmer und Produzenten von Stahl. Gerade waren sie auf Heimatbesuch.

 Zur Erinnerung ein Selfie: Karl Fuchs mit den Töchtern Martina (li.) und Vanessa und seiner Frau, Annemarie Ursula Schulte. Foto: jenal

Zur Erinnerung ein Selfie: Karl Fuchs mit den Töchtern Martina (li.) und Vanessa und seiner Frau, Annemarie Ursula Schulte. Foto: jenal

Foto: jenal

Als der damalige US-Präsident Ronald Reagan dann auch noch Atom-Raketen in Europa stationieren ließ, sah ein junges Völklinger Paar Anfang der 1980er Jahre den Zeitpunkt gekommen, der Heimat den Rücken zu kehren. Am Besten ganz weit weg von der atomaren Bedrohung, zu der sie neben den Abschreckungswaffen auch das Kernkraftwerk Cattenom zählten. Weg von der enormen Arbeitslosigkeit, für die der Umbruch in der Montanindustrie mit Stahl- und Kohlekrise damals gesorgt hat.

Karl Fuchs und Annemarie Ursula Schulte trieb es damals ans andere Ende der Welt. Die 21-Jährige und der 23-Jährige fassten allen Mut zusammen, um in Australien Fuß zu fassen. "Da standen wir dann da, mit wenig Geld und und vielen Erwartungen", erinnern sie sich beim Besuch in der alten Heimat Ludweiler . Sorgen um Arbeit brauchte er sich Down-Under aber nicht zu machen: "Ich war kaum aus dem Flugzeug, da war ich auch schon am Arbeiten."

Wählerisch bei der Jobsuche waren beide das erste Jahr nicht. Türsteher, Taxifahrer, Erntehelfer, was Geld einbrachte, wurde gemacht - manchmal hatten die beiden mehrere Jobs gleichzeitig. Was eisern zur Seite gelegt wurde, reichte nach etwa einem Jahr in der neuen Heimat für das erste eigene Unternehmen. Die beiden übernahmen eine Schweinefarm mit etwa 100 Säuen. Drei Jahre lebten sie so in Victoria im australischen Süden, wo es ihnen aber irgendwann klimatisch zu kalt wurde. Der Zufall brachte sie nach Mackay in der Region Queensland, wo sie sich bis heute wohlfühlen. Der Zufall brachte es auch mit sich, dass sie dort die Gelegenheit nutzten, das Metier zu wechseln.

Ab sofort waren die begeisterten Motorradfahrer Inhaber der örtlichen Niederlassung für Harley Davidson und BMW . In den vier Jahren vergrößerten sie das Geschäft, ehe sie es schließlich verkauften - zeitgleich bauten sie auf einem zehn Hektar großen Anwesen das Haus, das sie bis heute bewohnen. Und die beiden Töchter kamen. Vanessa und Martina. Über eine Reifenhandlung kam das mutige Unternehmerpaar dann in das Tätigkeitsfeld, das sie immer noch bearbeiten. Fuchs erwarb seine ersten beiden Schulbusse und die wichtige Lizenz, diese betreiben zu dürfen. Das neue Unternehmen heißt fortan Busfox in Anlehnung an die englische Übersetzung seines Nachnamens. Inzwischen ist daraus eine Busflotte geworden, die auch den Bergbau bedient. Weiter sind die Ausgewanderten inzwischen Inhaber eines Stahl- und Edelstahlfabrikationsgeschäfts. Fuchs voller Stolz: "Heute beschäftigen die Firmen um die 50 Mitarbeiter und weitere Expansionen sind zu erwarten. 2016 ist Busfox nunmehr 21 Jahre in Betrieb."

Und das beste: Zuverlässige Mitarbeiter stellen sicher, dass der Betrieb auch läuft, wenn die Unternehmer nicht da sind. Die nutzen das aus. "Wir segeln gerne am Great Bareer Reef", sagt sie. Und regelmäßig besuchen sie die alte Heimat , in der sich so viel verändert hat. "Die kleinen Autos, süß", sagt sie, als ein Smart vorbei fährt. Im weitläufigen Australien - die inzwischen erwachsenen Töchter wohnen 1000, oder sogar 2000 Kilometer entfernt in Brisbane und Sidney - fahren die Einwohner im Linksverkehr lieber Pickups.

Die alte Heimat hat ihre Reize. "Nachdem sich die Industrie verändert hat, ist hier alles viel sauberer und grüner geworden", freut sie sich. Hier sind sie gerne mit dem Rad unterwegs, zu viert radeln sie gelegentlich bis an die Mosel. Mit ganz vielen Stopps. "Hier hast Du ja alle paar hundert Meter einen Postkartenblick, Australien sieht über hunderte von Kilometern immer gleich aus." Und einen Trip nach Berlin haben sie sich vorgenommen: "Das wollen unsere Töchter unbedingt sehen."

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