Von Brot bis Saft ist hier alles Bio

Völklingen · Drei Mal zog Eva Schales mit ihrem Biofachgeschäft um. Jedesmal wurde der Laden ein wenig größer. Heute gehört neben dem Verkauf gesunder Bio-Lebensmittel auch ein Bistro dazu. Und 29 Mitarbeiter unterstützen die Chefin, die 1985 als Einzelkämpferin begonnen hatte.

 Die Auswahl ist reichhaltig: Mt dem Verkauf von Bio-Brot- und Backsorten fing alles vor 30 Jahren an. Heute ist das Sortiment von Eva Schales um zahlreiche Bio-Lebensmittel erweitert. Foto: Ruppenthal

Die Auswahl ist reichhaltig: Mt dem Verkauf von Bio-Brot- und Backsorten fing alles vor 30 Jahren an. Heute ist das Sortiment von Eva Schales um zahlreiche Bio-Lebensmittel erweitert. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

In diesen Tagen hat man bei Naturkost Schales allen Grund zum Feiern. Denn das Biofachgeschäft in der Völklinger Bismarckstraße wurde vor genau 30 Jahren, am 25. Januar 1985, gegründet und ist inzwischen zu einer Institution in der Stadt geworden. Doch bei allem berechtigten Stolz auf diese Erfolgsgeschichte blickt Geschäftsführerin Eva Schales mit gemischten Gefühlen auf die Anfänge zurück. "Es war schwer", sagt sie, "denn ich war fünf Jahre zu früh dran."

Entstanden war die Geschäftsidee sehr spontan: "Wir saßen sonntags beim Mittagessen, und mein Vater, ein überzeugter Bioland-Bauer und Bäcker, sagte nebenbei, es wäre doch gut, wenn man das Getreide in größerem Rahmen vermarkten könnte." Tochter Schales, damals idealistische 23 Jahre jung, erklärte sofort: "Das mache ich!" Bedenken ließ sie nicht gelten, und so eröffnete sie in der Völklinger Moltkestraße mit großem Optimismus einen Bioladen. "Er war winzig, ein schmales Handtuch, aber ich war sicher, dass immer mehr Leute mein Angebot wie sortenreines Brot annehmen würden und die Zeit reif war für biologisch hergestellte Lebensmittel."

Aber die Zeit war noch nicht reif. Zwar wurde immer mehr über Schonung der Umwelt und naturbelassene Nahrung diskutiert, zumal sich einige Jahre zuvor eine neue Partei, Die Grünen, gegründet hatte. Aber "Bio" klang für viele Menschen immer noch nach Esoterik, nach Sektiererei, nach Lodenmantel und Gesundheitssandalen. "Ich saß oft alleine in meinem Lädchen, machte ein Nickerchen, las aber auch viele Bücher über gesunde Ernährung und ökologische Zusammenhänge." Die Auslieferung von Broten erledigte sie nach Feierabend mit ihrer "Ente". 1986 zog sie in die Poststraße, rechte Straßenseite, vier Jahre später auf die linke, und allmählich ging es aufwärts. Neben der Stammkundschaft kamen Vegetarier, Veganer, Allergiker ließen sich beraten, und Eva Schales erweiterte ihr Bio-Sortiment immer mehr: Säfte, Gemüse, Getreide , Brotaufstrich, Kosmetika, Hygiene-Artikel - es wurde eng im Laden, und so zog sie vor 15 Jahren ein drittes Mal um, an den jetzigen Standort, den sie um ein Ladenlokal erweitern konnte. "Ich bin halt immer weiter gegangen, wenn es zeitweise auch sehr schwer war", sagt sie. Und zuletzt hat sie sich einen Wunsch erfüllt, von dem sie im "schmalen Handtuch" nur träumen konnte: Einen Teil ihres Geschäftes hat sie als Bistro, als Gaststätte, eingerichtet. "Ich wollte immer schon, dass mein Geschäft auch Begegnungsstätte ist, ein Ruhepol, wo man gemütlich sitzen kann, miteinander reden, gut essen, getreu meinem Motto: alles Gute für Körper, Geist und Seele." Hier bietet sie täglich Frühstück und frisches Stammessen mit Bestandteilen aus der Region an, und donnerstags bereitet eine indische Mitarbeiterin ein Mittagessen aus ihrer Heimat zu.

Aus dem Eine-Frau-Lädchen wurde ein Unternehmen mit 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, beliefert werden Geschäfte und Kunden im ganzen südwestdeutschen Raum. Die beiden Töchter Anna-Laura und Giulia-Patricia, Bäckermeisterin und Konditorin, werden irgendwann übernehmen, wenn ihre unermüdliche Mutter sich vielleicht doch einmal zur Ruhe setzen will. "Letzteres ist zwar schwer vorstellbar," sagt Eva Schales, "aber beruhigt bin ich doch, dass mein Lebenswerk in gute Hände kommt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort