Kolumne Vom Ende der Tage

Von Trübsinn zu guter Laune, wie geht das? Manchmal hilft Lesen. Oder eine Tasse Tee.

Kolumne: Vom Ende der Tage
Foto: SZ/Robby Lorenz

Herrje, ist das trostlos! Da schaut man raus, und der Anblick, der sich bietet, sieht irgendwie nicht nach Weihnachtszeit aus. So, wie man sie sich gerne vorstellt. Die Flüssigkeit, die von oben herabtropft, ist öfter Regen als Schnee. Alles grau, der Himmel ist eine endlos öde, bleiche Fläche.

Wie soll man es unter den gegebenen Umständen bloß beenden, dieses Trübsalblasen, die schläfrige Lethargie, den tiefen Missmut? Diese Melancholie, die sich bei eiseskaltem, blitzblauem Winterwetter womöglich unversehens in prickelige Festvorfreude verwandeln würde – wie wird man nun mit ihr fertig? Ofen anmachen, Tee trinken, lesen, ein Lifestyle-Magazin, es liegt halt grad hier herum.

Sieh mal an, die Anzeige eines selbsternannten Propheten mit Offenbarungen über das Ende der Zivilisation. Ich könnte ja auch mal was offenbaren: „Die Tage in diesem denkwürdigen Jahr 2018 sind gezählt, weissage ich euch!“ Es will mir noch nicht so ganz einleuchten, dass das Ende tatsächlich nah sein soll, das Ende von allem, wohlgemerkt. Das kommen wird wie Silvester, mit Knall und Rauch, Feuer- und Funkenregen, Blitzen und Donner. Und einer ordentlichen Quittung für das ganze Getöse, das wir veranstaltet haben. Nein, lieber einfach optimistisch bleiben, trotz Matsch, Dreck und Geniesel, undichten Autodachs und nasser Sitze, trotz meterdicker Allwetterkleidung, in der man steckt. Vor allem trotz schlecht gelaunter Haustiere, die auf sofortigem Frühlingsanbruch und trockenen Pfoten beharren. Blätter, blätter, auch nicht schlecht, die Anzeige hier: „Bist du Millionär? Hast du Lust, dein Leben zu ändern? Künstlerwohngemeinschaft sucht Unterstützung für Projekte.“ Raffiniert, was für eine Chuzpe! Schadet ja nichts, an den Weihnachtsmann zu glauben. Oder an sonst wen, der vor dem Ende noch gerne schnell seine gesammelten Besitztümer loswird. Macht bestimmt den Übergang leichter. Irgendwie komme ich mir seltsam vor, es fühlt sich an wie: wieder gut gelaunt. Vielleicht beginnt auch bloß mein „Herbe Energie“-Tee zu wirken . . .

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