Vom Busfahrer-Streik kalt erwischt

Völklingen · Gestern waren überraschend die Busfahrer in Völklingen zum Streik aufgerufen. Die Aktion geriet speziell für Abiturienten zur Nervenprobe. Sie mussten Punkt neun Uhr zur Matheprüfung in der Schule sein.

 Überraschend legten am gestrigen Dienstag die Fahrer der Völklinger Verkehrsbetriebe die Arbeit nieder. Die Busse blieben im Betriebshof bei den Stadtwerken in der Hohenzollernstraße. Streikposten standen in der Einfahrt. Foto: Becker & Bredel

Überraschend legten am gestrigen Dienstag die Fahrer der Völklinger Verkehrsbetriebe die Arbeit nieder. Die Busse blieben im Betriebshof bei den Stadtwerken in der Hohenzollernstraße. Streikposten standen in der Einfahrt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Erst kurz vor Mitternacht, exakt um 23.45 Uhr, ging die Nachricht aus Mainz an die Medien: Die Streikleitung beim Verdi-Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland ruft rund 1000 Mitarbeiter im öffentlichen Personennahverkehr im Saarland zum ganztägigen Warnstreik auf. Auch in Völklingen griff am Dienstag dieser Aufruf. Statt wie gewohnt am frühen Morgen zu starten, blieben die Busse der Verkehrsbetriebe im Depot. Die Gewerkschafter blockierten die Zufahrt zur Stadtwerke-Zentrale in der Hohenzollernstraße, und Plakate machten klar: "Dieser Betrieb wird bestreikt."

Tausende wollten gestern Morgen mit dem Bus zur Arbeit oder zur Schule. Manche hatten noch etwas in den Rundfunknachrichten mitbekommen. Andere standen zunächst ratlos an den Haltestellen. Handys glühten, während Eltern und Kollegen sich zu Notfall-Autofahrten verabredeten. Besonders brenzlig wurde es für angehende Abiturienten. Für sie war an diesem Morgen die schriftliche Mathe-Prüfung angesagt.

Sie mussten nicht bereits gegen Acht wie die anderen Schüler da sein, aber exakt um neun Uhr in ihren Schulen antreten. Alle Kandidaten haben dies am Albert-Einstein-Gymnasium in Völklingen und am Warndt-Gymnasium in Geislautern geschafft. "Viele Eltern haben ihre Kinder gefahren", sagte man zur Gesamtlage am Einstein-Gymnasium. Auch im Warndt registrierte man gestern nur einige Kinder, die nicht zum Unterricht erschienen. Ein Teil der Linien wird auch von dem privaten Busunternehmen Baron bedient. "Wir fahren ganz normal", bestätigte eine Sprecherin der Zentrale in Großrosseln. Vom Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium in Völklingen war gestern keine offizielle Auskunft zu erhalten.

Verdi begründete den Streik damit, dass der kommunale Arbeitgeberverband lediglich eine jährliche Entgelterhöhung von pauschal 50 Euro brutto pro Monat bei einer Laufzeit von über drei Jahren angeboten habe. Dies sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten.

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HintergrundDie Völklinger Verkehrsbetriebe steuern bei einer Jahres-Fahrleistung von rund einer Million Kilometern auf ein (zuletzt genanntes) Defizit von zwei Millionen Euro zu. Sie gehören zum Stadtwerke-Konzern, der selbst wegen der Meeresfischzucht in eine existenzbedrohende Krise geraten ist. Die Stadtwerke benötigen deshalb einen Kreditrahmen von bis zu 24 Millionen Euro, um die kommenden zwei Jahre zu überstehen. Über die Konditionen wird derzeit mit der Saar LB verhandelt. Die Stadtwerke-Geschäftsführung hat eine für heute geplante Aufsichtsratssitzung in dieser Angelegenheit auf kommenden Dienstag verschoben. er

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