Kaufhof-Abriss-Baustelle Völklinger wussten von der Tankstelle

Völklingen · Auf der Kaufhof-Abriss-Baustelle kam jüngst eine Altlast ans Licht, Relikt einer Tankstelle. SZ-Leser wissen darüber allerhand zu berichten.

 Beim Abriss des ehemaligen Völklinger Kaufhofs stieß das Abbruch-Team unter dem Parkhaus auf zwei große Tanks, überbaute Reste einer alten Tankstelle. An Tank Nummer zwei, hier im Bild, hat erkennbar schon der Zahn der Zeit genagt.

Beim Abriss des ehemaligen Völklinger Kaufhofs stieß das Abbruch-Team unter dem Parkhaus auf zwei große Tanks, überbaute Reste einer alten Tankstelle. An Tank Nummer zwei, hier im Bild, hat erkennbar schon der Zahn der Zeit genagt.

Foto: Karl-Heinz Schäffner/ VHS Völklingen/Karl-Heinz Schäffner

Das Abbruch-Team, das auf dem Gelände rund um den einstigen Völklinger Kaufhof am Werk ist, erlebte kürzlich Überraschungen. Die Bagger förderten, wie berichtet, nacheinander zwei große Treibstoff-Tanks zutage, Überreste einer Tankstelle, die einst dort arbeitete – von einer solchen Altlast hatten die Zuständigen vorher nichts geahnt. Glückssache, dass die Tanks leer waren und dicht und dass die Bagger sie heil aus dem Boden geholt haben – sie hätten sonst ein großes (und kostspieliges) Umweltproblem verursachen können.

Auch das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) wusste von der Vorgeschichte des Ortes nichts. Wohl aber etliche Leserinnen und Leser der SZ. Und kaum war die Fund-Nachricht auf der lokalen SZ-Facebook-Seite nachzulesen, meldeten sich Nutzer mit Erinnerungen. „Da war früher eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle!“, schreibt etwa Engelbert Gier; einer seiner Klassenkameraden habe dort gelernt. Jutta Riegel kann den Namen der Firma beisteuern: Auto­haus Löw; bis Ende der 1970er oder Anfang der 1980er  Jahre sei die Firma dort aktiv gewesen. Nach den Informationen von Otmar Bohr hatte das Unternehmen sogar noch länger Bestand: „Am 2. 10. 1992 wurde das Konkursverfahren über das Vermögen der Fa. Loew, Alte Schulstraße 12, mangels Masse eingestellt“, hat er gepostet.

Hubert Kesternich schließlich, engagierter und kenntnisreicher Völk­linger Heimatforscher, hat Hinweise auf die Anfänge der Firma in seinem Archiv. „Zum Anwesen Alte Schulstraße 12, Heinrich Löw, gehörte seit mindestens Mitte der 1930er Jahre eine Kfz-Werkstatt mit Betriebsstoffen und mindestens seit 1947 mit einer Tankstelle“, schreibt er in einer Mail an die Redaktion, der er als Belege Auszüge aus einem Adressbuch von 1938 und einem Telefonbuch von 1947 beigefügt hat. Er selbst hat im Gedächtnis, dass die Firma Mitte der 1950er Jahre die Vertretung für Unic-Lastwagen und Citroën-Fahrzeuge innehatte und auf jeden Fall bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb war.

Wann auch immer die Tankstelle dichtgemacht hat – die beiden tonnenschweren 30 000-Liter-Treibstofftanks sind dabei im Boden geblieben. Und wurden einfach überbaut, als das Kaufhof-Parkhaus errichtet wurde. Heute undenkbar, sagt Sandra Henkel von der Pressestelle des saarländischen Umweltministeriums – dem das LUA untersteht – auf SZ-Nachfrage. Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wird – und dazu gehören Treibstoffe nun mal – würden regelmäßig von Sachverständigen überprüft. Bei einer Anlagen-Stilllegung gebe der Sachverständige vor, was zu tun ist, zum Beispiel Leerung und Reinigung von Tanks. So gesichert, dürfe ein Tank zwar eine Weile im Boden bleiben. Aber ihn zu überbauen, sei keinesfalls erlaubt.

Wobei der heutige Standard erst seit den 1990er Jahren gelte. Erst im Zuge der deutschen Wiedervereinigung habe man systematisch mit Altlasten-Dokumentationen begonnen. Und erst seit dieser Zeit sei das entsprechende Kataster Ländersache. Vorher, sagt Henkel, „waren noch die Städte und Gemeinden im Saarland, konkret deren Untere Bauaufsichtsbehörde beziehungsweise die Untere Wasserbehörde, zuständig für die Dokumentation von Altlasten“. Die kommunalen Daten habe die Landesbehörde dann zusammengeführt.

 Tank Nummer eins ist vor etwa drei Wochen gefunden worden – rund acht Tonnen schwer, 30 000 Liter Fassungsvermögen. Zum Glück war er leer, er konnte keinen Schaden anrichten.

Tank Nummer eins ist vor etwa drei Wochen gefunden worden – rund acht Tonnen schwer, 30 000 Liter Fassungsvermögen. Zum Glück war er leer, er konnte keinen Schaden anrichten.

Foto: Karl-Heinz Schäffner

Doch im Fall der einstigen Auto-Firma Löw, hat Völklingens Stadtpressesprecher Uwe Grieger gestern auf eine SZ-Anfrage geantwortet, stehe für deren ehemaligen  Standort keine Belastung im Grundbuch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort