Diskussion über mehr Sozialwohnungen „Wir müssen erst Leerstand beseitigen“

Völklingen/Saarbrücken · Bau von Sozialwohnungen ist für Geschäftsführer der Völklinger Wohnungsgesellschaften GSW und ABG kein Thema.

 Dieses Haus im Völklinger Stadtteil Wehrden wird nach einem Brand zurzeit saniert.

Dieses Haus im Völklinger Stadtteil Wehrden wird nach einem Brand zurzeit saniert.

Foto: GSW

Der Neubau von Sozialwohnungen war 2018 in aller Munde. Denn das Problem wurde offensichtlich, dass immer öfter arme Menschen von der staatlichen Unterstützung Geld abzweigen müssen, um die gestiegenen Mieten zu bezahlen und so weniger Geld zum Leben haben. Denn es fehlen Sozialwohnungen. Die Landesregierung reagierte und vergibt künftig sehr günstige Kredite, wenn Wohnungsgesellschaften oder Investoren Sozialwohnungen bauen und diese für einen bestimmten Zeitraum, mindestens zehn Jahre lang, sehr günstig vermieten.

Doch Markus Arend, 45, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH (GSW) in Völklingen, denkt zurzeit nicht an Neubauten: „Wir müssen zunächst unseren Leerstand beseitigen. 60 bis 80 Wohnungen müssen noch saniert werden.“ Das neue Wohnraum-Förderprogramm könne er dafür nicht nutzen, weil das auf Neubauten und den barrierefreien Umbau ausgerichtet sei, erklärt Arend.

 Sanierte Sozialwohnungen der Siedlungsgesellschaft am Pfarrer-Bleek-Platz in Malstatt.

Sanierte Sozialwohnungen der Siedlungsgesellschaft am Pfarrer-Bleek-Platz in Malstatt.

Foto: SGS Heike Dillhöfer

16 Prozent der GSW-Wohnungen stehen nach seinen Angaben zurzeit leer. Das liege auch daran, dass ein Hochhaus im Stadtteil Wehrden nach einem Brand 2017 zurzeit generalsaniert werden müsse. Im April sollen dort die ersten von 44 Wohnungen wieder bezogen werden. 2014 hatte der Leerstand bei der GSW sogar 28,8 Prozent betragen, sagt der Geschäftsführer.

Weitere Gründe gegen den Neubau von Sozialwohnungen: der große Aufwand, weil er sich mit Behörden vom Jobcenter bis zum Sozialamt abstimmen müsse und vor allem die Tatsache, dass er bei Sozialwohnungen nur an Bezieher von Hartz IV oder Grundsicherung vermieten darf, sagt Arend. Diese Einschränkung findet er nicht gut, er wolle alle Mietinteressenten bedienen. Und gerade Menschen, die leicht über der Hartz-IV-Grenze liegen, fänden oft nur schwer eine Wohnung. Denen wolle er auch eine bezahlbare Bleibe anbieten.

 Markus Arend, Chef der Baugenossenschaft ABG und der Gesellschaft GSW.

Markus Arend, Chef der Baugenossenschaft ABG und der Gesellschaft GSW.

Foto: BeckerBredel

Von den 580 GSW-Wohnungen sei mittlerweile keine mehr in der Sozialbindung. Auch Menschen, die keine staatliche Unterstützung erhalten, mieteten diese Wohnungen. Die will er in Schuss halten und die Sanierungen fortsetzen. Der Geschäftsführer sagt, er ist froh, dass er mittlerweile bei den Banken, allen voran die Sparkasse Saarbrücken, günstige Kreditzinsen bekomme. So könne die GSW mit eigenem Geld und Krediten die Investitionen stemmen. In Völklingen gibt es auch noch die Allgemeine Baugenossenschaft 04 (ABG), deren Chef Arend in Personalunion ist. Beide Gesellschaften würden in diesem Jahr 3 bis 3,5 Millionen Euro investieren, auch in den Folgejahren soll dieser Betrag in die Sanierung von Wohnungen fließen.

Die GSW verkauft aber auch Wohnungen. Arend bestätigt, dass er im Stadtteil Ludweiler zwölf kleine Reihenhäuser veräußert habe. „Das sind keine Sozialwohnungen. Der Aufsichtsrat hat das beschlossen und der Kaufpreis fließt in den Gesamtbestand, somit auch in die Hochhaussanierung in Wehrden“, sagt Arend. Drei der Häuser in Ludweiler hätten zudem leergestanden.

Hat er aber Verständnis für die Befürchtungen, der Investor könnte die Häuser „luxussanieren“ und die Mieter dann rausdrängen? Arend erklärt, der Investor komme aus Saarlouis und wolle dauerhaft in Völklingen Geschäfte machen. Die Häuser seien in einem ordentlichen Zustand. Er glaubt, dass die Mieter nichts zu befürchten haben. Bereits in der Vergangenheit habe sich die GSW von „Schrottimmobilien“ getrennt, deren Sanierung sehr teuer gewesen wäre. Diese Bezeichnung treffe aber auf die jetzt verkauften Häuser nicht zu. Arend versichert, bei der GSW seien die Verkäufe jetzt abgeschlossen, bei der ABG aber noch möglich.

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