Sparsam mit dem Geld aus dem Projekt „Soziale Stadt“ Kein Geld für ein riesiges Hüttenarbeiter-Porträt

Völklingen · Das Völklinger Stadtteilforum Nördliche Innenstadt hat es abgelehnt, ein Kunstprojekt im Quartier mitzufinanzieren.

 Die Freifläche vor der Völklinger Versöhnungskirche, von der Poststraße aus gesehen. An der Wand links sollte das Kunstwerk entstehen.

Die Freifläche vor der Völklinger Versöhnungskirche, von der Poststraße aus gesehen. An der Wand links sollte das Kunstwerk entstehen.

Foto: Ulrike Paulmann

Das Stadtteilforum Nördliche Innenstadt hat sich dagegen ausgesprochen, 7500 Euro für ein Kunstprojekt in der Poststraße bereitzustellen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte als Initiator und die Stadt Völklingen als Unterstützer hatten die Idee an das Forum herangetragen, ein Werk des renomierten Urban-Art-Künstlers Hendrik Beikirch im Norden der Stadt zu realisieren und dies gemeinschaftlich zu finanzieren: Auf der „Brandwand“ des Hauses Poststraße 54, einer weißen Fassadenfläche direkt an dem Platz vor der Versöhnungskirche, sollte das großformatige, schwarz-weiß gehaltene Porträt eines real existierenden ehemaligen Völklinger Hüttenarbeiters entstehen. Das Geld dafür wäre aus dem Verfügungsfonds gewesen, der dem Forum im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ zur Verfügung steht.

Frank Krämer, Kurator der 5. Urban Art Biennale im Weltkulturerbe, und Christof Theis, Leiter des Fachdienstes Wirtschaftsförderung der Stadt, hatten in der Sitzung für das Projekt geworben. Theis erklärte, es gebe schon länger die Idee, die Ausstellung auch in den Stadtraum zu transportieren.

Die Zuhörer konnten sich allerdings wenig dafür erwärmen. „Wer von den Touristen, die im Weltkulturerbe sind, kommt noch hier hoch?“, so eine Frage. Oft wurde das Projekt gelobt, der Ort aber als unpassend bezeichnet. Manchen gefiel die Art der Kunst nicht; eine Frau regte an, dass Jugendliche die Wand gestalten. Die Überlegung, nicht nur an einer, sondern an mehreren Stellen der Stadt eine Verbindung zu schaffen, fand viel Zuspruch. „Mich beschleicht die Ahnung, dass das ausgewählt wurde wegen des Geldes“, formulierte eine Anwesende – was Theis entschieden zurückwies: Die Ausgangsfrage habe nicht geheißen, wie man das finanziere, sondern, wo man ein solches großformatiges Werk positionieren könne. Am Ende stimmten 22 Teilnehmer gegen den Antrag, zwei dafür.

Wird das Weltkulturerbe das Projekt mit Beikirch weiter verfolgen? „Wir sind weiterhin für Gespräche mit der Stadt Völklingen offen“, so die Antwort aus der Pressestelle. Das Werk des Künstlers, das einen Hüttenarbeiter zeigt, wäre eine Möglichkeit, die „Urban Art Biennale“ des Weltkulturerbes mit der Stadt Völklingen zu verbinden, so attraktive Orte in der Stadt zu gestalten und „den Spirit der Urban Art Biennale’“ in die Stadt zu bringen. „Das Werk würde einen Bezug zur Hüttenstadt herstellen.“ Bereits an mehreren Stellen in der Stadt sei die Installation „Flags“ des spanischen Künstlers SpY zu sehen.

Christof Theis sah die Absage „sportlich“, das müsse man akzeptieren. Aber: „Wenn das dazu beigetragen hat, andere Ideen umzusetzen, ist das ja auch ein Erfolg.“ Und so scheint es. Es sei Bewegung in die Sache gekommen, sagte der Sprecher des Stadtteilforums, Hans-Jürgen Georges, zur SZ. Man könne sich etwa vorstellen, die Wand, so sie denn verfügbar sei, als Projektionsfläche für Public Viewing und Co. zu nutzen. Grundsätzlich müsse man auch sehen, wie viel Platz bleibe, wenn die Freifläche davor, wie geplant, bald von der Stadt umgestaltet und auch bepflanzt werde. „7500 Euro sind ein ganzes Jahresbudget“, so Georges weiter.

Zur Absage des Gremiums meinte er, der Bezug fehle. „Was fängt ein Ortsfremder mit so einem Kopf an?“ Zwei Sitzungen zum Thema in kleineren Runden hätten bereits ähnliche Ergebnisse gebracht.

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