Stahl aus Völklingen stützt US-Wolkenkratzer Völklinger Präzisions-Stahl für die Kunst

Völklingen · Das weltweit größte und berühmteste Haus der zeitgenössischen Kunst, das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), errichtet für 400 Millionen Dollar einen Erweiterungsbau. Mit Technik aus Völklingen.

 Die imposante Rahmenkonstruktion des Schwingungsdämpfers ist 7,10 Meter lang, 5,50 Meter breit und 6,30 Meter hoch. Im Frühjahr soll sie in New York in 200 Metern Höhe montiert werden.

Die imposante Rahmenkonstruktion des Schwingungsdämpfers ist 7,10 Meter lang, 5,50 Meter breit und 6,30 Meter hoch. Im Frühjahr soll sie in New York in 200 Metern Höhe montiert werden.

Foto: Saarstahl AG

Was Kunst mit Stahl zu tun hat, so ganz grundsätzlich, kann man sich angesichts mancher tonnenschweren Skulptur ja leicht vorstellen. Aber wozu braucht Kunst im fernen New York an der Ostküste der USA ausgerechnet Stahl aus Völklingen? Die Antwort ist einfach: Die Völklinger Genauigkeitskünstler von der Saarstahl-Tochterfirma Saar Stahlbau GmbH sorgen mit hochspezialisierten Bauteilen dafür, dass der Erweiterungs-Neubau, den das Museum of Modern Art (MoMA) derzeit errichten lässt, sicher steht, auch wenn der Sturm in Orkanstärke bläst.

2019 soll das neue Gebäude fertig sein, 400 Millionen Dollar teuer, umgerechnet etwa 338 Millionen Euro. Es bekommt seinen Platz an der Westseite des bestehenden MoMA-Komplexes, zwischen dem Central Park und dem Empire State Building. Dieser New Yorker Wahrzeichen-Wolkenkratzer ist 381 Meter hoch, mit der Antenne obendrauf sogar 443 Meter – ganz so hoch hinaus soll der MoMA-Neubau nicht, er soll nach Saarstahl-Auskunft „nur“ 320 Meter in den Himmel ragen. Hoch genug nun allerdings, um das Gebäude windempfindlich zu machen. Dagegen haben die Völk­linger Stahlbauer ein Gegenmittel parat. Einen Schwingungsdämpfer nämlich. Genauer: den Zwischenrahmen dafür und die Wannen für die so genannte Reaktionsmasse.

Die Idee, die dahintersteht, ist simpel. Den gewaltigen Kräften, die Wind oder Erdbewegungen entfalten, beim Bauen gleiche (Stabilisierungs-)Kräfte entgegenzusetzen, liegt weit jenseits menschlichen Vermögens. So haben Bauleute Stabilisierungstechniken aus der Natur abgeguckt. Bäume beispielsweise sind nachgiebig. Weil sie sich mit dem Wind biegen, brechen sie nicht, jedenfalls solange die Schwingung, in die der Wind sie versetzt, nicht zu stark wird. Hochhaus-Architekten verfahren nach gleichem Prinzip, sie bauen nicht starr, sondern elastisch – aber sie dämpfen die Gebäude-Schwingung. Auf genial einfache Art: Eine Art Pendel, im oberen Viertel des Wolkenkratzers eingehängt, wirkt der Windlast entgegen, es gleicht die unvermeidliche Gebäude-Bewegung aus.

Im Detail ist die Sache dann aber gar nicht mehr einfach. Ein Schwingungsdämpfer für ein mehr als 300 Meter hohes Gebäude  muss logischerweise ein tonnenschweres Teil sein; insgesamt 500 Tonnen sind es beim MoMA-Neubau. Und Gewicht, Maße, Schwingverhalten und sonstige Eigenschaften der Dämpfer-Teile müssen genauestens  abgestimmt sein auf die Charakteristik des Baus. Eben hier kommt Völklinger Stahl-Präzision ins Spiel.

Saar Stahlbau, berichtet Ute Engel, Sprecherin des Saarstahl-Konzerns, habe schon öfter zusammengearbeitet mit der Berliner Firma Gerb, die auf Schwingungsdämpfer-Konstruktionen spezialisiert ist und dafür auch Patente hält. Offenbar hat das gut geklappt. So erhielt die Völklinger Saarstahl-Tochter jetzt den Auftrag zu Gunsten der Kunst.

Saar Stahlbau-Chef Andreas Steffan erklärt, worauf es dabei ankam: „Alle Rahmen-Komponenten müssen auf den Millimeter genau zusammenpassen. Das setzt die exakte Einhaltung der vorgegebenen Maß- und Schweiß-Toleranzen voraus.“ Für den Transport nach Amerika wurden die Einzelteile erstmal wieder auseinandergeschraubt. Im Lkw-Konvoi ging’s nach Rotterdam, von dort per Schiff über den Atlantik. Im kommenden Frühjahr wird der Dämpfer dann an Ort und Stelle neu montiert, in gut 200 Metern Höhe – da kommt’s dann wirklich auf den Millimeter an. Kein kleines Kunststück angesichts der Dimensionen: Allein der Zwischenrahmen des Schwingungsdämpfers wiegt 60 Tonnen, und die Wannen sind mehr als 56 Tonnen schwer. Rund 370 Tonnen an so genannten Dämpfergewichten kommen im Endausbau dazu.

Völklinger Stahl international? Ja, tatsächlich, sagt Sprecherin Ute Engel, und es klingt, als staune sie selbst ein wenig darüber: „Wo immer es um Spezial-Stahl geht, ist Saarstahl im Spiel. Weltweit.“

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