Völklinger CDU gegen Carling-Erweiterung

Völklingen · Mehr Messstationen, schnellere Kommunikation, weniger Chemie in der Luft, keine neuen Gewässer-Belastungen: Mit Blick auf die Erweiterungspläne auf der Chemieplattform Carling/ St. Avold legt die CDU im Völklinger Stadtrat einen umfangreichen Forderungskatalog vor.

 Die Chemieplattform Carling/ St. Avold: Welche Auswirkungen haben die deutschen Nachbarn zu erwarten, wenn die derzeit diskutierten neuen Anlagen gebaut werden? Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Die Chemieplattform Carling/ St. Avold: Welche Auswirkungen haben die deutschen Nachbarn zu erwarten, wenn die derzeit diskutierten neuen Anlagen gebaut werden? Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Foto: Michel Labelle/Total Petrochemicals

Die Pläne des Unternehmens Total Petrochemicals France, seine Anlagen auf der lothringischen Chemieplattform Carling/ St. Avold zu erweitern, schlagen auf der deutschen Seite der Grenze weiter Wellen. Zum aktuellen Genehmigungsverfahren - es betrifft eine neue Produktionsanlage für C4-Harze und ein Lager für das Gas Butadien, das dafür als Rohstoff dient - hat sich nun auch die CDU-Fraktion im Völklinger Stadtrat zu Wort gemeldet: Fraktionschef Stefan Rabel hat der SZ die Stellungnahme geschickt, die die CDU an den Leiter der "Anhörung" bei den lothringischen Behörden gesandt hat.

Die Völklinger Rats-CDU, so steht darin zu lesen, lehnt die geplanten Erweiterungen ab, solange nicht bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Rabel fordert, dass auf beiden Seiten der Grenze zusätzliche Messstationen eingerichtet werden - bis etwa 20 Kilometer landeinwärts, und zwar vor dem Bau der neuen Anlage. Außerdem soll ein Luftreinehalteplan erarbeitet werden für das Gebiet um die neue Produktionsstätte. Der Radius: 25 Kilometer. Und schließlich fordert er "bessere, schnellere und umfangreichere Kommunikation " zwischen Firmen, Behörden und Kommunen auf beiden Seiten der Grenze. Alles, was die Gesundheit der Anwohner betrifft, soll offengelegt werden.

Die CDU-Fraktion will außerdem wissen, wie es sich mit Geruchsbelastungen verhält, warum Geruchsquellen nicht sofort auf der Chemieplattform eingedämmt werden und an wen sich Anwohner bei Gestank wenden können. Sie fragt nach möglichen Risiken bei Produktionsunfällen und nach Katastrophenschutz. Sie weist darauf hin, dass das Gas Butadien als krebserregend, erbgutschädigend und "reproduktionstoxisch" eingestuft wird.

Und nicht zuletzt fordert sie, die geplante Einleitung von lithiumhaltigem Abwasser in die Merle zu unterlassen. Denn dies habe Folgen für die Rossel, in die die Merle mündet: Sie sei bereits stark mit "chemischen Abwässern" belastet. Und die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union verbiete Verschlechterungen des Gewässer-Zustandes, sie gebiete vielmehr Verbesserungen.

Die Bürgerinitiative "Saubere Luft für die Warndtgemeinden" hat ihrerseits ihre skeptische, kritische Sicht auf die Total-Pläne bekräftigt. Man unterstütze die lothringische Kommune Freyming-Merlebach, die die Produktions-Erweiterungen abgelehnt hat (wir haben berichtet), hieß es gestern.

Zum Thema:

HintergrundLithiumhydroxid gehört zu den Abfallstoffen der geplanten neuen C4-Harz-Anlage auf der Chemieplattform Carling/ St. Avold. 7 Gramm Lithium-Ionen pro Liter soll das Abwasser am Ende der Produktionskette enthalten, 170 Kilogramm pro Tag (nicht pro Jahr, wie wir gestern irrtümlich berichtet hatten - pardon!). Angenommen, die Anlage arbeitet an 230 Tagen jährlich, kommt man auf gut 39 Tonnen Lithium im Jahr. Ein gutes Tausendstel davon, nämlich 8,5 Milligramm pro Liter, will Anlagenbetreiber Total nach einer mehrstufigen Abwasser-Reinigung in die Merle einleiten; das berichtete das saarländische Umweltministerium. Die European Chemicals Agency (ECHA) untersucht im Rahmen des europäischen "REACH"-Programms die Umwelt-Wirkung von Chemikalien. Zu Lithium, das insbesondere Wasser-Organismen schadet, liegen bereits Daten vor (auf Englisch). Im Internet: echa.europa.eu/de/ . dd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort