Völklinger Integrationskonzept „Besser über Sprachkurse informieren“

Völklingen · Völklinger Integrationsbeirat: Viele Migranten wissen zu wenig über die Angebote der Stadt. Beirat will mehr Mitspracherechte.

 Voraussetzung für eine gute Integration der Ausländer ist, dass sie die deutsche Sprache erlernen.

Voraussetzung für eine gute Integration der Ausländer ist, dass sie die deutsche Sprache erlernen.

Foto: picture alliance / dpa/Armin Weigel

Die Integration von Einwanderern ist eine Daueraufgabe in Völklingen: Bereits in den 60er und 70er Jahren kamen Türken und Italiener, um auf der Völklinger Hütte und bei Saarstahl zu schuften. Viele sind hier sesshaft geworden. Ab 2015 folgten Flüchtlinge insbesondere aus dem vom Krieg erschütterten Syrien. So sind diese drei Nationalitäten bei den ausländischen Mitbürgern in Völklingen die größten Gruppen, wobei die Türken die Spitzenposition innehaben. Insgesamt hatten Ende Juni 19 Prozent der Einwohner einen nicht-deutschen Pass, in der Stadtmitte waren es sogar über 30 Prozent. Angaben zum Anteil der Menschen an der Gesamtbevölkerung, die einen Migrationshintergrund haben, liegen nicht vor.

Das sind Zahlen und Fakten aus dem Integrationskonzept der Stadt Völklingen. Darin steht: „In kaum einer anderen Stadt des Saarlandes lebt ein höherer Anteil an Bewohnerinnen und Bewohnern mit ausländischen Wurzeln.“ Seit 2017 haben Verwaltung, Stadtrat und weitere gesellschaftliche Gruppen mit Unterstützung des Instituts für Sozialforschung, Praxisberatung und Organisationsentwicklung GmbH an der Fortschreibung dieses Konzepts gearbeitet, in der vergangenen Sitzung hat der Stadtrat das Papier verabschiedet. Darin steht unter anderem: „Integration respektiert die kulturelle Identität der Zugewanderten. Zugleich gründet sie auf dem Fundament der Werte und Normen unseres Staatswesens.“ CDU-Fraktionschef Stefan Rabel hatte in der Stadtratssitzung deutlich gemacht, dass ausschlaggebend für die Integration sei, ob die Zuwanderer dazugehören wollen. Er zitierte den Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad, dass Zuwanderer sich nur gut integrieren können, wenn sie auf einen Teil ihrer Kultur verzichten, vor allem auf jenen, der die hiesige Kultur ablehne.

Kiymet Kirtas, die Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirats, will das im SZ-Gespräch nicht kommentieren. Das Gremium sei politisch neutral. Sie will lieber darüber sprechen, was getan werden muss, damit das Integrationskonzept nicht in einer Schublade verstaubt. So gebe es zum Beispiel schon einige Angebote, wo die Zuwanderer die deutsche Sprache lernen können, zum Beispiel in städtischen Kitas und an der Volkshochschule. „Wir wollen jetzt die erreichen, die davon noch nichts wissen“, sagt Kirtas. Die Zugewanderten müssten besser über die Angebote informiert werden, auch in verschiedenen Sprachen.

Wie funktioniert denn das Zusammenleben von Deutschen und Zugezogenen in Völklingen? Kamuran Baspinar, Mitglied im Integrationsbeirat und Stadtrat sowie Vorsitzender der Moscheegemeinde in Wehrden, berichtet vom „Tag der offenen Moschee“. Baspinar: „Viele Völklinger sind gekommen und waren interessiert.“ Aber es sei trotzdem noch ein weiter Weg bis zum echten Miteinander im Alltag, sagt Erik Roskothen (SPD), eines von vier Stadtratsmitgliedern im Integrationsbeirat: „Es ist Aufgabe des Integrationskonzepts, aus dem Nebeneinander ein Miteinander zu machen.“ Ein Förderer der Integration sei der „Interreligiöse Dialogkreis“, sagt Kirtas. Hier treffen sich Vertreter und Vertreterinnen fast aller Kirchen-, Moschee- und Religionsgemeinschaften. „Ziel des Dialogkreises ist es, Verständnis für die unterschiedlichen religiösen Anschauungen zu entwickeln und anzuerkennen, dass es Unterschiede gibt, aber die Gemeinsamkeiten zu fördern“, erklärt Stadtpressesprecher Sebastian Feß. Eine wichtige Ansprechpartnerin für den Beirat ist die Integrationsbeauftragte Rachida Mathieu. „Sie ist sehr kommunikativ und löst Probleme“, sagt Kirtas. In den vergangenen Jahren hat sich nach ihrer Ansicht die Zusammenarbeit mit der Verwaltung deutlich verbessert. Kirtas würde sich aber noch mehr Beschäftigte mit einem Migrationshintergrund im Rathaus wünschen. Sie spricht sich außerdem dafür aus, dass das Gremium mehr Rechte bekommt und ähnlich wie Ortsräte Empfehlungen an den Stadtrat beschließen kann, wenn es Fragen der Integration betrifft.

Feß erklärt, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst beginnt. „Aus verschiedenen Arbeitsgruppen, die in Kürze zusammengestellt werden, sollen Vorschläge für neue Angebote und Projekte erarbeitet werden. Sie werden auch daran arbeiten, erfolgreich laufende Angebote weiterzuentwickeln, wie die Kindersprachkurse in den städtischen Kitas.“

Alle drei Jahre soll Bilanz gezogen werden, was von den Ideen in dem Integrationskonzept am Ende auch umgesetzt wurde.

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