Völklingen informiert über Pläne für Heidstock Bürgerversammlung zu Straßenumbenennungen

Völklingen · Schon lange schwelt in Völklingen ein Konflikt über fünf Straßen auf dem Heidstock, die nach Personen der deutschen Kolonialgeschichte benannt sind. Jetzt lädt die Stadt zu einer Infoveranstaltung ein. Danach könnte alles ganz schnell gehen.

 Der Heidstock von oben. In diesem Völklinger Stadtteil werden fünf Personen der deutschen Kolonialgeschichte mit Straßennamen geehrt

Der Heidstock von oben. In diesem Völklinger Stadtteil werden fünf Personen der deutschen Kolonialgeschichte mit Straßennamen geehrt

Foto: BeckerBredel

Die Stadtverwaltung organisiert am Mittwoch, 3. November, um 18 Uhr in der Hermann-Neuberger Halle eine Informationsveranstaltung. Es geht um fünf Straßennamen, die nach Personen der deutschen Kolonialgeschichte benannt sind. Die Stadt hat die Bewohnerinnen und Bewohner der Karl-Peters-Straße, Wissmannstraße, Nachtigalstraße, Lettow-Vorbeck-Straße und Lüderitzstraße per Brief zu der Veranstaltung eingeladen. Es sind jedoch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Die Veranstaltung ist in zwei Teile aufgeteilt. Erst wird Rainer Möhler, Dozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität des Saarlandes, die Personen vorstellen, nach denen die Straßen auf dem Heidstock benannt wurden. Er stellt den Stand der aktuellen Kolonialforschung vor und beleuchtet auch den Hintergrund der damaligen Straßenbenennung im Nationalsozialismus. Im zweiten Teil möchte dann die Verwaltung erläutern, wie sie den direkt betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern bei den notwendig werdenden Adressänderungen helfen würde.

Je nachdem wie die Veranstaltung verläuft, könnte schon wenige Wochen später der Völklinger Ortsrat über die Umbenennungen entscheiden. Die CDU hat sich allerdings schon gegen ein rasches Vorgehen positioniert. Die Partei fordert eine „Befragung bei den betroffenen Bürgern“ und schlägt dafür die nächste Landtagswahl vor. Doch mehrere Stimmen sehen eine lokal begrenzte Bürgerbefragung kritisch. Werner Michaltzik, Vorsitzender des Sicherheitsbeirats, schreibt in einem Leserbrief an die SZ: „Nachdem bundesweit nahezu alle Kommunen die ‚Kolonialhelden‘ von den Straßenschildern verbannt haben, wäre es für Völklingen und seinen Ruf über die Grenzen des Saarlandes hinaus verheerend, wenn die Namen verbleiben würden. Auf solch ein negatives Alleinstellungsmerkmal können wir übrigen Völklinger gerne verzichten und möchten bei der Entscheidung mitreden.“

Sollte die Entscheidung für Umbenennungen fallen, dann kommt die nächste Herausforderung auf die Verwaltung zu: Wer soll zukünftig auf dem Heidstock mit einem Straßennamen geehrt werden? Bei dieser Frage möchte auch eine neu gegründete Initiative mitreden. Ihr Ziel ist es, die Männerdomäne der Völklinger Straßennamen mit ein paar weiblichen Namen aufzumischen. Doch schon ihre Liste mit Vorschlägen bietet Diskussionsbedarf. Darunter sind unter anderem Tatjana Wittmer, die letzte in Völklingen lebende Zwangsarbeiterin der Völklinger Hütte, sowie Ellenruth Freifrau von Gemmingen-Hornberg, die Enkelin von Hermann Röchling, der die Zwangsarbeit zu verantworten hatte.

Info: Bei der Informationsveranstaltung gilt die 3G-Regel. Die Stadt bietet vor Ort kostenlose Selbsttests an, die unter Aufsicht durchgeführt werden können. Es wird allerdings kein Testzertifikat ausgestellt.

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