Viel zu tun für Seelsorger

Völklingen · Zwischen den Jahren dürfen sich die meisten Menschen in unserer Region gemütlich zurücklehnen. Aber einige müssen arbeiten – oder sie tun das aus freien Stücken. In der Serie „Unterwegs mit . . .“ begleiten wir sie. Heute sprechen wir mit dem Pfarrer von St. Eligius in Völklingen, Thomas Weber.

 Völklingens Pfarrer Thomas Weber bei der Gottesdienst-Vorbereitung in St. Eligius. Foto: Rolf Ruppenthal

Völklingens Pfarrer Thomas Weber bei der Gottesdienst-Vorbereitung in St. Eligius. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Bis in die 1960er Jahre hinein hatten die Völklinger Katholiken an Weihnachten ein Angebot zum Kirchgang, das zwar anstrengender war als heute, aber dennoch von den meisten Gläubigen angenommen wurde: An Heiligabend fand um 16 Uhr ein Gottesdienst statt, der noch leicht zu absolvieren war im Vergleich zur nächsten Messe. Die Mette um 24 Uhr war sehr feierlich und dauerte schon mal mehr als eineinhalb Stunden. Dennoch gab es keine Ausrede, am nächsten Morgen um neun Uhr am Hochamt teilzunehmen. Und die große Eligiuskirche in der Innenstadt war jedes Mal voll besetzt.

"Das kann man heute den Menschen nicht mehr zumuten", sagt der Eligius-Pfarrer Thomas Weber (43), "aber immerhin finden auch diesmal am Heiligen Abend sieben Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen der Pfarreiengemeinschaft statt, dabei auch mehrere Christmetten, die jedoch spätestens um 22 Uhr beginnen." Von Stress aber will Weber nur eingeschränkt sprechen. "Es ist ein schöner, sehr angenehmer Stress ", sagt er und betont gleich, dass ihm viele hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiter zur Seite stehen. Er wird an Heiligabend zwei Gottesdienste halten, denn "kein Priester sollte mehr als zwei Messen pro Tag lesen, damit daraus nicht leere Routine wird". Den Termin um 16 Uhr in St. Michael hat er unter das Motto "Ausgebucht" gestellt: "Überfüllte Unterkünfte heute in Deutschland und ausgebuchte Herbergen damals in Bethlehem - wie sich die Bilder gleichen!"

Ganz real ausgebucht ist die traditionelle Heiligabend-Aktion in St. Michael, bei der vor allem einsame und bedürftige Menschen beköstigt und beschert werden. Überhaupt sei der soziale Aspekt gerade an Weihnachten im Vordergrund: "Ich werde an solchen emotionalen Tagen oft zu Menschen gerufen, die in materieller oder seelischer Not sind."

Die Kirche, so Weber, sei eben nicht mehr wie früher eine abgehobene Autorität, sondern verstehe sich mehr als seelsorgerischer Partner im sozialen Miteinander, der Menschen, die sich von ihren Problemen erdrückt fühlen, mehr bietet als nur den Hinweis auf Gott und das Jenseits. Man glaubt diesem jugendlich wirkenden Pfarrer dieses Selbstverständnis: So erfrischend sein Humor ist, so sorgsam und ernst ist aber auch seine Sicht auf Menschen in Not.

Thomas Weber schaut unauffällig auf die Uhr - klar, er will nicht unhöflich sein, aber die Termine stauen sich so kurz vor Weihnachten. Und der Fotograf wartet in der Eligiuskirche. "Diese Kirche ist ja für einen Pastor ein Traum", sagt er, "daran alleine kann man schon sehen, wie das Leben hier vor einem halben Jahrhundert war."

Noch eine Frage: Wie erlebt der Pfarrer denn privat das Weihnachtsfest? "Am ersten Weihnachtstag fahre ich in meine Heimatstadt Bitburg zu meiner Mutter; sie ist leider krank, und deshalb werden wir alle bei meiner Schwester zu Mittag essen. Dann fahre ich zurück, zum Hochamt hier in Eligius. Das beginnt - ganz menschenfreundlich - lange vor Mitternacht, nämlich schon um 18 Uhr."

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