Überflieger auf Heimatbesuch

Völklingen. Zurück ins Saarland? Nun ja, um es elegant auszudrücken: Roland Krämer macht nicht den Eindruck, mit seiner jetzigen Situation unzufrieden zu sein. Er mag seine Heimatstadt sehr und kommt mehrmals im Jahr mit guten Gefühlen her, um Verwandte in Völklingen und seine Mutter Irene in Schwalbach zu besuchen

Völklingen. Zurück ins Saarland? Nun ja, um es elegant auszudrücken: Roland Krämer macht nicht den Eindruck, mit seiner jetzigen Situation unzufrieden zu sein. Er mag seine Heimatstadt sehr und kommt mehrmals im Jahr mit guten Gefühlen her, um Verwandte in Völklingen und seine Mutter Irene in Schwalbach zu besuchen. Er verfolgt auch aus der Ferne aufmerksam die Nachrichten, die es aus der Mittelstadt in die überregionalen Medien schaffen, das sind überwiegend erfreuliche Meldungen aus dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Bilderbuch-KarriereAber der heute 46-Jährige hat sein Glück andernorts gefunden. Wir schrieben seinerzeit an dieser Stelle mit beträchtlichem Heimatstolz, dass besagter Roland Krämer, ein Sohn des früheren Völklinger Kultur- und Sportamtsleiters Peter Krämer, es zu einem der jüngsten deutschen Chemieprofessoren gebracht habe, und zwar in Münster. Das war 1997, da war er gerade 34. Professor Dr. Roland Krämer lebt mit seiner Frau weiter in Münster, ist aber heute Institutsdirektor an der Universität Heidelberg. Er verfügt dort über beste Lehr- und Forschungsbedingungen, vorzügliche Mitarbeiter und interessierte Studenten. Würde er sich unwohl fühlen, käme ihm wohl nicht in den Sinn, als einziger Professor der Fakultät beim jährlichen Fußballturnier gegen Studenten und Mitarbeiter anzutreten - und das ausgerechnet als Torwart. Roland Krämer ist auch außerhalb der Uni eine bekannte Persönlichkeit, weil er Kinder und Jugendliche mit ungewöhnlichen Anreizen für Chemie begeistert. So öffnet sein Institut an einem so genannten Schülertag die Labors für 100 Gymnasiasten aus der Rhein-Neckar-Region. Bomben zünden dürfen sie nicht, aber zum Beispiel Flaschenöffner vergolden. Außerdem hatte Roland Krämer die Idee zu einer "Duftstation", wo interessierte Laien aus den Vorratsstoffen der modernen Parfümerie eigene Düfte schaffen dürfen. Die Erfahrung, die dort zu machen ist: Wer nur gut Riechendes zusammenschüttet, bekommt ein weniger harmonisches Ergebnis als derjenige, der auch Stinkendes einbaut. Aufbau einer FirmaKrämer selbst bevorzugt übrigens einen herben Duft eines bekannten italienischen Modeherstellers. Er trinkt sehr viel Espresso ("vermutlich nicht ungesund"), sein "Lieblingselement", wenn es denn eines sein soll, ist der Sauerstoff. Seine Urlaube verbringt er bevorzugt in Kanada und Mexiko, derzeit gibt es aber nicht viele davon, denn Roland Krämer beschäftigt sich mit dem Aufbau einer Firma, die neue diagnostische Methoden entwickelt, darunter ein zum Patent angemeldeter Schnelltest, mit dem der Spiegel des Blut verdünnenden Medikamentes Heparin zuverlässig überwacht werden kann. Partner bei einem solchen "Start up" aus der Uni heraus sind Mediziner der Mannheimer Hochschule. Wer Roland Krämer zufällig auf der Straße oder im Laden treffen sollte, darf ihn aber auch ruhig auf Anekdoten aus der Familie ansprechen oder nach Zusatzstoffen im Joghurt fragen. Gut, dass es Professoren gibt, die trotz beruflicher Höhenflüge den Bezug zum alltäglichen Leben nicht verloren haben und den Leuten Chemie verständlich erklären können.

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