Kampf gegen Leukämie Leben retten fängt mit Wattestäbchen an

Völklingen · Zwei Menschen können den Blutkrebs besiegen, wenn sich für sie ein Stammzellenspender findet. Eine große Typisierungsaktion in Völklingen sollte ihre Überlebenschancen erhöhen.

  Sandra Krämer (rechts) reicht Andrea Zimmer die Teststäbchen für den Wangenschleimhautabstrich.

Sandra Krämer (rechts) reicht Andrea Zimmer die Teststäbchen für den Wangenschleimhautabstrich.

Foto: BeckerBredel

Plötzlich kam da ein Anruf. Und nicht nur das. „Außerdem erhielt ich eine E-Mail und einen Brief“, sagt Klaus Schmidt. Was dann folgte, machte Schmidt zum Lebensretter. Er half einem sieben Jahre alten Mädchen aus den USA, den Blutkrebs, die Leukämie, zu besiegen. Schon 2015 ließ er sich bei einer Aktion der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) typisieren. Und irgendwann hat die weltweite Datei ergeben, dass seine Gene und die des Mädchens sich gut genug für eine Therapie vertragen. „Es lohnt sich auf jeden Fall“, sagt der Geislauterer.

Um einen weiteren Erfolg dieser Art zu ermöglichen, war am Sonntag eine Typsierungsaktion in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle. „Die schreckliche Diagnose für meine Frau Jessica bekamen wir im Februar – ausgerechnet am Valentinstag“, sagt Torsten V., der Ehemann der 38-jährigen Erkrankten. „Es geht so in Richtung 800“, sagt er auf die Frage nach der Zahl der an diesem Tag Typisierten. Das sei ein guter Schnitt. V. hatte selbst kräftig die Werbetrommel gerührt. „Zum Beispiel mit einer Torhausaktion bei meinem Arbeitgeber Saarstahl.“

Auch Fans des 1. FC Saarbrücken hat er zur Teilnahme aufgerufen. V.: „Die Aktion heute läuft ja auch für Lothar, einen 58-jährigen Familienvater aus Saarbrücken, der wohl auch mit dem FCS zu tun hat.“

Typisieren lassen kann sich jeder zwischen 17 und 55 Jahren – bis auf wenige Ausnahmen. Bestimmte Vorerkrankungen haben zum Beispiel einen Ausschluss zur Folge. Kontaktdaten erfassen, ein Mundabstrich mit einem Wattestäbchen, das war’s. Das Stäbchen kommt ins Labor. Kommt jemand als Spender in Frage, dann benachrichtigt ihn die DKMS. Klaus Schmidt weiß, wie es dann weitergeht. Zunächst einmal: „Meine Mutter hatte auch einmal Leukämie, damals haben wir dieser Krankheit den Kampf angesagt.“ Nach dem Anruf aus der Spenderdatei habe er zunächst seine Absicht wiederholen müssen, spenden zu wollen und eine Blutprobe beim Hausarzt entnehmen lassen. Das diente dazu, die Eignung als Spender noch einmal genauer zu überprüfen. Als diese Hürde genommen war, kam die Zeit der Spende. Es gebe zum einen die Möglichkeit, Stammzellen mit einer Blutspende zu sammeln, wenn ein Medikament die Zahl der Stammzellen im Blut erhöht hat. Ihm seien die Stammzellen aus dem Beckenkamm entnommen worden. Eine halbe Stunde später sei er wieder auf den Beinen gewesen. Schmerzen? Kaum der Rede wert: „Vielleicht wie bei einem stärkeren Muskelkater.“

Zum beiderseitigen Schutz blieben die Daten von Spender und Empfänger zwei Jahre lang anonymisiert. Nach dieser Zeit würden beide gefragt, ob die Daten ausgetauscht werden dürfen. In Schmidts Fall kam es dazu, und so hat er seinen jungen genetischen Zwilling jetzt in Phoenix/USA besucht. „Ich habe ihr meinen Feuerwehrhelm geschenkt“, berichtet er und zeigt glücklich einen Anhänger, den er an einer Silberkette trägt: „Sie trägt das dazu passende Teil.“ Zurück zum aktuellen Fall und Torsten V., der dankt: „Viele haben uns unterstützt, viele Unternehmen und auch die Freiwillige Feuerwehr.“ Jetzt hofft das Paar darauf, dass bald das Telefon klingelt. Und die Nachricht dann lautet: „Es passt.“

Wer sich noch typisieren lassen möchte, kontaktiere die Deutsche Knochemark-Spenderdatei über deren Internetseite www.dkms.de oder frage seinen Hausarzt.

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