Thurns Lexikon der Bergmannssprache

Luisenthal · Über 60 000 Bergleute an der Saar verständigten sich seinerzeit in einer eigenen, eigentümlichen Sprache. Autor Gerhard Thurn hat die wichtigsten Begriffe zum Nachschlagen für die Nachwelt zusammengefasst.

 Das ehemalige Bergwerk Luisenthal, hier mit den Fördertürmen Richard I und Richard II. im Vordergrund, war Gerhard Thurns Wirkungsstätte als Bergmann. Foto: Becker & Bredel

Das ehemalige Bergwerk Luisenthal, hier mit den Fördertürmen Richard I und Richard II. im Vordergrund, war Gerhard Thurns Wirkungsstätte als Bergmann. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Gerhard Thurn, Jahrgang 1935, Autor und Ehrenvorsitzender des Bergmannsvereins "Glück Auf" Luisenthal , hat ein neues Buch herausgebracht. Mit ihm will er die Erinnerung an das Kulturgut Bergmannssprache wahren - an Ausdrücke, mit denen sich die seinerzeit über 65 000 Bergleute an der Saar kurz und treffend untereinander verständigten. Und weil diese Sprache auch von der Mundart her eingefärbt war, hat Thurn sein Buch passend "Unsa Berschmanns Schbroch" genannt.

Der Hauptteil umfasst ein alphabetisch geordnetes Wörterbuch mit Ausdrücken von "Abbau" bis "Zusatzlüfter". Um das Nachschlagen zu erleichtern, hat Thurn überwiegend die hochdeutsche Form gewählt. "Abbau"? Das ist der Betriebspunkt unter Tage, wo gerade die Kohle abgebaut wird. "Streb" oder "Stoß" sind verwandte Begriffe . "Zusatzlüfter?" Wer bei Thurn nachschlägt, wird gleichzeitig auch etwas über Technik unter Tage lernen. Die Luft in den Gruben, musste ständig bewegt und erneuert werden, und um dies zu fördern, wurde am betreffenden Schacht ("Ausziehschacht") noch ein zusätzlicher großer Ventilator eingebaut.

Und "Waschberge" hat nichts mit Wäschebergen zu tun. Es handelt sich um nicht brennbares Material, das bei der Aufbereitung über Tage ("Kohlewäsche") anfiel und zum Beispiel zum Auffüllen von Hohlräumen verwandt wurde. Und auch, ein anderer Ausdruck für das Material, auf heutigen, mächtigen Bergehalden wie in Luisenthal landete.

"Hauer?" Schlicht die frühere Bezeichnung für einen gelernten Bergmann, die später durch den Begriff "Bergmechaniker" ersetzt wurde. "Edechs" oder auch "Teckel"? Keine Tiere, sondern ein auf Schienen fahrender, offener Transportwagen! "Blindschacht?" Der heißt so, weil man durch ihn nicht das Tageslicht erreichte. Ein solcher Schacht verband lediglich zwei Grubensohlen miteinander . . .

Blättern macht besonders Spaß, wenn Nachfahren testen wollen, was bei ihnen noch an Wissen aus Vaters und Großvaters Zeiten hängen geblieben ist. Wobei sich Schulkinder der Nachkriegszeit sicher noch an das "Hasebrod" erinnern. Das war das, was sie essen durften, wenn der Papa nach der Schicht einen Teil seiner Wegzehrung nicht aufgegessen hatte und wieder mit nach Hause brachten. Und die "Kaffeekisch"? Das war eine Einrichtung, die Bergleute und auch Außenstehende preiswert mit Verpflegung versorgte. Wie man sie auch heute beispielsweise noch an der alten Grube Velsen findet.

Das 145-seitige Buch ist reich bebildert und enthält nicht zuletzt auch eine Fassung des Barbara-Liedes für Männerchor - inklusive Noten.

"Unsa Berschmanns Schbroch", 12,90 Euro, ISBN 978-3-945480-24-3

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Zur Person Gerhard Thurn war schon vielfältig als Schriftsteller tätig. "Der schwärzeste Tag!" heißt so ein Gedenkbuch, das er zum 50. Jahrestag des schwersten Unglücks in der Geschichte des saarländischen Bergbaus geschrieben hat. 299 Bergleute starben am 7. Februar 1962 bei einer Schlagwetterexplosion in Luisenthal . Als Mitglied der Grubenwehr war Thurn damals im Rettungseinsatz. Thurn beschäftigte sich aber auch mit den schönen und heiteren Seiten des Bergmannslebens, so in dem Buch "Luisedaaler Gruwe Gnebb". Da geht es um Knöpfe, die Bergleute zur Erheiterung der Kameraden gedreht haben. er

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