Vor der Premiere Der Theaterverein Titania probt den Aufstand

Luisenthal · Ein Besuch bei den Proben zu Peter Weiss’ Stück „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“. Premiere am 3. Oktober.

 Der Theaterverein Titania Völklingen probt „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“.

Der Theaterverein Titania Völklingen probt „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“.

Foto: Titania

Dienstagnachmittag in der Kulturhalle Luisenthal: Zu einer der letzten Proben vor der Premiere bringen die Schauspielerinnen des Theatervereins Titania Völklingen erstmals ihre Kostüme mit. Während die Damen in die weißen Overalls schlüpfen, kümmert sich Regisseur Jürgen Reitz um Licht und Musik. Ein Ehemann trägt Styroporplatten in den Saal. Sie werden ins Bühnenbild eingebaut. „Die sind echt super, vielen Dank“, sagt Reitz.

Das Bühnenbild ist spartanisch, Holzpaletten sind zu sehen, ein Schaukelstuhl ersetzt die Badewanne der Originalinszenierung. Schnell noch ein Handy-Foto von den kostümierten Kolleginnen – dann geht‘s los.

Die meisten Schauspielerinnen sind absolut textsicher, einige halten noch das Manuskript in der Hand. Regisseur Reitz entgeht kein Wort, keine Bewegung, kein Gesichtsausdruck. Er macht sich Notizen, unterbricht aber nicht. Erst bei einem Hänger greift er ein und sagt, wo es weitergeht im Text.

Das Stück soll zum ersten Mal komplett durchgespielt werden. „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“ heißt das Drama, das am 3. Oktober Premiere feiert.

Das Stück von Peter Weiss wurde 1964 uraufgeführt und dreht sich um die Französische Revolution. Im Mittelpunkt stehen der Arzt und Naturwissenschaftler Jean Paul Marat und der Schriftsteller Marquis de Sade. Beleuchtet werden ihre konträren Weltanschauungen und die damit verbundenen Staatsentwürfe.

Hat der Begriff Revolution auch heute noch soziale Sprengkraft? Oder ist er mittlerweile eine Worthülse? In seiner Ankündigung erinnert der Verein an die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Europa und den Ländern Nordafrikas, aber auch an die sexuelle Revolution, die digitale Revolution sowie diverse Küchen-, Kirchen- und Kommunikationsrevolutionen. „Ist Fridays for Future eine Revolution?“, fragt Jürgen Reitz mit Blick auf die aktuelle Klimaschutzdebatte.

Zurück zur Probe: Auf der Bühne stehen ausschließlich Darstellerinnen. Dass die Männer Marat und de Sade von Frauen gespielt werden, ist für Reitz kein Problem. Er will glaubhafte Charakter präsentieren, das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. „Im Augenblick sind wir auf Kurs“, versichert der Regisseur. Kurz vor der Premiere wird fast täglich geübt, vor eineinhalb Jahren starteten die Proben.

An den komplizierten Übergängen, erläutert Reitz, müsse noch gefeilt werden. Es gibt mehrere Zeit- und Handlungsebenen, immer wieder wechseln die Schauspielerinnen die Rollen. Eine wichtige Voraussetzung, dass dies gelingt, erfüllt das Amateur-Ensemble. „Es sind alles Menschen, die das Theater lieben“, betont der künstlerische Leiter Reitz.

Premiere in der Kulturhalle (ehemalige Turnhalle) in Völklingen-Luisenthal, Straße des 13. Januar 177, ist am 3. Oktober. Weitere Aufführungen sind am 4. und 25. Oktober, am 9., 22. und 23. November. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es bei Ticket Regional, der Tourist-Information Völklingen und an der Abendkasse.
www.theater-voelklingen.de

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