Mit Förstern durch den Wald Mit Eiche und Weißtanne auf du und du

Völklingen/Warndt · Was bedeutet Forst-Arbeit? Was ist das Besondere an den Wäldern der Region? Welchen Tieren bietet der Wald Lebensraum? Das und mehr war zu erfahren beim Tag des offenen Reviers, bei dem wir zwei junge Förster im Warndt begleitet haben.

 Daniel Scheer betreut seit dem vorigen Jahr das knapp 2000 Hektar große Forstrevier Lauterbach.

Daniel Scheer betreut seit dem vorigen Jahr das knapp 2000 Hektar große Forstrevier Lauterbach.

Foto: BeckerBredel

  Shirin-yoku: Das ist Japanisch und bedeutet „Waldbad“ – klingt nach Gesundheit, nach positiven Auswirkungen für  Körper, Seele, Geist. Solche Effekte eines Aufenthalts im Walde hat die Ankündigung zum „Tag des offenen Reviers“, zu dem der Saarforst-Landesbetrieb dieser Tage eingeladen hatte, höchst detailreich beschrieben.

Dass eine Waldwanderung darüber hinaus auch lehrreich ist, erfuhren gut 20 Teilnehmer am Donnerstag im Warndtwald. Drei Forstreviere gibt es hier, Überherrn, Großrosseln, Lauterbach. Wir waren unterwegs mit den Revierförstern Marcel Kiefer, 30, zuständig für 1850 Hektar Mischwald im Revier Großrosseln, und Daniel Scheer  (knapp 2000 Hektar in Lauterbach). „Jeder Brunnen schöpft sich irgendwann leer, wenn er nicht gepflegt wird“, sagt Förster Scheer gern, wenn es um das Thema nachhaltige Forstwirtschaft geht. Sein Kollege Kiefer ergänzt: „Wir pflanzen auf jeden Fall immer mehr nach, als wir ernten.“

„Alles, was dünner als zehn Zentimeter ist, bleibt im Wald, als natürlicher Dünger“, sagt Scheer. In seinem Forstrevier dominiert die Eiche mit 28 Prozent Anteil, dicht gefolgt von der Buche (25 Prozent), von sonstigem Laubholz wie Birke, Pappel, Esche, Kirsche (19 Prozent) und der Kiefer (13 Prozent). Den Rest der Fläche teilen sich Douglasien, Lärchen und Fichten. Scheer sagt: „Im meinem Revier gibt es zum Glück nur acht Prozent Fichtenanteil.“ Zum Glück deshalb, weil der Borkenkäfer, in diesem Fall der Buchdrucker, den Förstern enorme Probleme bereitet.

Kiefer führt die Teilnehmer einen Steilhang hoch: „Hier stand bis zum vorigen Jahr mein schönster Fichtenbestand.“ Die Betonung liegt auf „stand“, in der Vergangenheitsform: Denn der Buchdrucker hat der Fläche den Garaus gemacht. Die Fichte, von den Preußen im 19. Jahrhundert ihres schnellen Wachstums und ihres schönen Bauholzes wegen eingeführt, habe sich als extrem anfällig gegen Schädlinge erwiesen, berichtet Kiefer.

An ihrer Statt setzen die Förster jetzt auf die Weißtanne, die mit ihren tiefen Pfahlwurzeln, gerade in trockenen Jahren, immer noch gut an das Grundwasser herankommt. Förster Marcel Kiefer hat Sämlinge in einem anderen saarländischen Wald ausgegraben und in den Warndt gebracht. „Unser Wald hat sich in den letzten 20 Jahren sehr zum Positiven gewandelt, dank der nachhaltigen Forstwirtschaft“,  urteilt Zuhörer Herbert Krause. „Nicht zu vergessen der Erholungsfaktor, ohne unseren Wald kann ich mir den Warndt überhaupt nicht vorstellen“, sagt Siegron Colling, eine weitere Teilnehmerin der Waldwanderung.

Die Förster tun alles, um ihren Zuhörern die eigene Faszination für den Wald zu vermitteln, ohne die bestehenden Probleme – wie den erwähnten Borkenkäfer – zu vernachlässigen. Nicht umsonst führen sie die Teilnehmer auf Wege, die zwischen reinem Wirtschaftswald und Naturwaldzellen liegen.

Förster Scheer spricht in diesem Zusammenhang von „Trittsteinen“. Gemeint ist: Alle Naturschutzgebiete im riesigen Warndtwald sind irgendwie miteinander vernetzt: „Sie finden immer wieder Alt- und Totholzbestände als Lebensräume für Pilze, Spechte, Hornissen, Fledermäuse oder auch für bedrohte Tierarten wie den Eremiten, den Juchtenkäfer.“

Neben ihrer Begeisterung für den Naturschutz verschweigen die beiden Förster aber auch keineswegs ihre wirtschaftliche Verantwortung. Scheer: „Wir haben hier im Revier sehr schöne Eichenbestände, etwa 180 bis 200 Jahre alt, die furniergeeignet sind. Wir bekennen uns dazu, dieses wertvolle Holz zu ernten und zu vermarkten.“

 Marcel Kiefer ist seit Sommer 2015 zuständig für den Wald um  Großrosseln.

Marcel Kiefer ist seit Sommer 2015 zuständig für den Wald um  Großrosseln.

Foto: BeckerBredel

Denn die Vermarktung gehöre zu den ureigensten Aufgaben eines Försters, ergänzt Kollege Kiefer und erklärt den Teilnehmern, wie der Förster anhand der Länge und mittleren Dicke eines Stammes „in einer Zylinderberechnung“ den Wert des Holzes berechnet, sei es für den Kaminbetreiber oder für die Bau- und Möbelindustrie. Kiefer erzählt: „Dabei gehen wir sogar auf Sonderwünsche ein. Es gibt Kunden, die darauf bestehen, dass das Holz nur in bestimmten Mondphasen geschlagen wird.“

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