Abschied OB Klaus Lorig Stolz auf Schulen und neues Hotel

Völklingen · Am Dienstag, 29. Mai, wird im Völklinger Rathaus Willkommen und Abschied gefeiert. Christiane Blatt (SPD) wird Oberbürgermeisterin, Christof Sellen (CDU) Bürgermeister. Ihre Vorgänger Klaus Lorig und Wolfgang Bintz (beide CDU) treten in den Ruhestand. Ein Gespräch mit Noch-OB Lorig.

 Klaus Lorig entspannt: Der scheidende Völklinger Oberbürgermeister vor dem Leonardo Hotel in der Kühlweinstraße – diese Neuansiedlung wertet er als großen Erfolg. Links im BIld das ehemalige St. Michael-Krankenhaus, eine Abriss-Baustelle.

Klaus Lorig entspannt: Der scheidende Völklinger Oberbürgermeister vor dem Leonardo Hotel in der Kühlweinstraße – diese Neuansiedlung wertet er als großen Erfolg. Links im BIld das ehemalige St. Michael-Krankenhaus, eine Abriss-Baustelle.

Foto: BeckerBredel

Klaus Lorig strahlt  beim Gespräch in der SZ-Redaktion – dem letzten, das er als Völklinger Oberbürgermeister absolviert. „Oh, mir geht’s bestens!“, sagt er mit Blick auf den bevorstehenden Ruhestand. Er will die freie Zeit, die er ab Juni haben wird, genießen.

15 Jahre lang hat er als Völklinger Rathauschef amtiert. Was war aus seiner Sicht gut in dieser Zeit, was ist ihm geglückt? Lorig nennt zuerst die Ansiedlung des Leonardo-Hotels. Dann die Erschließung des Gewerbegebiets auf dem Gelände der ehemaligen Saarland-Raffinerie. Als wir unsere Frage präzisieren – was ist ihm persönlich besonders gut geglückt? –, überlegt er einen Augenblick. Und sagt dann: „Es ist gelungen, Schulen und Kindergärten in einen Top-Zustand zu versetzen.“ 40 Millionen Euro habe die Stadt Völklingen während seiner Amtszeit hier investiert. Kindergartenplätze seien in der Hüttenstadt kein Problem, das sei anderswo nicht so. „Wenn man heute überall diskutiert, dass Bildung so wichtig ist, dann haben wir das früh kapiert.“

Als zweiten wichtigsten Erfolg wertet Lorig die Sanierung der Innenstadt. „Sanierung einer Sanierung“, nennt er das. Ja, gebaut wurde viel – aber wie steht es um das Ziel, das Völklinger Zentrum zu beleben? „Da sind wir massiv ins Stocken geraten“, räumt Lorig ein. Aber dafür gebe es Gründe. Und schildert noch einmal aus seiner Sicht den langen Prozess um den Ende 1999 geschlossenen Kaufhof.

Zunächst habe der Gebäudeeigentümer Bernard Ostrolenk gemeinsam mit Partnern ein Konzept entwickelt, das „nicht tragfähig“ gewesen sei. Die Stadt habe daraufhin gesagt, sie wolle übernehmen. Kontakt zu Norbert Herrmann und seiner GWB sei entstanden. Damals „ein gesundes Unternehmen“, betont Lorig – bis zur Finanzkrise 2008. Die GWB wurde insolvent. Zuvor schon hatte sie den Finanzinvestor Patron Dieter ins Boot geholt. Dessen Vorschlag, die Stadtverwaltung – per Miete – auszulagern in einen Neubau auf dem Ex-Kaufhof-Areal, hält Lorig immer noch für „eine vernünftige Lösung“. Aber das habe der Rat nicht gewollt.

Vergangenheit. Jetzt baut die Textilfirma Modepark Röther auf dem Areal. Pläne und Bauantrag lägen vor, berichtet Lorig. Mit dem Brandschutzkonzept befasse sich derzeit ein externer Gutachter. Bei der (Teil-)Genehmigung für den Tiefbau habe sich allerdings ein Problem gezeigt: Röthers Architekten hätten just dort Stützsäulen platziert, wo in der Alten Schulstraße ein Kanal verlaufe – da müsse noch umgeplant werden, das sei in Arbeit. „In der langen Achse ist es ein Erfolg“, sagt Lorig, „es hat aber wesentlich länger gedauert als geplant.“ Doch das liege an externen Einflüssen, „da kann man nichts machen“.

Noch etwas schreibt er sich als Erfolg auf sein Konto: Fürstenhausen sei ein „positives Beispiel für Dorfentwicklung“. Sportplatz und neue Ortsmitte: erledigt. Nahebei eine Fläche verkauft, eventuell für Seniorenwohnen. In der Mitte des Stadtteils habe er „wesentliche Ziele erreicht“. Wobei er hinzufügt: „Wenn ich ‚persönlich’ sage, meine ich nicht mich alleine“ – das Rathaus habe eine „ganz tolle Planungsabteilung“.

Und der größte Flop seiner Amtszeit? „Die Fischzucht, ganz klar“, sagt Lorig – „eine gute Idee, die sich miserabel entwickelt hat“. Details dazu möchte er freilich nicht nennen, verweist auf Gerichtsprozesse, die noch laufen. Er bleibt auch konsequent im Ungefähren, als wir nachhaken. Hätte der Aufsichtsratsvorsitzende – damals noch Klaus Lorig – nicht bremsen können und müssen, bevor es zur desaströsen Krise kam? „Das heißt ja nicht, dass ich das nicht gemacht habe“, sagt Lorig. Mehr nicht. Nur das: „Wir haben alle Fehler gemacht.“ Er sei jedenfalls mit sich im Reinen.

Und an seiner eigenen Bürgernähe habe sich nichts geändert, „man muss sich der offenen Diskussion draußen bei den Veranstaltungen stellen“, sagt er. Gewiss, die Bürger-Reaktionen seien nach der Fischzucht-Krise „verhaltener“ geworden.

Nicht gelungen ist ein Neustart für  Luisenthal. „Wir haben alles gemacht, aber es hat nicht funktioniert“, sagt Lorig, „das sind Enttäuschungen, die tief sitzen.“

Und nun, im Ruhestand? Ein halbes Jahr, das hat Lorig sich vorgenommen, wolle er erstmal nachdenken. Die Zeit vor allem nutzen für die Familie. Und für Hobbys: „Seit einem halben Jahr habe ich wieder Klavierunterricht.“ Ansonsten: „Ich lebe in der Stadt, bin Bürger“, er werde weiter an Veranstaltungen teilnehmen. Vielleicht auch sich engagieren für die Partnerschaft mit Forbach „und mein Französisch aufpolieren“.

 „Lord Lorig“ hat einen (Quadrat-)Fuß in Schottland. 

„Lord Lorig“ hat einen (Quadrat-)Fuß in Schottland. 

Foto: Bernhard Geber
 Klaus Lorig unter Druck bei einer Ratssitzung Anfang 2015 zur Fischzucht-Krise . . . 

Klaus Lorig unter Druck bei einer Ratssitzung Anfang 2015 zur Fischzucht-Krise . . . 

Foto: BeckerBredel
 . . . und unbeschwert beim Rathaus­sturm 2018.

. . . und unbeschwert beim Rathaus­sturm 2018.

Foto: BeckerBredel

Auch nach Großbritannien zieht es ihn. Dort, erzählt er lachend, sei er dank eines witzigen Geschenks gerade Grundeigentümer geworden – womit sich, weil es sich um schottischen Adels-Besitz handele, allen Ernstes der Titel eines Lords verbinde. Die Größe des Grundstücks? Grazil: ein Quadratfuß, rund 30 mal 30 Zentimeter.

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