Startpfiff am Musik-Bahnsteig

Völklingen. Angeblich war der letzte deutsche Kaiser selbst anwesend bei der Eröffnung des Völklinger Bahnhofes vor 115 Jahren. Der langgestreckte dreigliedrige Bau an der Bahnstrecke Saarbrücken/ Trier zeigt Bausubstanz, wie man sie heute kaum noch kennt - rustikal, kantig, großzügig. "Passt gut zum Blues", dachten sich Jürgen Rath und Christoph Gottschalk

Völklingen. Angeblich war der letzte deutsche Kaiser selbst anwesend bei der Eröffnung des Völklinger Bahnhofes vor 115 Jahren. Der langgestreckte dreigliedrige Bau an der Bahnstrecke Saarbrücken/ Trier zeigt Bausubstanz, wie man sie heute kaum noch kennt - rustikal, kantig, großzügig. "Passt gut zum Blues", dachten sich Jürgen Rath und Christoph Gottschalk. Und dachten sich also eine neue Veranstaltungsreihe für den zur Kulturstätte gewordenen Bahnhof aus.Rath, "vielsaitiger" Musiker aus Neunkirchen, lebt den Rhythm and Blues (R & B). Ebenso Gottschalk, Völklinger Urgestein und als Ingenieur mit Eisen und Stahl befasst. Er gründete 1964 mit anderen die Band "The Ipcress", benannt nach dem 1964 produzierten Kinofilm "The ipcress file - Streng geheim". Die Band gibt es noch. Gottschalk spielt dort Gitarre, singt, und weil er nach eigenen Worten "Enthusiast der Bluesmusik" ist, ersann er die "Tuesday Station Music" für den altehrwürdigen Bahnhof. Mit anderen Worten: Mitten im Winter gibt es ab sofort an jedem Dienstag (Gottschalk: "Der Tag hat uns gut gepasst") sechs Wochen lang R & B im "Carré Culture Platform elfdreiviertel". Die heutigen Bahnhofs-Betreiber Margret Lafontaine und Udo Tull haben ihre Gastronomie mit Kultur "elfdreiviertel" genannt. Kenner wissen sofort, dass auch der berühmte Zauberlehrling Harry Potter vom imaginären Gleis (Platform) Neundreiviertel, ohne sich wehzutun, durch geschlossene Wände hindurch im Hastenichtgesehen in seine Zauberschule kommt.Dem elfdreiviertel kommt im historischen Völklinger Bahnhof eine weitere Bedeutung zu. Nicht umsonst sagt der Saarländer: "Um Zwölf wird gess". Hier, im Restaurant mit gehobener Gastronomie, stehen alle Uhren auf viertel vor Zwölf.Und alle Signale in der historischen Wartehalle stehen auf handgemachte Musik: Zum Auftakt der neuen Reihe kommen die "eisenharten" Bass-Drum-Grooves, die langgezogenen Bluesballaden und die brillanten Gitarrensoli vom Bandgründer Jürgen Rath prima an. Gleich an zwei Abenden feierte die Blies Blues Band mit Rath (Gitarre), Udo Oster (Gesang), Patrick Völkein (Bass) und Roman Grzyb (Schlagzeug) ihr 25jähriges Bestehen und gleichzeitig den "Kick off-Auftakt" zur neuen Live Music-Serie im Alten Völklinger Bahnhof.Wie Rath und Gottschalk die Herausforderung finanziell stemmen, bleibt ihr Geheimnis. Gottschalk: "Der Eintitt ist frei. Jeder kann in den Hut werfen, was ihm die Sache wert ist." Wenn es eine Stadt im Saarland gibt, die den Blues verdient habe, sei dies Völklingen, fügt Gottschalk augenzwinkend hinzu und drückt jedem der gut 150 Gäste einen Flyer in die Hand. Ihm kann man entnehmen, dass die Reihe bereits am kommenden Dienstag, 5. Januar, 20 Uhr, The Fabulous Robert Cotton Band Real Blues aus Chicago präsentiert. Danach wird es an jedem Dienstag um 20 Uhr bis einschließlich 2. Februar Rhythm and Blues-Veranstaltungen geben. > Seite C 9: Weiterer Bericht

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