Stadt macht ernst mit Meeresfischzucht

Völklingen. Auf dem Gelände der früheren Kokerei Fürstenhausen soll bald die weltweit größte Anlage zur Züchtung von Meeresfischen an Land gebaut werden. Oberbürgermeister Klaus Lorig, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Völklinger Stadtwerke ist, hat gestern bei einer Pressekonferenz für den 30. April den ersten Spatenstich angekündigt

 In vier Becken sollen jährlich rund 500 Tonnen Edelfische produziert werden: hier eine per Computer erstellte Ansicht der Anlage auf dem Ex-Kokereigelände in Fürstenhausen. Foto: SZ/Stadtwerke

In vier Becken sollen jährlich rund 500 Tonnen Edelfische produziert werden: hier eine per Computer erstellte Ansicht der Anlage auf dem Ex-Kokereigelände in Fürstenhausen. Foto: SZ/Stadtwerke

Völklingen. Auf dem Gelände der früheren Kokerei Fürstenhausen soll bald die weltweit größte Anlage zur Züchtung von Meeresfischen an Land gebaut werden. Oberbürgermeister Klaus Lorig, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Völklinger Stadtwerke ist, hat gestern bei einer Pressekonferenz für den 30. April den ersten Spatenstich angekündigt. Die insgesamt rund 13 Millionen Euro teure Anlage soll Mitte 2011 die ersten Erträge bringen. Die Jahresproduktion an Stör, Wolfsbarsch und Dorade soll dann rund 500 Tonnen betragen. Hinzu kommt eine eigene Forschungshalle, in der man unter anderem die Zucht von Tiger-Garnelen erproben will. Dies stützt sich auf einen neuen Lehrstuhl für Aquakultur an der Hochschule für Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Besetzt ist er mit dem Meeresbiologen Dr. Uwe Waller aus Kiel - einem Mann, der sich gestern bei der Pressekonferenz zuversichtlich zur Zukunft der Fischzucht in der Hüttenstadt äußerte.Gebaut und betrieben wird die Anlage von der Firma "Meeresfischzucht Völklingen", an der die Stadtwerke über eine Tochtergesellschaft mit rund 90 Prozent beteiligt sind. Der andere Teilhaber ist die Firma International Fish Farming Technology (IFFT), die das für Völklingen geplante System in einer Versuchsanlage bei Hannover entwickelt hat. Deren Geschäftsführer Friedrich Esser erläuterte gestern die Absatzchancen am Beispiel des von Stören (neben dem Fleisch) zu gewinnenden Kaviars: "Große Fluggesellschaften benötigen 100 Tonnen im Jahr, während wir in Völklingen zehn Tonnen produzieren." Als Partner für den Vertrieb der Fische aus Fürstenhausen sei bereits die europaweit tätige Firma "Alaska Fisch" mit Sitz in Hamburg gewonnen. Diese habe auch die Absicht, vor Ort eine eigene Produktionshalle einzurichten.Laut Oberbürgermeister Lorig wird die Anlage zu 40 Prozent aus Eigenmitteln, zu 60 Prozent über Kredite finanziert. Dies übernehme die Saar LB zu "banküblichen Sicherheiten". Die Stadtwerke Holding habe eine Bürgschaft für eine Million Euro Anlaufverluste übernommen. Die Fischzucht sollte ursprünglich von einer benachbarten Biogas-Anlage mit Energie versorgt werden. Es ist allerdings noch offen, ob und wann diese gebaut wird. Geschäftsführer Jochen Dahm sagte auf Nachfrage, die Stadtwerke würden sich an einer entsprechenden Ausschreibung des Entsorgungsverbandes Saar "beteiligen".< Weiterer Bericht folgt.Meinung

Ohne Risiko kein Gewinn

Von SZ-Redakteur Bernhard Geber Meeresfischzucht wie jetzt in Völklingen wurde bisher nur in Versuchsanlagen erprobt. Die Privatwirtschaft schreckte bisher vor dem Wagnis einer Großproduktion zurück. Von daher ist es verständlich, wenn sich in der Hüttenstadt an dem Projekt die Geister scheiden.Niemand kann derzeit eine Garantie geben, dass sich die von den Stadtwerken einzusetzenden Millionen auszahlen. Oder zum Beispiel komplett auschließen, dass ein ganzes Becken voller Zuchtfische unvermittelt zugrunde geht. Doch Unternehmen solchen Ausmaßes ohne Risiken hat es noch nie gegeben. Und endloses Nachbrüten verhindert letztlich jeglichen Fortschritt.Man mag skeptisch sein und bleiben, ob die Meeresfischzucht die Stadt Völklingen - ähnlich wie Saarstahl und seine erfolgreiche Schmiedetochter - wirklich weltweit in den Blickpunkt des Interesses rückt. Auch wenn es andererseits zu hoffen ist. Das Vorhaben wirkt zumindest bestmöglich vorbereitet. Schade, dass die Biogasanlage, die es ökologisch abrunden würde, wackelt, weil derzeit nicht die nötige Abfallmenge gesichert ist.

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