Stadt ehrt Gnahs mit kleiner Ausstellung

Völklingen · 39 Bilder des Hüttenmalers hat Sohn Ralf Gnahs der Stadt Völklingen im Jahr 2007 zum Geschenk gemacht. Ein Teil davon, vor allem Kleinformate, ist nun in einer Ausstellung im Alten Rathaus zu sehen.

 Zur Ausstellungseröffnung auf dem Flur vor dem VHS-Büro waren auch Verwandte und Erben des Künstlers gekommen: (v. l.) Ralf Gnahs (Sohn), Kai Weber (Neffe), Werner Weber (Bruder), Carina Weber (Großnichte), Ruth Weber (Schwägerin). Foto: Becker & Bredel

Zur Ausstellungseröffnung auf dem Flur vor dem VHS-Büro waren auch Verwandte und Erben des Künstlers gekommen: (v. l.) Ralf Gnahs (Sohn), Kai Weber (Neffe), Werner Weber (Bruder), Carina Weber (Großnichte), Ruth Weber (Schwägerin). Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Wir brauchen eine städtische Galerie", hat der Völklinger Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) am Freitagabend bei der Eröffnung der Bilderausstellung zum zehnten Todestag von Eberhard Gnahs gesagt. Der Wunsch nach einem geeigneten Raum für - vor allem - zeitgenössische Kunst war bei diesem Ereignis nachvollziehbar. Denn im Vorraum zum VHS- und Kulturbüro im Alten Rathaus wirken die schroffen, enthemmten, "dreckigen" Bilder des ehemaligen Hochöfners und Hüttenmalers Gnahs nicht richtig, schon gar nicht die großen Formate.

Aber immerhin, es gibt überhaupt Gnahs-Werke in einer eigenen Schau öffentlich zu sehen. Zum zehnten Todestag von Eberhard Gnahs - er war am 9. Februar 67-jährig verstorben - holte die Stadt einen Querschnitt seines Schaffens aus dem Archiv, überwiegend kleine Tusche- und Mischtechnik-Bilder. Glanzstück ist ein zwei auf einen Meter großes Schwarzweiß-Gemälde mit dem Titel "Erzengel", das symbolhaft für die Gnahs'sche Ästhetik steht. Hendrik Kersten, Freund und Bewunderer des Künstlers und verantwortlich für die Auswahl der Werke, war wichtig zu betonen, dass der begnadete Autodidakt Eberhard Gnahs kein depressiver Mann war. Seine Bilder seien zwar dunkel, aber eben nur deshalb, weil sie akkurat die apokalyptische Hütte zeigten. Sie seien Zeitzeugen.

Weil alle Gäste des Abends den Künstler gekannt hatten, wurde es eine erinnerungsselige Veranstaltung. Lorig erzählte eine Anekdote, die das Selbstbewusstsein des Malers verdeutlichte. Er, Lorig, habe Gnahs zur Untermalung einer Schau einst einen Hardrock-Gitarristen vermittelt. Gnahs habe ihn vorspielen lassen und befunden: "Der ist ein Künstler - genau wie ich!" VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner erinnerte daran, dass Eberhard Gnahs auch als Leiter von Kindermal-Kursen brilliert hatte. Humorvoll und großzügig sei er gewesen, habe etwa spontan den Wunsch nach einem Bild fürs Alte Rathaus erfüllt. Es heißt "Brücke in Wehrden" und hängt im zweiten Obergeschoss. In die Ausstellung hatte es nicht gepasst.

Auch die Familie von Eberhard Gnahs war zahlreich zugegen, so etwa der in Geislautern lebende Bruder Werner Weber. Und Sohn Ralf Gnahs, der eigens aus Stuttgart angereist war. Er wusste noch, wie der Vater den kleinen Ralf mit gezeichneten Disney-Figuren erfreute und später Sonnenuntergänge malte. Zum richtigen Künstler machte ihn aber erst die Alte Hütte.

Die Ausstellung im Alten Rathaus Völklingen ist bis zum 27. Oktober zu sehen.

Meinung:

Zeit für einen Platztausch

Von SZ-RedakteurBernhard Geber

Sonst, anscheinend hält man das für normal, ruht das Erbe von Hüttenmaler Eberhard Gnahs auf dem Speicher im Alten Rathaus. Oberbürgermeister Klaus Lorig gönnt nun zumindest einigen Werken einen Kurzurlaub auf dem Flur vor direkt dem VHS-Büro. Doch da ist sehr wenig Platz zum Atmen für Gnahs' im wahren Wortsinne große Kunst.

Völklingen brauche eben eine städtische Galerie, sagt Lorig als Entschuldigung für die Misere. Doch man muss nur mal - im Kontrast zu Gnahs' Speicher-Dasein - das betrachten, was im Alten Rathaus den Platz vom Erdgeschoss bis hin zum drittem Stock füllt: von großformatigen VHS-Kursarbeiten über "Auszüge" aus einer Diplomarbeit bis hin zu 59 Bildern, die ein zeitgenössischer Maler gestiftet hat.

Völklingen braucht keine neue Galerie, sondern zunächst mal ein Konzept zur Nutzung der vorhandenen Räume. Dies könnte schon damit beginnen, dass manche Bilder im Alten Rathaus auch mal den Platz mit denen auf dem Speicher tauschen.

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