Heimatkunde Spurensuche zu historischem Haus mit historischem Inhalt

Völklingen · Das alte Bürgermeister-Amtsgebäude in Ludweiler, heute das Heimatmuseum Warndt, war ein kaum erforschtes Baudenkmal. Das hat sich nun geändert.

 Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler ist heute das Zuhause des Glas- und Heimatmuseums Warndt. Ein neues Buch erzählt erstmals die Geschichte des Amtsgebäudes.

Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler ist heute das Zuhause des Glas- und Heimatmuseums Warndt. Ein neues Buch erzählt erstmals die Geschichte des Amtsgebäudes.

Foto: Hans Ulrich

Es enthält ein Museum, steht in der Denkmalliste des Saarlandes – und ist doch selbst kaum erforscht: Das ehemalige „Bürgermeister-Amtsgebäude“ in Ludweiler. Der Ort war bis 1974 – mehr als 350 Jahre – eine selbstständige Gemeinde und ist seither ein Stadtteil von Völklingen. Das Gebäude ist das Zuhause des Glas- und Heimatmuseums Warndt, betrieben vom Heimatkundlichen Verein Warndt. Dessen zweiter Vorsitzender Roland Isberner hat sich an die Erforschung des „eigenen“ Gebäudes gemacht und nun dazu das Buch „Das Amtsgebäude Ludweiler Warndt“ veröffentlicht. Herausgeber ist der Verein.

Ein erst nach dem Krieg angebauter Gebäudeteil wurde bereits nach der Gebietsreform wieder abgerissen. Die Geschichte des erhalten gebliebenen ursprünglichen Gebäudes zu erforschen war nicht einfach, denn die Bauakten sind verschwunden. Der Verein selbst hatte zwar noch dank alter Registraturpläne die Nummern der Bauakten, die 1974 dem Stadtarchiv Völklingen übertragen wurden. Doch dort waren sie nicht aufzuspüren. Daher besteht die Befürchtung, dass sie unwiederbringlich „entsorgt“ wurden. So musste Isberner einen Umweg nehmen über die Protokolle alter Gemeinderatssitzungen, über Nebenakten im Völklinger Stadtarchiv und alte Mitteilungen im „Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Trier“, um schließlich doch noch eine Chronologie der Baugeschichte erstellen zu können.

Eine nicht zu erwartende Entdeckung gab es dabei auch: In der saarländischen Denkmalliste ist als Baujahr „um 1830“ verzeichnet, Isberner ist aber überzeugt, dass das ein Fehler ist und das ursprüngliche Gebäude erst im Jahr 1876 entstand.

Zuvor war die Amtsverwaltung noch anderweitig untergebracht, beginnend 1798, unter französischer Verwaltung, als „Mairie Ludweiler“. Diese „Bürgermeisterei“ setzte sich damals aus den sieben Warndtorten Ludweiler, Lauterbach, Karlsbrunn, St. Nikolaus, Naßweiler, Emmersweiler und Großrosseln zusammen – anfangs mit Sitz in Karlsbrunn und erst ab 1813 unter Johann Nikolaus Blatter in Ludweiler. Der ganze Bezirk hatte im Jahr 1810 gerade mal 1813 Einwohner, davon 625 in Ludweiler.

Isberner zeichnet den Weg der verschiedenen Verwaltungssitze akribisch nach, etwa, dass das „Bürgermeisterei-Amts-Local“ 1872 in das Haus des „Ackerers“ und „Gastwirths“ Heinrich Dürrfeld verlegt wurde. Im Mai 1876 schließlich autorisiert der Rat Bürgermeister Petermann, das Baugrundstück für das „heutige“ Bürgermeisteramt zu kaufen. Spätestens im November 1876 muss das neue Haus auch genutzt worden sein.

Auch wie es von da an weiter geht, zeichnet das Buch nach, das mit zahlreichen alten Postkarten, Fotos und Bauplänen illustriert ist – sogar der alte Tresor im Erdgeschoss der Ludweiler Verwaltung ist zu sehen, die Beseitigung von Grubenschäden und das Anheben des Hauses 1999. Abgerundet wird das heimatkundlich informative, 74 Seiten starke Buch durch ein Begleitwort von Werner Weiter, der darin die Verwaltungsgeschichte der Warndt-Gemeinden nachzeichnet.

Das Museum hat seine Winterpause hinter sich und ist an Wochentagen von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet. Im dortigen Vereinsbüro gibt es auch das Buch für 9,50 Euro zu kaufen. An Sonn- und Feiertagen ist voraussichtlich erst wieder ab 15. März geöffnet.

 Roland Isberner   Foto: Becker&Bredel

Roland Isberner Foto: Becker&Bredel

Foto: BeckerBredel
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