SPD und Grüne rügen Stadtwerke-Führung

Völklingen. Unternehmensberater Peter Schade, der derzeit an einem Rettungskonzept für die Stadtwerke arbeitet, will hier vor allem bei den Verkehrsbetrieben ansetzen. Diese fuhren allein in den vergangenen acht Jahren einen Verlust von an die 14 Millionen Euro ein (die SZ berichtete)

Völklingen. Unternehmensberater Peter Schade, der derzeit an einem Rettungskonzept für die Stadtwerke arbeitet, will hier vor allem bei den Verkehrsbetrieben ansetzen. Diese fuhren allein in den vergangenen acht Jahren einen Verlust von an die 14 Millionen Euro ein (die SZ berichtete). Auf diese Feststellung Schades hat SPD-Oberbürgermeisterkandidat Norbert Degen (Fotos: privat) gestern mit der Hinweis reagiert, der Verkehrsbetrieb gehöre - ganz im Gegensatz zum Hotelbetrieb und dem Bau einer Fischzuchtanlage - zur Daseinsvorsorge einer Stadt. Dass der Verkehrsbetrieb defizitär sei, sei keine neue Erkenntnis. Diese hätte rechtzeitig in allen weiteren Planungen berücksichtig werden müssen. Vernichtend für die Geschäftsführung und auch für Oberbürgermeister Klaus Lorig als Gesellschafter seien die Feststellungen Schades über fehlendes Controlling im Unternehmen und die mangelhafte Ausführung von Arbeiten. Die hierfür verantwortlichen Personen seien bis heute nicht belangt worden und mischten weiter kräftig im Konzern Stadtwerke mit. Nicht die Busfahrer hätten Schuld an der Schieflage der Stadtwerke, sondern eine überforderte Geschäftsführung und ein Oberbürgermeister, der diese weiter gewähren lasse.Manfred Jost, Vorsitzender der Stadtratsfraktion der Grünen, bezeichnete es als "Skandal", dass es im Bereich der Stadtwerke Völklingen in den vergangenen Jahren kein Controlling gegeben habe. Dies sei nun schleunigst zu ändern. Jost warf dem Unternehmensberater allerdings ähnlich wie Degen eine Fehleinschätzung in Sachen Verkehrsbetriebe vor. Diese zählten zur öffentlichen Daseinsvorsorge in einer Kommune. Der Verkehrs-Verlust sei in der Vergangenheit durch eine intelligente Politik im Bereich Netz und Vertrieb ausgeglichen worden. Doch seit sich die Stadtwerke als Hoteleigentümer und Fischzüchter betätigten, habe man diese Bereiche völlig vernachlässigt, so Jost. Mt der Folge, dass viele Kunden dem Unternehmen den Rücken gekehrt hätten. Meinung

Unangenehme Wahrheiten

Von SZ-RedakteurBernhard Geber Es kommt Ihnen sicher auch merkwürdig vor, wenn Sie abends nur mit ein, zwei Personen besetzte Busse durch die Stadtteile gondeln sehen. Ihr Eindruck trügt nicht. Unternehmensberater Peter Schade hat es jetzt gewagt, die unangenehme Wahrheit zu verkünden: Bei der Fischzucht spielen die Stadtwerke zwar mit einem hohen Risiko, aber die Verkehrsbetriebe mit ihren jährlichen Millionenverlusten sind dagegen existenzgefährdend für den Stadt-Konzern.Über höhere Energiepreise ist dieses Loch nicht mehr zu stopfen, denn da stehen die Stadtwerke in einem harten Konkurrenzkampf. Auch wenn es schmerzt, muss jede Ausgabe und jede Fahrt auf den Prüfstand. Sonst wird sich das Thema eigene Völklinger Verkehrsbetriebe und womöglich sogar Stadtwerke in wenigen Jahren von selbst erledigt haben.Wegschauen, Schweigen und Hoffen auf angeblich rentable neue Geschäftsfelder (siehe Fischzucht) helfen nicht mehr. Und nur mit Werbung statt mit überzeugendem Service kann man keine Kunden halten und gewinnen. Bisher hat die Politik den Kurs des Unternehmens bestimmt. Schades Arbeit eröffnet die Chance auf eine (professionelle) Neuorientierung.

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