Oberbürgermeisterwahl in Völklingen SPD-Kandidatin: „Ich weiß, was ich will“

Völklingen · Christiane Blatt aus Ludweiler tritt für die SPD bei der Oberbürgermeisterwahl am 24. September in Völklingen an: ein SZ-Gespräch mit der Kandidatin.

 Christiane Blatt, Oberbürgermeister-Kandidatin der Völklinger SPD, kam in Begleitung von Ingmar Naumann zum Gespräch in die SZ-Redaktion; Naumann ist Pressesprecher der SPD Saar. Die SZ-Lokalredaktion Völklingen ist auf diesem Bild durch Hände mit gespitztem Stift vertreten: ganz rechts Doris Döpke, vorn links Bernhard Geber.

Christiane Blatt, Oberbürgermeister-Kandidatin der Völklinger SPD, kam in Begleitung von Ingmar Naumann zum Gespräch in die SZ-Redaktion; Naumann ist Pressesprecher der SPD Saar. Die SZ-Lokalredaktion Völklingen ist auf diesem Bild durch Hände mit gespitztem Stift vertreten: ganz rechts Doris Döpke, vorn links Bernhard Geber.

Foto: BeckerBredel

„Ich weiß, was ich will“, bekräftigt Christiane Blatt (51) bei einem Gespräch in der SZ-Redaktion in Völklingen. Sie tritt damit  all denen entgegen, die sie zwar für eine sympathische Frau und eine tüchtige Ludweiler Ortsvorsteherin halten, aber ihr den Herkules-Job im Völklinger Rathaus (noch?) nicht zutrauen. Belege? Schon 2010 hat sie, damals noch frischgebackene Ortsvorsteherin, Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU)  eine Zugabe bei der Neugestaltung des Ludweiler Marktplatzes abgetrotzt: die Bodenhülsen, ohne die künftig kein Oktoberfestzelt auf dem Platz mehr möglich gewesen wäre. Und erst kürzlich lernte  ihr Parteifreund, Umweltminister Reinhold Jost, Blatt als eine Frau mit Ellenbogen kennen. Das Jost unterstellte Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) wollte einen Konflikt um einen Wanderweg in Ludweiler mit einem Schlichtungsvorschlag aus dem Weg räumen. „Geht nicht“, befand Blatt. Da bestehe ein öffentliches Wegerecht. Der Weg sei auf allen Wanderkarten eingetragen, und die vorgeschlagene Alternative sei schlichtweg nicht praktikabel.

Auch ansonsten hätte Charme nicht ausgereicht, um die bisherigen Lebensaufgaben zu bewältigen. Blatt begann als kaufmännische Angestellte bei Saarstahl, arbeitete später als Assistentin der Geschäftsführung in einem anderen Unternehmen der freien Wirtschaft. 2012 führte sie ihr Weg in den Landtag, wo sie erst kürzlich zur stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt wurde. Seit 2015 sitzt sie auch im Völklinger Stadtrat, dem sie bereits von 2007 bis 2009 als Nachrückerin angehörte. Wobei die Daten deutlich machen, dass sie beim Abenteuer Fischzucht außen vor war. „Ich haben dann allerdings im Untersuchungsausschuss im Landtag gesessen“, vermerkt Blatt dazu.

Seit 2015 ist Blatt auch Vorsitzende des Stadtverbandes der SPD in Völklingen. Sie war schon einige Jahre als mögliche Herausforderin von Klaus Lorig gehandelt worden, und nachdem Lorig dann überraschend seinen Rückzug für Ende Mai 2018 ankündigte, liefen alle Wege in der Partei auf sie zu. „90 Prozent Zustimmung“, befand ihr Stellvertreter Erik Roskothen als Resultat einer Mitgliederversammlung am 20. Juni. Die CDU war mit der Nominierung von Kevin Frank bereits Anfang Juni in den Wahlkampf gestartet, doch nun legen auch Christiane Blatt und ihre Genossen auf.

Blatts erstes Kampfsignal  war ein Kurzvideo, das am 12. Juli in den sozialen Medien gepostet wurde. Es zeigt sie auf dem Weg ins Rathaus, wo sie ihre offizielle Bewerbung abgibt und ansonsten verkündet, „sich auf viele interessante Gespräche mit den Völklingern“ zu freuen. Das Video wirkt geradezu professionell, ist aber ein Werk von Blatts Sohn Florian (21), der auch gerade wieder seineer Mutter half, ihre Wahlkampf-Internetseite (www.christiane-blatt.de) in Bewegtbildern und Ton unters Volk zu bringen. Ansonsten werde es „ein klassischer Wahlkampf“ werden, sagt Blatt. „Mit der einen oder anderen Überraschung“, die sie aber  noch nicht verrät.  Wobei aber eines für sie feststeht: „Ich bleibe so, wie ich bin, und werde das auch als Oberbürgermeisterin beibehalten.“

Ihr Gegenkandidat Frank spielt gern den Trumpf aus, dass er bereits Verwaltungserfahrung habe.  Dem hält Blatt ihre Erfahrungen aus dem täglichen Kümmern um Politik entgegen: „Ich bin alleine schon als Ortsvorsteherin regelmäßig im Rathaus zugegen und mit der Verwaltung der Stadt sehr wohl vertraut. Ich traue mir das zu, und zwar genau in dieser Stadt. Ich würde nie auf die Idee kommen, an einem anderen Ort zu kandidieren. Ich komme aus Völklingen, und da will ich auch die Zukunft gestalten.“

Und wie? Ähnlich wie Frank hat nun auch Blatt einen Wahlkampf-Flyer mit fünf knapp gehaltenen Leitlinien vorgelegt. Die Themen wirken nahezu deckungsgleich, auch wenn sich die Formulierungen unterschieden. Frank nennt als erstes Ziel das „Durchsetzen  von Recht und Ordnung“, während sich Blatt so ausdrückt: „Ein grünes und freundliches Erscheinungsbild von Völklingen muss selbstverständlich werden.“ Lebendige Stadtteile, ordentlich ausgestattete Kitas und Grundschulen, ein Rathaus als echtes Dienstleistungszentrum, Wirtschaftsförderung rund um die „Zukunftsbranchen“ Stahl und Gesundheit, eine lebendige Innenstadt strebt Blatt an. Und dies bei einer Eindämmung der Verschuldung. „Völklingen soll kein Vor­ort von Saarbrücken werden“, verkündet Blatt. Und sie hat ja schon versichert: „Ich weiß, was ich will.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort