Diskussion um Schulsekretärinnen von Zeitarbeitsfirma Sparkurs auf Kosten der Grundschulen?

Völklingen · Wenn Schulen in Völklingen eine Sekretärin haben, bleibt weniger Geld übrig für andere Anschaffungen. Nur eine ist fest angestellt.

 Szene aus dem Unterricht an der Grundschule Heidstock-Luisenthal in Völklingen. Neben den Lehrern sind an den Schulen auch die Sekretärinnen wichtig. Die sind im Stress, weil sie zusätzlich die Buchausleihe organisieren müssen, sagt eine Ehemalige, die von einer Zeitarbeitsfirma kam.

Szene aus dem Unterricht an der Grundschule Heidstock-Luisenthal in Völklingen. Neben den Lehrern sind an den Schulen auch die Sekretärinnen wichtig. Die sind im Stress, weil sie zusätzlich die Buchausleihe organisieren müssen, sagt eine Ehemalige, die von einer Zeitarbeitsfirma kam.

Foto: BeckerBredel

Die Grundschulsekretärinnen in Völklingen sind nach Angaben der Stadt bis auf eine Ausnahme bei der Zeitarbeitsfirma EIM Personal-Leasing GmbH angestellt. Wegen der angespannten Finanzsituation sei die Verwaltung nicht in der Lage, die Sekretärinnen bei der Stadt anzustellen, sagte Oberbürgermeisterin Christiane Blatt (SPD) jetzt im Ausschuss für Kinder, Jugend und Soziales. Einzige Ausnahme ist die Ganztagsgrundschule Heidstock-Luisenthal. „Hier besteht die gesetzliche Vorgabe, dass die … personelle Ausstattung so zu gestalten ist, dass die Ganztagsbeschulung stattfinden kann“, erklärt die Stadt.

Am 29. Juni hatte die SZ bereits über die Schulsekretärinnen berichtet. Damals hatte die Verwaltung behauptet, im Falle von Krankheit könne die Zeitarbeitsfirma schnell für Ersatz sorgen. Dieser Aussage widerspricht eine ehemalige Schulsekretärin. Bei Krankheit gebe es keinen schnellen oder gar keinen Ersatz, weil die Zeitarbeitsfirma erst mal einen Ersatz suchen müsse – und das dauere. Wie sie weiter berichtet, zahlt die Stadt Völklingen an EIM deutlich mehr, als die Frauen als Stundenlohn bekommen. Zumindest war das so, als sie als Sekretärin arbeitete. 450 Euro dürften die Sekretärinnen pro Monat verdienen. Wenn nun EIM den Stundenlohn erhöhe, was ja erst einmal positiv sei, hätten die Sekretärinnen aber weniger Zeit, ihre Arbeit zu erledigen. Denn sie müssten ja auch noch die Schulbuchausleihe stemmen.

Die Frau widerspricht auch der Aussage der Verwaltung in der SZ, dass die Stadt Völklingen für die Ausleihe eine Schulung anbiete. Diese Schulung mache das Ministerium – aber erst im April. Die Arbeiten für die Ausleihe begännen aber schon im Januar. Sie weist außerdem auf das Problem hin, dass die Sekretärinnen wegen ihrer begrenzten Stundenzahl auch nicht jeden Tag in der Schule sind.

Dass die Mehrzahl der Hilfskräfte von einer Firma ausgeliehen wird, begründet Pressesprecher Uwe Grieger ebenfalls mit der Haushaltslage. „Die Kommunalaufsicht hat uns auferlegt, einen Haushaltssanierungsplan zu erstellen. Dieser beinhaltet, dass unter anderem die Kosten der Schulsekretärinnen reduziert werden.“ Das sei eine freiwillige Ausgabe. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte dazu, die Kommunalaufsicht fordere nie konkrete Sparmaßnahmen, sondern gebe nur den Rahmen vor. „Wie das Ziel zu erreichen ist, legt die Kommune fest.“

Wie die SZ berichtete, werden die Sekretärinnen seit dem Schuljahr 2014/2015 nach einem Stadtratsbeschluss aus einem Schulbudget bezahlt, das die Stadt Völklingen jeder Schule zur Verfügung stellt, und das zuvor für Anschaffungen reserviert war. Nun würden aus diesem Topf die Sekretärinen bezahlt, es bleibe also weniger Geld für Anschaffungen, erklärt Grieger. Das gelte nicht für die Schulbuchausleihe, teilt die Stadt in der Stellungnahme für den Ausschuss mit. Die Stunden werden nicht dem Schulbudget belastet, sondern aus dem Haushalt bezahlt.

Auf Anfrage der CDU-Fraktion lieferte die Verwaltung im Ausschuss einige Fakten. 2018 lagen die geleisteten Arbeitsstunden der Sekretärinnen ohne die Schulbuchausleihe zwischen 232 und 345 Stunden. Für die Ausleihe fielen zwischen 56 und 93 Stunden an. Sie würden aber bei Fragen von einer Mitarbeiterin im Rathaus unterstützt, sagte Fachdienstleiterin Susanne Thull im Ausschuss. Sie wies auf ein Problem hin. Nach dem Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz dürfen die Sekretärinnen 18 Monate arbeiten, anschließend müssten sie sich drei Monate arbeitslos melden. Es gebe zwar eine sogenannte Springerin, die dann die Arbeiten übernimmt. Aber es sei schon vorgekommen, dass auch die drei Mitarbeiterinnen des Fachdienstes einspringen mussten. Thull: „Das ist eine nicht zufrieden­stellende Situation.“ In Saarbrücken sind die Schulsekretärinnen übrigens bei der Stadt angestellt.

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