Sozialkaufhaus bietet Menschen mit wenig Geld ein breites Warenangebot

Völklingen · Die Wintersaison hat den Ansturm auf Kleiderkammern und Gebraucht-Läden in der Region stark anwachsen lassen. Auch im Sozialkaufhaus am Völklinger Nordring – wobei es dort viel mehr gibt als nur Kleidung.

120 Menschen kommen täglich ins Völklinger Sozialkaufhaus im Nordring 69, decken sich mit Secondhand-Ware wie Kleidung, Spielsachen, Schuhen, Haushaltsgeräten, Schallplatten, CDs, Büchern, Spielzeug und Möbeln ein. "Oft sind es auch mehr Kunden", berichten die beiden Verkaufsleiterinnen Maria Blau-Croce und Ute Wilegala.

An diesem vorweihnachtlichen Donnerstagvormittag wirkt das Sozialkaufhaus fast wie ein Bienenstock. Gesumme, Geräuschfetzen dringen ans Ohr, Menschen eilen durch die Eingangshalle. Eine Großfamilie wandert durch das Möbellager, schaut sich suchend um zwischen Sofas und Schrankwänden. Es werden Kisten mit Nachschub angeschleppt, Winterkleidung, Spenden von Bürgern. Im mit Sternen und Tannenzweigen geschmückten Kassenbereich warten geduldig Käufer, bis sie ihre Artikel bezahlen können. Auf einem Tisch stapeln sich liebevoll gebastelte Weihnachtsarrangements. "Die entstehen hier so nebenbei", erzählen die Verkaufsleiterinnen.

Im Erdgeschoss werden alle Produkte ausgestellt. Im ersten Stock befindet sich neben Aufenthalts- und Schulungsräumen der Kreativbereich. Mitarbeiterinnen wie Emine Aslan oder Emine Mercimekci nähen hier Einkaufstaschen, Topflappen in Herzform oder Decken und Sets. Oder sie stricken, gerade sitzt Emine Aslan an einer hellblauen Babyjacke.

Im zweiten Untergeschoss liegt die Schreinerei, geleitet von Dominik Schlich. Hier werden Möbel aufbereitet. "Es gibt sogar eine Kooperation mit Ikea ", berichtet Schlich, der gerade an einem Hängeschrank fürs Bad arbeitet. Das Diakonische Werk profitiert von Reklamationen und Dingen, die Ikea-Kunden zurückgebracht haben. Auf einem Tischchen warten hölzerne Weihnachtsspieluhren auf die Reparatur. Schlich führt durch sein Reich, zeigt stolz hochprofessionelle Maschinen, eine Formatkreissäge, die Furnierpressse. In einem Nebenraum stehen Männer an einer Werkbank: Flüchtlinge, die im Rahmen einer speziellen Maßnahme des Diakonischen Werks im Sozialkaufhaus beschäftigt sind. Zehn von 30 Stunden packen sie im Haus mit an, erhalten dafür einen Euro pro Stunde. Die anderen 20 Stunden durchlaufen sie unter Anleitung von Arbeitspädagoge Heiko Recktenwald und zwei Sozialarbeitern eine Qualifizierung. Von den 15 Stellen sind momentan 13 besetzt, berichtet Recktenwald.

In der Fahrradwerkstatt, Chef ist hier Jürgen Delor, bringen Rosario Palmieri und Mitarbeiter Guido Thomas ("ich habe früher in der Grube geschafft") ausrangierte Drahtesel wieder auf Vordermann. Für 40 bis 70 Euro wandern sie dann in den Verkauf. Auch in der Elektrowerkstatt unter Leitung von Frank Simon wird ständig repariert. Ob Fön, Fritteuse, Toaster oder Kühlschrank, auf jedes Gerät gibt es eine zeitgebundene Garantie.

Oben im Erdgeschoss werden Pullover, Hosen, Röcke, Mäntel genau sortiert für Frauen, Männer, Kinder, Babys, alles übersichtlich und zu Festpreisen. Eine Jeans kostet drei Euro, ein T-Shirt zwei Euro. "Wir bekommen sogar Spenden von bekannten Modelabels", berichtet Maria Blau-Croce; Kleidung werde sehr stark nachgefragt.

Auch Kinder werden auf der 800 Quadratmeter großen Verkaufsfläche fündig. Stofftiere, Puzzles, Brettspiele, alles ist da, und Maria Blau-Croce versichert: "Jedes Teil wird gesäubert, alle Spiele sind komplett, Puzzles werden durchgezählt."

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Auf einen Blick Angebote für bedürftige Völklinger zu niedrigen Preisen: Das hatte sich die Diakonie auf die Fahnen geschrieben. Am 1. Dezember 2010 wurde das Sozialkaufhaus am Nordring 69 im Rahmen des Bundesprogrammes Soziale Stadt/Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier, kurz Biwaq, eröffnet. Öffnungszeiten: Montag 9 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr. 20 Prozent Rabatt auf alle Artikel erhalten Rentner, Studenten, Azubis und Menschen, die von Hartz IV leben müssen. af

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