Sozialberatung von Anfang an1200 Menschen mehr bekommen jetzt Wohngeld

Regionalverband. Es ist wenig los an diesem Morgen im Empfangsraum des neuen Sozialen Dienstleistungszentrums (SD) am Saarbrücker Schlossplatz. Nur einige Bürger kommen an die Theke, um sich von den Mitarbeitern beraten zu lassen. Seit 5

 Im Sozialen Dienstleistungszentrum am Schlossplatz werden Antragsteller für Grundsicherung, Sozialhilfe und Wohngeld schon am Empfang von Fachleuten beraten. Foto: Becker & Bredel

Im Sozialen Dienstleistungszentrum am Schlossplatz werden Antragsteller für Grundsicherung, Sozialhilfe und Wohngeld schon am Empfang von Fachleuten beraten. Foto: Becker & Bredel

Regionalverband. Es ist wenig los an diesem Morgen im Empfangsraum des neuen Sozialen Dienstleistungszentrums (SD) am Saarbrücker Schlossplatz. Nur einige Bürger kommen an die Theke, um sich von den Mitarbeitern beraten zu lassen. Seit 5. Januar ist das SD des Regionalverbandes für die Bürger aus der Landeshauptstadt, der Stadt Friedrichsthal sowie den Gemeinden Kleinblittersdorf, Quierschied, Riegelsberg und Großrosseln da, wenn es um Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld und Leistungen für Asylbewerber geht. Noch fehlt die Diskretionslinie, wir wie sie am Bankschalter kennen, und der Kasten, aus dem sich jeder Kunde eine Nummer zieht, damit es kein Gedränge gibt. Das soll sich in Kürze ändern, versichert Sozialamts-Leiter Horst Hoppe.In dem Empfangsbereich werden die Bürger nicht nur an den zuständigen Sachbearbeiter verwiesen, sondern können in separaten Büros diskret beraten werden. Die Mitarbeiter rechnen zum Beispiel aus, ob die Bürger Anspruch auf Sozialhilfe oder Wohngeld haben. Das ist auch für den Regionalverband wichtig. Denn das Wohngeld zahlen Bund und Land, der Haushalt der Kommunen wird entlastet. Anträge bekommen die Hilfeempfänger hier, aber auch vor Ort in den Kommunen. Im ersten und zweiten Stock sitzen die Sachbearbeiter für die Grundsicherung, Sozialhilfe und das Wohngeld. Für Hoppe ist der große Vorteil des SD, dass die Bürger nicht mehr zu unterschiedlichen Stellen rennen müssen, sondern alles unter einem Dach ist. Damit die Menschen nicht durch die Flure irren, sollen bis Monatsende mehrere Hinweistafeln mit den Namen der Sachbearbeiter aufgehängt werden, verspricht Hoppe. Dann soll auch der Eingangsbereich komplett fertig sein. In den oberen Stockwerken werden die Bauarbeiter dagegen noch länger werkeln und die Flure verschönern müssen. An den ersten Tagen sei im SD sehr viel los gewesen, berichtet der Amtsleiter. Auch die Sprechstunden in den Saarbrücker Bezirken und den anderen Kommunen hätten die Bürger gut angenommen. Vor allem in Burbach, wo es dieses Angebot vorher nicht gegeben habe, sei der Andrang groß gewesen. Hoppe betont, die Sprechstunden vor Ort seien ein besonderer Service für die Bürger. In anderen Landkreisen gebe es das nicht. Große Diskussionen gab's 2008 im Saarbrücker Rathaus, ob die Stadt die Zuständigkeit für die Hilfeempfänger an den Regionalverband abgibt. Hoppe sieht das ganz locker. Da Saarbrücken keine kreisfreie Stadt ist, sei der Regionalverband für die Auszahlung der Leistungen zuständig. Doch nicht alle Mitarbeiter aus dem Saarbrücker Sozialamt hat der Regionalverband übernommen. Hoppe: "52 konnten wechseln, 31 haben wir übernommen." 16 Mitarbeiter seien von der Arge ins SD gewechselt und sieben eingestellt worden. Macht also insgesamt 89 Mitarbeiter. Hoppe überlegt bereits, das Dienstleistungsangebot für die Bürger zu verbessern: "Wir brauchen ein Servicetelefon, das die Anrufe steuert." Bisher landeten alle bei den Mitarbeitern im Eingangsbereich. Doch das störe bei Beratungsgesprächen. Außerdem will Hoppe einen Mitarbeiter mit Russisch-Sprachkenntnissen, um die Kommunikation mit den jüdischen Emigranten aus Osteuropa zu erleichtern. Für den Amtsleiter steht fest: Das SD bringt viele Vorteile, zum Beispiel die gleiche Qualität der Beratung für alle. Und ob die Saarbrücker ins Haus Berlin oder ins SD kommen, sei am Ende egal.Regionalverband. Das Soziale Dienstleistungszentrum des Regionalverbandes betreut nach Angaben von Sozialamts-Leiter Horst Hoppe 3200 Empfänger von Grundsicherung, 600 Sozialhilfeempfänger und 100 Asylbewerber. Grundsicherung erhalten Senioren, deren Rente für den Lebensunterhalt nicht reicht. Sozialhilfe bekommen Menschen, die nicht mehr arbeitsfähig sind. Wohngeld bekommen im Regionalverband derzeit 2800 Menschen. Diese Zahl ist deutlich um 1200 Bezieher gestiegen. Der Bund hat das Wohngeld zum 1. Januar erhöht, damit Haushalte mit geringem Einkommen nicht mehr zusätzlich auf Hartz IV angewiesen sind. Im Herbst habe ein Bundesgericht entschieden, dass die Betroffenen mit dem Wohngeld bessergestellt werden, sagte Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer. Folge: Viele Bürger, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich noch Hartz IV bekommen, fielen nun aus dem Hartz IV-Bezug komplett raus. Auf der anderen Seite habe der Bund aber seinen Anteil an den Mietkosten für Hartz IV-Empfänger gesenkt. Deshalb sei noch nicht klar, ob der Regionalverband wirklich Geld spart. 46 Millionen Euro gibt das Sozialamt in diesem Jahr für Leistungen und Personal aus. 95 000 Euro kostete das neue Informationszentrum im Dienstleistungszentrum. sm

HintergrundDie Stadt Saarbrücken hat den Großteil der Mitarbeiter des Sozialamts behalten. Nur 24,5 von 84 Stellen würden durch den Wechsel zum Regionalverband eingespart, sagte Bürgermeister Kajo Breuer. Auf der anderen Seite zahlt die Stadt über die Umlage die Kosten des neuen Dienstleistungszentrums mit. 33,5 Stellen sollen im Amt weiterbesetzt werden, sagte Breuer. Denn die Stadt sei auch künftig für die Unterbringung von Wohnungslosen, die Behindertenpolitik, Gesundheitsförderung, Drogenhilfe, Beschäftigungsförderung, Gemeinwesenarbeit und die Organisation von Seniorenveranstaltungen zuständig, sagte Breuer. Wieviel die Stadt durch den Weggang der Sozialamts-Mitarbeiter wirklich spart, will Kajo Breuer noch genau untersuchen. Die Stadt Völklingen wird übrigens vorerst ihr eigenens Sozialamt behalten, damit bedürftige Bürger nicht auch noch nach Saarbrücken fahren müssen. sm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort