So lachen die Bergleute

Luisenthal. Wer kennt sie nicht, die Anekdoten aus dem Arbeitsleben. Lustige Geschichten, die den grauen Arbeitsalltag erhellen und noch nach Jahren für Heiterkeit sorgen. Auf der Luisenthaler Grube hat es solche Geschichten natürlich auch gegeben, wo man sie als "Gnebb" bezeichnet hat. Knöpfe, die ein Kumpel freiwillig oder unfreiwillig zur Erheiterung der Kameraden gedreht hat

 Autor und Spaßvogel: Gerhard D. Thurn. Foto: Bilderwerk

Autor und Spaßvogel: Gerhard D. Thurn. Foto: Bilderwerk

Luisenthal. Wer kennt sie nicht, die Anekdoten aus dem Arbeitsleben. Lustige Geschichten, die den grauen Arbeitsalltag erhellen und noch nach Jahren für Heiterkeit sorgen. Auf der Luisenthaler Grube hat es solche Geschichten natürlich auch gegeben, wo man sie als "Gnebb" bezeichnet hat. Knöpfe, die ein Kumpel freiwillig oder unfreiwillig zur Erheiterung der Kameraden gedreht hat. 38 davon hat er ehemalige Bergmann Gerhard D. Thurn jetzt in seinem Buch "Luisedaaler Gruwe Gnebb" vorgestellt."Unter Tage gibt es nichts zu Lachen: Sieben Stunden ohne Sonnenlicht bei harter Arbeit in einem rauen Umfeld", so Thurn. Umso mehr wurden die "Gnebb" geschätzt, lockerten sie doch für kurze Zeit das Arbeitsklima merklich auf. "Die Sprache der Bergleute kann hart sein, aber sie ist immer gut zu verstehen und immer ehrlich", sagte der Autor, ehe er an seinen ehemaligen Kumpel Hans Josef Eich übergab: "Er ist Schauspieler am württembergischen Staatstheater geworden, und das ist allemal besser als Elektro-Hauer".

Zu den Geschichten: Da ist vom "Lügenbaron" die Rede, der ständig die unglaublichsten Kriegserlebnisse schildert. Schließlich stellt sich aber heraus: "Unser Lügenbaron war nie Soldat." Oder von dem Scherzbold, der die Heilpfleger immer wieder genervt hatte, als er unnötig die Klingel der Verbandsstube betätigte. Das wurde den Pflegern irgendwann zu bunt und sie sannen auf Rache. "Gegen kräftig zupackende Heilpflegerhände hatte der Kumpel keine Chance", ist jetzt nachzulesen. Mit Mercurochrom, dem Wund-Desinfektionsmittel mit der typisch roten Farbe haben die Pfleger die Männlichkeit des nervenden Scherzboldes behandelt, was diesem ab sofort den Spitznamen "Rotschwänzchen" einbrachte.

Ein anderer Kumpel hatte eine Dienstreise zur Knappschaft nach Saarbrücken vor sich, in diesem Fall war Thurn persönlich derjenige, der einen "Gnobb" ausheckte: "Er sollte aus Saarbrücken ein gelbes Formular für den Vorschuss auf das Sterbegeld mitbringen." Weil die Knappschaftskollegen eingeweiht waren, stand dem Unglücksraben eine wahre Odyssee durch die Amtsstuben bevor. Erst als ihm an der Endstation gesagt wurde, das begehrte Formular gebe es nur gegen Vorlage der eigenen Sterbeurkunde, habe er die Scherzfalle bemerkt.

"Ich hoffe, beim Lesen bringt euch die eine oder andere Geschichte zum Schmunzeln", so der Autor zum Abschluss der Vorlesung im Nebenraum der Kaffeeküche. "Und wenn euch eigene Gnebb einfallen, dann schreibt sie selbst auf oder berichtet mir davon", forderte er auf. Womöglich gebe es ja dann eine Fortsetzung der "Luisendaaler Gruwe Gnebb". Thurn plant bereits sein nächstes Werk. Ein Buch zum 50. Jahrestag des Luisenthaler Grubenunglücks von 1962.

Das Buch kostet acht Euro, Bestellungen unter Tel. (0 68 98) 8 76 04.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort