Sie lehren die Hütte den Beat

Völklingen · 1968 hatten sie ihren ersten Auftritt: The Sunset aus Großrosseln, damals eine Schülerband. Nach Jahrzehnten haben sie sich wieder zusammengefunden. Und am Samstag in der Völklinger Gebläsehalle aufs Schwungvollste mehr als 500 Zuhörer in Bewegung gebracht.

"Häääng on sloopy, sloopy hang on", singen wir. Kopfüber in die Vergangenheit tauchen - das war das Motto für schätzungsweise 500 Besucher der "Sunset Revival Show" am Samstag im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. "Die meisten - bis auf die ganz Jungen - kennen die Band seit ihrer Anfangszeit in den sechziger Jahren", stellt Besucher Wolfram Dörr beim Blick in die Halle fest. Und die Rosseler "Sunset-Jungs", Tradition in der Seele, lebenserfahren klug, "erhitzen den Wind", um der Örtlichkeit, dem historischen Gebläsehaus mit seinen gigantischen Winderzeugern, den Beat beizubringen.

"Mit Keep on running" beginnt die Show - dann rocken Manné, Heinz, "De Long", Bernhard "the Doc", Michael "Joop", Edgar und Rüdiger, genannt "Moses", die sechziger Jahre herbei. "Tanzen, mitmachen, mitrocken", gerne auch "Love, peace, joy" lautet die fröhliche Devise.

Ob "Ticket to ride" der Pilzkopf-Beatles, die legendäre Hymne "Poor Boys" der Lords, Wellenreiterspaß der Beach Boys oder kompromisslos rauer Rock der Spencer Davis Group - die Sunsets beherrschen (so gut wie immer) die passenden Akkorde. Und haben, im Vergleich zu ihrem ersten Auftritt 1968, natürlich ein deutlich verbessertes Equipment an der Hand, um dem Publikum einzuheizen.

Im Puls der Zeit ist der Beat 2016 gegenüber seiner Anfangszeit deutlich härter, schneller, kompromissloser geworden. Die Sunsets setzen auf Nostalgie - das Publikum ist dankbar dafür. Vielleicht zehn Prozent der Besucher genießen die Show im Sitzen, einige sogar im Rollstuhl. Der größere Teil zieht es aber vor, zu stehen, mitzuwippen, Refrains zu singen, aktiv zu bleiben. Die große Tanzfläche, anfangs noch ganz leer, wird von Minute zu Minute belebter.

Unglaublich, was die Senioren-Kollegen noch alles drauf haben! Drehen sich um die eigene Achse, wirbeln nach rechts, wirbeln nach links, werfen die Beine, schütteln die Arme, lassen die Köpfe kreisen, ganz bewegt. Knieprobleme? Kannste vergessen! Arthrose? Was ist das? Die paar Pfündchen zuviel? Vernachlässigbar! "I feel fine - Fühl mich gut" singen wir, und "I wonna go home", dabei will gar niemand vor dem letzten Zapfenstreich nach Hause.

Zum Glück gönnen die Sunset-Jungs den Tanzenden auch ein paar Schmusesongs wie "In my room" von den Beach Boys oder "A whiter shade of pale" von Procul Harum; auch das ein Angebot, das sichtlich gerne angenommen wird. Eng aneinandergeschmiegt im Slow-Waltz-Rhythmus - wann hat man das schon mal?

"Ein schön nostalgischer Abend", resümiert Gerda Reimringer. Da hat sie recht, kann der Berichterstatter (Jahrgang 1949) nur hinzufügen - mit wunderbarer Musik aus dem vorigen Jahrhundert.

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