Sie feiern die Feste, wie sie fallen

Während die Kirmes auf dem Friedrich-Ebert-Platz am Nachmittag langsam Fahrt aufnimmt, versammeln sich viele Ludweiler Bürger auf der anderen Straßenseite zum Gruppenfoto vor der Hugenottenkirche. Erbaut wurde das Gotteshaus 1786 nach Plänen von Balthasar Wilhelm Stengel, einem Sohn des Barockbaumeisters Friedrich Joachim Stengel

Während die Kirmes auf dem Friedrich-Ebert-Platz am Nachmittag langsam Fahrt aufnimmt, versammeln sich viele Ludweiler Bürger auf der anderen Straßenseite zum Gruppenfoto vor der Hugenottenkirche. Erbaut wurde das Gotteshaus 1786 nach Plänen von Balthasar Wilhelm Stengel, einem Sohn des Barockbaumeisters Friedrich Joachim Stengel.

Im Jahr 2004 feierten die Ludweiler das 400-jährige Bestehen ihres Ortes. 1604 erlaubte Graf Ludwig II. von Nassau-Saarbrücken zwölf französischen Hugenotten, die wegen ihres calvinistischen Glaubens aus ihrer Metzer Heimat fliehen mussten, "im Warneth" ein Dorf zu gründen.

Mehr Einwohner bedeuteten für den Grafen auch mehr Geld, zumal die Einwanderer geschickte Handwerker und Glasmacher waren. 1815 wurde der Ort preußisch. Er erhielt eine eigene Amtsbürgermeisterei, zu der auch die Orte des Gemeindeverbandes Großrosseln gehörten.

Die kommunale Selbstständigkeit endete 1974, als Ludweiler im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform in die Stadt Völklingen eingegliedert wurde, trotz des Widerstandes der Bevölkerung. Diese strebte eine eigenständige Warndtgemeinde unter Einbeziehung Großrosselns an. Heute leben rund 5900 Menschen in dem Völklinger Stadtteil, der über ein florierendes Geschäftszentrum verfügt.

Von großer archäologischer Bedeutung sind zahlreiche Funde aus vorgeschichtlicher Zeit, darunter ein etwa 300 000 Jahre altes Steinwerkzeug. Dieser "Ludweiler Faustkeil" ist im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu besichtigen.

Mit der bewegten Geschichte des Ortes und der Region befasst sich auch der Heimatkundliche Verein Warndt. Der Verein, der im November sein 40-jähriges Bestehen feiert, ist Träger des Glas- und Heimatmuseums Warndt. Über 1500 Gäste besuchten im vergangenen Jahr das Museum im ehemaligen Bürgermeisteramt.

Zurück zum Fotoshooting der Saarbrücker Zeitung. "Wir feiern die Feste, wie sie fallen", sagt Ortsratsmitglied Bernd Bohner. Er lobt die gute Ortsgemeinschaft und verweist auf die etwa 50 Vereine, die in der Arbeitsgemeinschaft Ludweiler Vereine mitwirken.

In dem Stadtteil gibt mehrere Bildungseinrichtungen, und auch die Geschäftswelt ist noch in Ordnung: In Ludweiler bekommt man alles, was man zum täglichen Leben braucht.

"Die Leute halten zusammen", betont Ortsvorsteherin Christiane Blatt. Ein Beispiel: Beim Brunnenbauprojekt wurden über 1000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. "Wo ich auch angerufen habe, überall gab es Zusagen", erinnert sich Blatt.

Andrea Duchene fühlt sich ebenfalls wohl im Ort. "Ich könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben", sagt sie. Duchene findet es gut, dass jeder jeden kennt. Auch Neubürger, erklärt sie, werden in Ludweiler stets herzlich willkommen geheißen. Und was gefällt ihrem Sohn Philipp am besten in seinem Heimatort? "Die Kirmes!", versichert der siebenjährige Junge.Foto: Becker & Bredel

"Die Leute halten zusammen."

Ortsvorsteherin Christiane Blatt

Hintergrund

Ludweiler hat nach jüngster Zählung 5887 Einwohner und ist damit zweitgrößter Völklinger Stadtteil nach der Innenstadt. In Ludweiler leben 2781 Männer und 3106 Frauen. Mit 340 Personen ist der Ausländeranteil relativ gering. Ludweiler besitzt eine gute Infrastruktur inklusive großzügiger Sportanlagen. red

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