Sie drängen auf Stadt-Initiativen in Sachen Bioenergie

Völklingen. Über lange Jahre mussten sie sich auf außerparlamentarische Opposition beschränken. Doch nun sind die Grünen in den Völklinger Stadtrat zurückgekehrt: 4,6 Prozent der Wählerstimmen verschafften ihnen zwei Sitze. Und Fraktionsvorsitzender Manfred Jost hat gleich richtig losgelegt. Schon in seiner Sitzung am 1

Völklingen. Über lange Jahre mussten sie sich auf außerparlamentarische Opposition beschränken. Doch nun sind die Grünen in den Völklinger Stadtrat zurückgekehrt: 4,6 Prozent der Wählerstimmen verschafften ihnen zwei Sitze. Und Fraktionsvorsitzender Manfred Jost hat gleich richtig losgelegt. Schon in seiner Sitzung am 1. September soll der Stadtrat auf seinen Antrag hin über einen Kodex beraten, der das Handeln der Stadtwerke samt ihrer Untergesellschaften für Volksvertreter und Bürger durchschaubarer macht. Jost hat für die selbe Sitzung auch Sachstandsberichte der Geschäftsführung zu den Projekten Meeresfischzucht Völklingen und Biogasanlage Völklingen angefordert.Jost drängt in Sachen Biogas, weil er befürchtet, dass Völklingen hier - auch durch die Projekte auf der früheren Tagesanlage Warndt in Großrosseln - von der Entwicklung "abgehängt" werde. Der Grünen-Sprecher sagte in einem SZ-Redaktionsgespräch gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Dr. Gerold Fischer, es sei bereits aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht zur Errichtung einer Großvoltaik-Anlage auf dem früheren Gelände in Fürstenhausen gekommen. Diese Anlage sei dann in Göttelborn realisiert worden. Jost und Fischer forderten zudem im Redaktionsgespräch dazu auf, die Chance noch vorhandener offenen Grubenschächte in der Region zum Nachdenken über Erdwärme-Projekte zu nutzen.Nicht nur eine umweltfreundlichere Energiegewinnung steht für die Völklinger Grünen in nächster Zeit auf der Tagesordnung. Sie wollen die Stadtwerke gezielt daraufhin ansprechen, ob nicht ein günstigerer Energiebezug und damit auch günstigere Verbraucherpreise möglich wären. Sie streben "echte, wohnortnahe Ganztagsschulen" an. Sie wollen die Völklinger Kindergärten daraufhin durchleuchten, ob nicht mehr für die Vereinbarbeit von Familie und Beruf getan werden kann. Sie wollen die Verkehrssituation angehen, überprüfen, ob Tempo 30 auf Orts-Durchgangsstraßen eine Linderung für lärmgeplagte Anwohner bringen kann. Und die Stadtentwicklung mit eigenen Vorschlägen begleiten, wobei "vor allem auch in Fürstenhausen noch sehr viel getan werden muss", sagte Gerold Fischer abschließend. Die Grünen würden es begrüßen, wenn auch kleinere Fraktionen wie sie Zugang zu den Fachausschüssen des Stadtrates erhielten. Ansonsten, so Jost, würden sie auf jeden Fall alle nötigen Angaben einfordern. Wenn der erwünschte Verhaltenskodex für die städtischen Unternehmen Wirklichkeit werde, würden auch von dort weit mehr Informationen als bisher an die Volksvertreter fließen. Die Grünen seien bereit, mit allen anderen Stadtratsfraktionen ("außer der NPD") zu reden. Manfred Jost: "Wir tun uns aber mit niemand zusammen, sondern tragen unsere Vorstellungen vor." Bei den zu erwartenden wechselnden Mehrheiten im Rat werde sich auch Oberbürgermeister Klaus Lorig "in seinem Verhalten etwas verändern müssen, vor allem, was Transparenz angeht".

Zur PersonManfred Jost (59) arbeitet als Regierungsangestellter beim Integrationsamt in Saarbrücken und kümmert sich dort um die Belange behinderter Menschen im Arbeitsleben. Neben seinem politischen Engagement, er trat auch schon als Kandidat der Grünen für den Bundestag an, ist Jost vor allem als Sprecher der Bergschadensgemeinschaft in Völklingen bekannt geworden.Dr. Gerold Fischer (62) leitet als Oberstudiendirektor das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium in Völklingen. Fischer war bereits einmal Landesvorsitzender der Grünen und blickt auf eine lange kommunalpolitische Erfahrung zurück. Bei der vergangenen Oberbürgermeisterwahl trat er als Grünen-Kandidat gegen Klaus Lorig (CDU) an. Beide Grünen-Politiker wohnten früher in Fürstenhausen und sind wegen massiver Grubenschäden an ihren Häusern in die Innenstadt umgezogen.. erAuf einen BlickSieben Fraktionen gehören nach der Wahl vom Juni 2009 dem Völklinger Stadtrat an. Die 51 Ratssitze verteilen sich wie folgt: CDU 17, SPD 16, Linke 9, FDP 3, Grüne 2, Freie Wähler 2, NPD 2. Die Kommunalwahl von 2004 hatte nur drei Fraktionen in den Stadtrat gebracht. Die CDU hatte 26, die SPD 20, die NPD 5 Sitze inne. dd

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