Shoppen ja, aber mehr Auswahl

Völklingen · Die meisten Menschen kaufen gerne ein. Aber nicht mehr automatisch im Geschäft vor Ort. Und immer öfter im Internet. Wie halten es die Völklinger, wollten wir wissen. Sie entscheiden mit ihrem Kaufverhalten mit, wie die Stadt künftig aussieht.

Die Einkaufsgewohnheiten der Völklinger Passanten haben wir bei einer Straßenumfrage erforscht. Wir wollten wissen, welche Rolle der Handel bei den Menschen spielt.

"Das Nötigste für den Alltag kaufe ich im Kaufland oder Globus. Mehr gibt es hier leider auch nicht", so der Völklinger Andreas Deckarm. Da Völklingen für ihn die nächstgelegene Stadt sei, versucht er seine Besorgungen dort zu erledigen. "Hier in der Umgebung halten sich die Läden nie lange, deswegen bleibt die Kundschaft in den neuen Geschäften auch oft aus", meint der 67-Jährige Völklinger. Der Rentner glaubt außerdem, dass an dem Rückgang der Kunden allein die Hausbesitzer Schuld wären. Nur selten shoppt er im Internet. "Ich finde die Innenstadt sehr schön, gerade die City Open Airs gefallen mir richtig gut, aber die leer stehenden Gebäude machen das Ambiente kaputt", berichtet uns die 47-jährige Arzthelferin Margit Spindler auf dem Weg zu ihrer Arbeit. Sie glaubt, die hohe Gewerbesteuer trage zum Rückgang der Händler bei. "Die Stadt bräuchte mehr namhafte Geschäfte , so dass auch junge Menschen den Weg in die Stadt finden." Zum Internet: "Ich kaufe nur elektronische Sachen, die sind im Internet meistens günstiger." Yasemin Atakli fände es besser, wenn neue Geschäfte in Völklingen öffnen würden, die Auswahl sei zu klein: "Ich gehe selten in der Umgebung einkaufen, aber Lebensmittel und Schuhe kaufe ich hier gerne, da mir Saarbrücken zu weit ist", erzählt die Einzelhandelskauffrau aus Völklingen . "Wenn ich etwas anderes, wie Kleidung oder so brauche, fahre ich dafür gerne in die nächst größeren Städte shoppen", so die 22-Jährige weiter, die eher weniger Online-Einkäufe erledigt, da sie Kleidung in den Händen halten und anprobieren möchte.

Anders Timo Nittler, Inhaber des Base-Shops in der Poststraße: "Ich kaufe sehr oft über das Internet, vor allem bei Amazon und Otto, ein. Da bestelle ich mir von der Kleidung bis hin zu elektronischen Sachen alles." Der 38-Jährige wäre aber auch öfter in der Völklinger City unterwegs, wenn sie nicht überall "so halbfertig" aussähe. "Aber die Restaurants hier sind super lecker", legt er nach. Christine Raber geht gerne in Völklingen einkaufen: "Ich unterstütze die Stadt und versuche meine Einkäufe alle hier zu erledigen." Die 62-jährige Kosmetikerin hofft ebenfalls auf Erneuerungen der Gebäude. "Die Stadt hat ja schon viel getan, aber unschöne Stellen gibt es leider immer noch", bedauert die Völklingerin. Sie kaufe nur ganz selten online ein, dennoch versuche sie, im Netz elektronische Schnäppchen zu ergattern.

Hausfrau Irmgard Schmitt, die gerade vom Einkauf kam, denkt nicht, dass Völklingen an hohen Mieten leidet. Sie glaubt vielmehr, die Fußgängerzone in der Poststraße nehme dem Völklinger Markt Kunden weg. Außerdem denkt die 65-Jährige, die Stadt habe kein Geld, die vielen notwendigen Renovierungen zu tätigen. Lebensmittel und Kleidung kaufe sie aber durchaus in Völklingen . Auch Arzt und Apotheke seien nah. "Meine Frau ist hier in Völklingen geboren, von daher kennen wir uns hier aus und erledigen unsere Angelegenheiten hier vor Ort", sagt Horst Schmalfuß, der extra von Altenkessel gekommen ist. Die Innenstadt findet er aber trotzdem nicht schön, da es nicht wirklich viele interessante Geschäfte gäbe. "Ich glaube, der Kundenandrang geht durch die ewigen Baustellen zurück, da die Umleitungen schlecht sind." Menschen, denen Völklingen fremd sei, fänden kaum den Weg in die Stadt, so der 65-jährige Rentner .

"Wenn ich hier einkaufen gehe, dann eigentlich nur mit meinem Kind ins Rofu Kinderland oder eben für den täglichen Bedarf ins Kaufland . Geschenke kaufe ich auch gerne in der Nähe, aber auch das wird immer seltener", sagt Sabrina Maschner, Medizinische Fachangestellte aus Völklingen . Sie glaubt, die leeren Geschäfte entstehen durch die hohen Mietkosten. "Ich finde es schade, dass es immer weniger zum Bummeln gibt, da ich ja hier wohne, aber für Kleidung und Anderes zieht es mich immer mehr Richtung Hauptstadt", bedauert die 34 Jahre alte Mutter. Online kaufe sie nur elektronische Güter, sowie Druckerpatronen ein. Einkaufsbummel per Computer - das wird zunehmend ein Vergnügen der Kunden . So registrieren es auch die Berater bei der Verbraucherzentrale des Saarlandes. "Ja, auch Saarländer sind schon im Netz", verkündet Yvonne Schmieder etwas schelmisch mit Anspielung auf die den Menschen hier oftmals nachgesagten Internetlethargie. Zwar gebe es keine statistischen Zahlen zu den Unterschieden der einzelnen Bundesländer, die den Konsum per elektronischem Einkauf vergleichen. Aber die Erfahrung zeige, dass Saarländer noch ein wenig Nachholbedarf hätten, ein wenig der Entwicklung hinterherhinkten. Was allerdings die Käufer über den heimischen Computer erstehen, weiche nicht vom generellen Verlangen ab. "Unterhaltungselektronik und Bekleidung am häufigsten", sagt Schmieder. Die 37-Jährige ergänzt: "Auch Möbel und Lebensmittel sind übers Internet zu ordern." Sogar Frischlebensmittel legten in der Gunst zu. Die Belieferung funktioniere in der Regel über lokale Vertragspartner. Ein Trend zeichne sich laut Schmieder quer durch alle Sparten ab: "Er geht dahin, immer mehr im Netz zu bestellen." Doch die Expertin weist indes auf eine wichtige Neuerung hin, die Verbraucher betrifft: der Rückversand bestellter, aber bei genauer Betrachtung ungewünschter Ware. "Den müssen die Kunden selbst tragen" - wenn es nach dem Gesetz geht. So sei es überdies längst in anderen Ländern üblich. In Deutschland waren die Unternehmen bislang jene, die das Porto übernehmen mussten. Doch nehmen die Betreiber dies weiterhin auf eigene Kappe, dann werden sich nach Schmieders Ansicht diese Kosten gleich auf den Kaufpreis umlegen Den hat dann samt verstecktem Aufschlag jeder zu berappen.

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