Polizei schnappt Automarder Serie von Auto-Aufbrüchen ist aufgeklärt

Völklingen · Erfolg für Völklingens Polizei: Sie hat einen jungen Mann erwischt, der binnen zwei Monaten im ganzen Stadtgebiet Autos geknackt hat. Der Täter sei „kein typischer Krimineller“, sagen die Beamten – und versuchen, ihm wieder auf den rechten Weg zu helfen.

 Rüdiger Dilschneider vom Kriminaldienst der  Völklinger  Polizei. 

Rüdiger Dilschneider vom Kriminaldienst der Völklinger Polizei. 

Foto: Ulrike Paulmann

Manchmal gibt sich die  Völklinger Polizei ja ein bisschen zugeknöpft. Aber in diesem Fall drängte es Inspektionsleiter Michael Zapp und sein Team an die Öffentlichkeit. Denn den Völklinger Beamten ist etwas normaler­weise sehr Schwieriges gelungen: Sie haben, so wie es aussieht, eine ganze Serie von Auto-Aufbrüchen aufgeklärt.

Im März hat diese Serie begonnen, berichtet Rüdiger Dilschneider, der stellvertretende Leiter des Kriminaldienstes, beim Besuch in der Redaktion. Und bis Anfang Mai waren es etwa 30 Fälle geworden, verteilt aufs ganze Stadtgebiet – eine ungewöhnlich hohe Zahl. Stets  nach dem gleichen Muster: Autoscheibe eingeschlagen, Wertsachen aus dem Wageninneren gestohlen. Und immer mit „dürftiger Spurenlage“, sagt Dilschneider. Die Beamten hatten für ihre Ermittlungen keinen Ansatzpunkt. Bis ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe kam. In der Nacht zum 7. Mai war der Automarder in Fürstenhausen zugange, stahl aus einem Auto eine wertvolle Angel-Ausrüstung. Und am Folgetag meldete sich der Bestohlene: Seine Schätze waren in einer eBay-Kleinanzeige zum Verkauf angeboten.

Die Polizei zögerte nicht: „Wir haben einen Schein-Kauf initiiert“, sagt Dilschneider. Der führte zu einem 24-Jährigen. Und nicht nur zu den geklauten Angelruten, sondern auch noch zu Diebesgut aus drei weiteren Autoaufbrüchen. Diese vier Taten gab der junge Mann zu. Da er einen festen Wohnsitz hat  und zuvor, wie Dilschneider es formuliert, „nicht einschlägig in Erscheinung getreten“ war, mussten die Polizisten ihn wieder laufen lassen.

Und dann kamen die nächsten Autoknackereien. Zapp hatte die Nase voll. Er rief eine Ermittlungsgruppe ins Leben, mit Beamten aus allen Völklinger Polizei-Bereichen (das sind Wach- und Streifendienst, Ermittlungs- und Servicedienst und Kriminaldienst). Was sich schon in der ersten Nacht als gute Entscheidung erwies: Nach einem neuerlichen Autoaufbruch in Fürstenhausen stellten die Ermittler den 24-Jährigen in der Nähe. Mit einem Portemonnaie in der Tasche, das der Besitzer des geknackten Wagens als das Seinige erkannte. Bei der Vernehmung am Morgen danach gab der junge Mann zu, er habe in der fraglichen Nacht insgesamt vier Autos aufgebrochen. Acht von etwa 30 Taten – aber Dilschneider ist sicher, dass auch die übrigen Fälle aufs Konto des Ertappten gehen. Juristisch freilich gilt der Automarder immer noch als „Ersttäter“, ein Haftbefehl ist daher nicht drin.

Doch die Beamten sind in diesem speziellen Falle gar nicht wild darauf, den 24-Jährigen einzubuchten. Der nämlich sei „nicht der typische Kriminelle“, sagt Dilschneider, „er war einfach verzweifelt“: ein junger Mann ohne Ausbildung, ohne Job, ohne Geld, dem schon die Heizung abgestellt worden war und eine Stromsperre ins Haus stand. Er würde zwar gern arbeiten, aber Behördengänge seien für ihn schwierig, sagt Dilschneider – Autoscheiben einzuschlagen, sei der einfachere Weg aus der Not gewesen.

Aber der Automarder sei aus Sicht der Polizei nicht „verloren“ an die Kriminalität, ihn könne man „zurückholen“. Und so kümmere sich nun ein Kollege, der lange Erfahrung besitze mit jugendlichen Straftätern, um den 24-Jährigen, helfe bei Behördengängen, halte Kontakt.  „Das ist im Grunde keine Polizeiarbeit mehr, sondern Sozialarbeit“, sagt Dilschneider. Eine Ausnahme – weil die Beamten hier Chancen sehen, einen Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

 Autoscheibe einschlagen, hineingreifen, Wertsachen stehlen – mit solchen Delikten hat es die Polizei schwer, denn sie findet im Nachhinein meistens kaum Täter-Spuren vor.

Autoscheibe einschlagen, hineingreifen, Wertsachen stehlen – mit solchen Delikten hat es die Polizei schwer, denn sie findet im Nachhinein meistens kaum Täter-Spuren vor.

Foto: dpa/Tschanz-Hofman

Natürlich gehen die Akten dennoch zur Staatsanwaltschaft, auch wenn der junge Mann jetzt den Polizei-Ermahnungen folge und  Ruhe halte. Vor Gericht, vermutet Dilschneider, werde es wohl eine Bewährungsstrafe geben. Und dann? „Darüber haben wir im Kollegenkreis gerade heute Morgen gesprochen“, sagt der Kriminalbeamte: Wo es Hilfen gebe für Menschen wie diesen 24-Jährigen, „das wissen wir auch nicht“.

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