Kulturköpfe in der Region: Jürgen Reitz „Das ist nochmal eine tolle Herausforderung“

Völklingen · Er hat viele Jahre die Saarbrücker freie Szene mit geprägt. Heute widmet sich Jürgen Reitz, 62, einem höchst erfolgreichen Völklinger Amateurtheater. Und mit „seiner“ Titania hat er gerade wieder viel vor.

 Da hat er gut lachen: Jürgen Reitz in der neuen Spielstätte in Luisenthal. Hier hat er mit seinem Theater Titania viel vor. Langfristig möchte er 70 bis 80 Vorstellungen pro Jahr bieten. Am 6. April ist die erste Premiere.

Da hat er gut lachen: Jürgen Reitz in der neuen Spielstätte in Luisenthal. Hier hat er mit seinem Theater Titania viel vor. Langfristig möchte er 70 bis 80 Vorstellungen pro Jahr bieten. Am 6. April ist die erste Premiere.

Foto: BeckerBredel

Silbern-neu glänzen die Traversen auf der Bühne und in der Halle. Vor kurzem installiert, sollen sie Vorhänge und Scheinwerfer halten – und so die ehemalige Luisenthaler Turnhalle in der Straße des 13. Januar in einen  Theatersaal verwandeln. Dieses geschichtsträchtige Gebäude, „bald 100 Jahre alt“, wie Jürgen Reitz sagt, ist seine neue Wirkungsstätte. Und die „seiner“ Truppe vom Theaterverein Titania, deren künstlerische Leitung er innehat.

  „Das ist nun eine andere Größenordnung“, sagt Reitz. Lächelt, verweist auf den üppigen Requisitenraum hinter der Bühne, die Garderoben, die Technik, „die viel größeren Möglichkeiten“. Zuvor hatte der Theaterverein im Alten Bahnhof in Völklingen sein (kleineres) Domizil. Kürzlich war dort Schluss, weil die Stadt die Mietverträge nicht verlängert hatte (die SZ berichtete).

„Meine Ambitionen für Titania: eine in Eigenregie betriebene Spielstätte“: Der Wunsch des 62-Jährigen, unter anderem festgehalten auf der Vereins-Internetseite, ist Realität geworden. Und Reitz, der zugibt, dass es zuvor einiges an „Unsicherheit“ bei ihm gegeben habe, hat hier einiges vor: „Ich möchte mittelfristig ein ganz normales Programmtheater etablieren“; zunächst wolle man das „aus eigener Kraft probieren“. Die gesamte Bandbreite will er abdecken. Wie bisher. Von der Komödie über Kabarett bis hin zu ernsten Stücken, größere wie auch kleinere Formen soll es geben. Auch viel Musikalisches.

Langfristig möchte er hier 70 bis 80 Vorstellungen pro Jahr bieten. Die über 50 Amateure jeden Alters wollten schließlich alle spielen. Darstellerisch könne er „aus dem Vollen schöpfen“, lobt der Theatermann. Und, a propos Lob: Ein solches gibt es auch für die Völklinger Entscheidungsträger: „Die Möglichkeiten, die wir hier bekommen, sind ziemlich exklusiv.“ Der Theaterverein ist Mieter des städtischen Gebäudes, Mitmieter sind der örtliche Karnevalsverein „Hoch das Bein“ und der Bergmannsverein „Glück Auf“ Luisenthal;  es gebe ein gutes Miteinander.

Reitz, Jahrgang 1956, geboren in Pünderich an der Mosel,   studierte Komparatistik, setzte aber schon früh aufs Theater. Dabei wählte er nicht die klassische Laufbahn, sondern suchte sich immer wieder Lehrer, bis heute. „Wo kann ich was lernen?“: Diese Frage treibe ihn stets an. Seit  45 Jahren macht er nun Theater, davon 40 Jahre in Saarbrücken. Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor ist er, ist in der freien Szene ein bekannter Name. Einige Stationen waren die Blaue Maus, das Echotheater oder das Theater im Leidinger, das er mitgründete. Mit Kollegin  Bettina Koch entwickelte er viele Projekte. „Ich habe ganz bewusst das Freie-Szene-Dasein gewählt“, sagt der dreifacher Vater, der auch schon Opa ist.

Dass eine Idee, die um 2000 in Völklingen entwickelt wurde, einmal so groß werden würde, ja, „mein zentrales Theaterprojekt“, das hätte er damals nicht gedacht, gibt er unumwunden zu. Die Anfänge des Vereins gehen auf einen VHS-Kurs zurück. Schnell entwickelte sich eine spielfreudige Truppe. 2002 kam die erste eigene abendfüllende Produktion auf die Bühne.

Und Titania, aufgebaut von Jürgen Reitz, entwickelte sich flott weiter. Pro Jahr gab es in der  Vergangenheit bis zu sechs Produktionen, mehr als 30 Aufführungen, rund 1500 Besucher. Jürgen Reitz agiert in der Gruppe – die er bewusst als „offen“ bezeichnet – als Autor und Regisseur und eben als künstlerischer Leiter.

Längst nimmt dieses „saarländische Ensemble, das in Völklingen seine Heimat gefunden hat“, wie er sagt, gut die Hälfte seiner Arbeitszeit in Anspruch. In der übrigen Zeit coacht er, unterrichtet, gibt Seminare, zum Beispiel zu Rhetorik und Kommunikation.

Der Verein sei „schon meine Herzenangelegenheit“, bekundet er und lächelt. Er ermögliche besondere und produktive Arbeits- und Gemeinschaftserlebnisse. Immer schon habe ihn interessiert, etwas Neues zu machen. „Und das hier ist nochmal eine tolle Herausforderung, verbunden mit dem Ziel, dass das eine feste Institution in der saarländischen Theaterlandschaft wird.“

Die erste Aufführung in der neuen Spielstätte ist am Samstag, 6. April, 19.30 Uhr: Dann zeigen die Titanias die Premiere des Stücks „Der eingebildete Kranke“ von Molière.
www.theater-voelklingen.de

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