Schuttberge gleich vor der Kirche

Fürstenhausen. Noch immer leidet Fürstenhausen unter den Folgen des Kohleabbaus. Viele Bauten haben so starke Grubenschäden erlitten, dass man sie nicht mehr instandsetzen kann oder eine Sanierung unverhältnismäßig teuer wäre - wirtschaftliche Totalschäden, Fälle für den Abbruch. 66 Häuser wurden bereits abgerissen

Fürstenhausen. Noch immer leidet Fürstenhausen unter den Folgen des Kohleabbaus. Viele Bauten haben so starke Grubenschäden erlitten, dass man sie nicht mehr instandsetzen kann oder eine Sanierung unverhältnismäßig teuer wäre - wirtschaftliche Totalschäden, Fälle für den Abbruch. 66 Häuser wurden bereits abgerissen. Bis 2012 sollen nach den Planungen der RAG weitere 20 Gebäude niedergelegt werden.Dabei klappt nicht immer alles reibungslos - die Anlieger der Straße An der Marienkirche und der Kurt-Schumacher-Straße erheben jetzt Protest. Dort fielen im Oktober 2010 vier Häuser dem Abrissbagger zum Opfer. Doch nach acht Tagen, so berichten die Anwohner, stockten plötzlich die Arbeiten. Seither liegt ein riesiger Schuttberg An der Marienkirche und schräg gegenüber in der Kurt-Schumacher-Straße. Auch im Umfeld sieht es trübe aus; an heruntergelassenen Rollläden und offensichtlichen Schieflagen erkennt man, dass hier nicht das letzte Haus gefallen ist. Es scheint, als habe die Abrissfirma aus Lünen unvermittelt ihre Arbeit eingestellt: Von einem Haus steht unter der Schuttmasse noch ein Keller. "Hier sieht es ja aus wie nach dem letzten Krieg", kommentiert Jürgen Maier, der Am Hasseleich wohnt, frustriert.

Wohl um den Besuchern des gegenüberliegenden Gotteshauses diesen Anblick zu ersparen, wurden vor Weihnachten die Trümmergrundstücke mit einem Bauzaun umgeben und mit einer grünen Plastikplane verhüllt. Nach den Feiertagen wurde die Plane aber wieder entfernt. Auf dem Schuttberg thront nun seit mehr als drei Monaten ein gelber Abrissbagger, der still vor sich hinrostet.

Rolf-Dieter Bund und Monika Reutler, direkte Nachbarn, sind genervt: "Das sind geschätzte 5000 Kubikmeter Schutt, die hier herumliegen. Wir können absolut nicht nachvollziehen, warum nichts mehr passiert." In Fürstenhausen machen Vermutungen die Runde. Vielleicht sei bei den Abrissarbeiten ja im Schutt Sondermüll festgestellt worden, der extra - und teurer als vorgesehen - entsorgt werden müsse, mutmaßen Bürger.

Uwe Steffen, Völklinger Ortsratsmitglied, berichtet beim Ortstermin, ein RAG-Vertreter habe zugesagt, dass der Schuttberg in den nächsten Wochen entfernt werde. Heinz Adams (Pro Völklingen), ebenfalls im Ortsrat, wünscht sich, dass Fürstenhausen endlich wieder ein ansehnliches Bild abgibt: "Der Schutt muss auf jeden Fall schnellstmöglich weg." Ungereimtheiten zwischen der RAG und der Abrissfirma könnten doch nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden. "Wir fühlen uns als ein vernachlässigter Stadtteil", sagt Albert Tost von der - inzwischen aufgelösten - Bergschadensgemeinschaft.

RAG-Sprecherin Annette Weinmann schließlich erläutert auf SZ-Nachfrage den aktuellen Stand der Dinge: Die mit dem Abriss beauftragte Firma habe "aus Gründen, die wir nicht zu vertreten haben", Nachforderungen gestellt, "denen wir nicht nachkommen können". Der Firma sei nun eine Frist gesetzt worden: Bis Ende März solle das Abbruchprojekt vollständig erledigt sein. "Das sind um die 5000 Kubikmeter Schutt, die hier herumliegen. Wir können absolut nicht nachvollziehen, warum nichts mehr passiert."

Rolf-Dieter Bund

und Monika Reutler, Anwohner

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