Schrecksekunde: Zaun gerät ins Wanken

Völklingen · Wenn hart gesottene Fußballfans aus Homburg und Saarbrücken im Saar-Derby aufeinander treffen, riecht es nach Randale. Dementsprechend hatte sich auch die Polizei zum jüngsten Heimspiel des 1. FCS im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion aufgestellt.

 Dank des dichten Polizei-Kordons blieb es im Hermann-Neuberger-Stadion bei verbalen Kraftakten. Foto: Jenal

Dank des dichten Polizei-Kordons blieb es im Hermann-Neuberger-Stadion bei verbalen Kraftakten. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Der Minutenzeiger der Völklinger Bahnhofsuhr wackelt noch, als der Zug aus Richtung Saarbrücken einrollt. Gerade ist er auf 17.12 Uhr gesprungen - pünktlicher kann ein Regionalexpress nicht sein. Womöglich galt es, die brisante Fracht so schnell wie möglich loszuwerden. Denn in den Waggons reisten Fußballanhänger aus Saarbrücken und Homburg zum Saarderby auf Völklinger Boden - zwei Lager mit allerhand Konfliktpotenzial. Den üblichen Entlastungszug, der nur in Homburg und Völklingen hält, gibt es nicht.

Die Polizei ist gewappnet. Bis zu 2500 Fußballfans waren erwartet worden, bis zu 500 davon aus Homburg. 1789 war dann die offizielle Zuschauerzahl, die Homburger Fangruppe überschaubar. Kaum aus dem Zug, sind die gegnerische Lager schnell getrennt. Die Gästefans nehmen die Polizisten am Bahnhofsgebäude auf der Seite des Alten Bahnhofs in Empfang. Schon wenig später geht es ohne großes Spektakel los in Richtung Stadion. Das Homburger Grüppchen von Ordnungshütern umzingelt, immer schön hinter dem weißen Polizei-Transporter hinterher. Nur kurz wird es laut, als die Grün-Weißen die Blau-Schwarzen an der anderen Seite des Bahnhofsgebäudes sichten. Die schützende Staatsmacht um sich wissend, hinterlassen sie eine verbale Botschaft mit fäkalem Inhalt. Das dauert nur Sekunden. Zügig setzt sich dann der überschaubare Tross in Bewegung.

Die Saarbrücker Anhänger müssen warten, bis die Gästefans außer Sichtweite sind. Erst im Hermann-Neuberger-Stadion sieht man sich wieder - von allerhand Zäunen voneinander getrennt. Vom blauen Container aus, in dem die Polizei ihre Zentrale im Stadion eingerichtet hat, haben die Beamten während des abwechslungsreichen und spannenden Spiels die Zuschauer stets im Blick.

Wie viele Beamte da im Zuge des Derbys aktiv sind, wird wegen "einsatztaktischer Gründe" einmal mehr nicht verraten. Nur, dass anders als zuletzt gegen Waldhof Mannheim am Ostersamstag, der Einsatz ausschließlich mit saarländischen Kräften absolviert wird. Abgesehen vom knatternden Polizei-Hubschrauber, der aufmerksam auf dem Luftweg zwischen Bahnhof und Stadion unterwegs war. Grund zur Sorge gibt es nicht. Die Homburger feiern mit ihren Gesängen den Saarlandpokalsieg - und dass sie zeitweise in der virtuellen Tabelle vor den Landeshauptstädtern stehen. Und nach dem Siegtor in der Nachspielzeit (Endstand 2:3) dann auch in der tatsächlichen Liga-Tabelle.

Der Saarbrücker Spott konzentriert sich in Halbzeit zwei auf den gegnerischen Torwart Tobias Trautner und dessen Frisur. "Du hast die Haare schön", singen sie jedes Mal, wenn der jetzt direkt vor ihrem Block spielend einen Ballkontakt hat. Zum Spielende dann doch noch ein Schreckensmoment für die Sicherheitskräfte. Denn als die Homburger Spieler gemeinsam mit ihren Fans das Siegtor feiern, gerät der trennende Zaun zwischen den Lagern bedenklich ins Wackeln.

In der zu Ende gehenden Saison steht jetzt nur noch eine Heimpartie in Völklingen an. In anderthalb Wochen beim Traditionsduell gegen Kickers Offenbach am letzten Spieltag.

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