Schnelle Rettung vom Werkstattdach

Völklingen · 327 Mal musste die Saarstahl-Werkfeuerwehr in den vergangenen zwölf Monaten zu Ernstfall-Einsätzen ausrücken. Am Mittwochnachmittag stand „nur“ die Jahreshauptübung auf dem Plan – aber da hatten es die Aufgaben in sich.

Ein Knall, dann Rauch auf dem Dach des Ausbildungszentrums auf dem Gelände des Völklinger Saarstahl-Werks. Dann schreit ein Arbeiter auf dem Dach um Hilfe, der Brandmelder des Zentrums schlägt Alarm. Zeit für die Werkfeuerwehr zum Ausrücken - und schon Sekunden später ist das erste Martinshorn zu hören. Dieses Mal kein scharfer Einsatz, wie 327 Mal in den vergangenen zwölf Monaten. Diese Zahl nennt Arbeitsdirektor Peter Schweda später und informiert weiter, dass es sich dabei 35 Mal um Brandeinsätze gehandelt habe.

Jetzt aber ist die Werkfeuerwehrmannschaft um ihren Chef Wolfgang Besse unterwegs, um bei der Jahreshauptübung ihr Können zu beweisen. 46 Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr sind im Einsatz, dazu kommen noch drei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Völklingen . Der Trupp aus dem Löschbezirk Innenstadt rückt mit der Drehleiter an, um den Arbeiter vom Dach zu holen. Der muss erst einmal beruhigt werden, damit er nicht in Panik vom Dach springt. Unten müssen Besse und seine Abschnittsleiter den Überblick behalten, unter anderem ist gute Ortskenntnis unverzichtbar. Denn die Löschtankfahrzeuge dürfen ebenso wenig nahe an das Gebäude fahren wie auch der Brummi mit der Drehleiter. Unter dem Parkplatz ist nämlich die Löschwasserzisterne - deshalb dürfen nur Fahrzeuge bis zwölf Tonnen Gesamtgewicht den Parkplatz befahren.

Gut, dass das Ausbildungszentrum um diese Zeit am Nachmittag so gut wie leer ist. Nur vier Personen werden noch in der Nähe der EDV-Lehrräume vermisst. Angriffstrupps mit Atemgerät machen sich auf den Weg, sie zu finden. Minuten später kommen sie zurück - und die Jugendlichen, die sie im verrauchten Gebäude auch mit Hilfe von Wärmebild-Kameras aufgespürt haben, tragen jetzt gelbe Rettungshauben auf dem Kopf. Über einen Schlauch sind die mit der Pressluftflasche ihrer Retter verbunden, und so könne auch die Geretteten rauchfreie Luft atmen.

Damit der Aufgaben noch nicht genug. Besse befiehlt gerade "Wasser halt!", da erfährt er von einem weiteren Unglück in der Nähe. Eine 80 Tonnen schwere Lok hat ein Auto gerammt, ein Lokführer und der Autofahrer müssen gerettet werden. Technische Hilfe also. Das Auto wird mühselig mit hydraulischen Scheren und Spreizern zerlegt, damit der Fahrer schonend geborgen werden kann. An der Lok bauen die Feuerwehrleute eine Arbeitsbühne auf, damit sie den Verletzten ebenfalls schonend bergen können. Weil es im Führerhaus eng ist, benutzen sie eine Schaufeltrage. Die ist in der Mitte geteilt und wird von beiden Seiten aus unter den Verletzten geschoben, ehe die beiden Hälften verbunden werden.

Auch den Umweltschutz behalten die Feuerwehrleute im Blick. Damit keine Schadstoffe in die Kanalisation gelangen, dichten sie die Kanaleinläufe mit Gully-Abdichtkissen ab. Das klingt kompliziert, ist aber denkbar einfach: Sie befüllen einen Gummisack mit Wasser, der verschließt mit seinem Gewicht und seiner Elastizität den Gully.

Klappt fast alles reibungslos, und so gibt es fast nur Lob zur Abschlussbesprechung in der Werkskantine. Gregor Boden, Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Werkfeuerwehren im Saarland, moniert lediglich: "Die Klappvisiere der Helme gehören nach unten geklappt und Schutzhandschuhe an die Hände." Und Thomas Sämann, Leiter der Werkssicherheit bei Saarstahl, hebt die Bedeutung der Werkfeuerwehren hervor: "Wie wichtig sie sind, hat sich vor kurzem bei BASF in Ludwigshafen gezeigt."

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Auf einen Blick Ehrung: Fritz Armbrüster, 35 Jahre Feuerwehr. Beförderungen: Zum Werkoberfeuerwehrmann: Florian Felten, Werk Völklingen (VK). Zum Werklöschmeister: Torsten Lange, Christian Beyfuß, beide VK. Zum Werkhauptlöschmeister: Stefan Schmidtke, Oliver Scholz, Dirk Schirra, alle VK, Christian Meiers, Karl-Leo Borh, Dirk Wollbold, alle Burbach. Werkbrandmeister: Klaus Theisen, VK. Werkoberbrandmeister: Günter Speicher. al

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