Schneewittchen und der Schönheitswahn

Wehrden · Über einen bunten und unterhaltsamen Nachmittag durften sich am Dienstag die großen und kleinen Besucher des Familien-Musicals „Schneewittchen“ freuen. Das Ensemble des Bochumer Theaters „Liberi“ brachte in der Wehrdener Kulturhalle eine kindgerechte Interpretation des bekannten Märchens auf die Bühne.

 Die böse Königin, gespielt von Melissa Lübke (Mitte), und die beiden tollpatschigen Hofdamen führen nichts Gutes im Schilde. Immerhin waren deren beiden Darstellerinnen, Edith Schachinger (li.) und Christina Stephan, später als Zwerge auf der richtigen Seite zu sehen. Foto: Jenal

Die böse Königin, gespielt von Melissa Lübke (Mitte), und die beiden tollpatschigen Hofdamen führen nichts Gutes im Schilde. Immerhin waren deren beiden Darstellerinnen, Edith Schachinger (li.) und Christina Stephan, später als Zwerge auf der richtigen Seite zu sehen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"Ich bin wirklich schön, schöner noch als schön." Das eigene Aussehen anpreisend betritt die böse Königin (Melissa Lübke) die Bühne, begleitet von ihren sie anhimmelnden tollpatschigen Hofdamen (Edith Schachinger und Christina Stephan). Schneewittchen (Lea Christine Mies) hingegen ist den Schönheitswahn ihrer Stiefmutter leid und kann das Wort "schön" nicht mehr hören. Daher möchte sie von Prinz Kai (Viktor Sylvester Wendtner) auch nicht als schön bezeichnet werden.

Umgekehrt fasst die eitle Königin Kais Bemerkung "Sie sind besonders" als Beleidigung auf. Nach Bestätigung suchend wendet sie sich an ihren Zauberspiegel: "Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" Zu ihrem Entsetzen erhält sie zur Antwort, Schneewittchen sei tausend Mal schöner als sie. Sie ersinnt einen finsteren Plan: Schneewittchen muss weg! Der Jäger (ebenfalls Viktor Sylvester Wendtner, mit tief ins Gesicht gezogenem Hut) soll die ungeliebte Stieftochter im Wald ermorden.

Die Szene, in der sich der Jäger Schneewittchen von hinten mit einem Messer nähert, ist eine der spannendsten im ganzen Stück. Vereinzelt hört man Kinder im Publikum "Nein, nein!", "Dreh dich um!" und Vorsicht!" rufen. Sie wollen ihre Heldin vor der drohenden Gefahr warnen. Die Geschichte hat die Kinder in ihren Bann gezogen, sie fiebern mit. Der Jäger bringt es nicht übers Herz, Schneewittchen zu töten, und lässt sie im Wald zurück. Dort trifft sie die sieben Zwerge.

Hier hat sich das nur fünfköpfige Ensemble etwas Besonderes einfallen lassen: Beim ersten Auftritt werden die Zwerge zunächst als Schattensilhouetten dargestellt, anschließend werden zwei Charaktere von Schauspielern verkörpert. Edith Schachinger und Christina Stephan glänzen als die Zwerge Tobi und Paul. Sorgten die beiden schon als Hofdamen für Gelächter, können sie nun die breite Palette ihres komödiantischen Talents unter Beweis stellen. Kaum auf der Bühne gehören sie auch schon zu den Publikumslieblingen und spielen und singen sich in die Herzen der Kinder.

Obwohl das Musical in erster Linie unterhalten möchte, kommen auch pädagogische Elemente nicht zu kurz. Es geht um die Kraft der Liebe, den Wert der Freundschaft und die innere Schönheit.

Schneewittchen verlebt mit den Zwergen eine schöne Zeit - bis die böse Königin als alte Frau verkleidet vor der Tür steht und der hübschen Stieftochter abermals nach dem Leben trachtet. Mit einer List bringt sie Schneewittchen - trotz der Warnrufe der Kinder - dazu, in den tödlichen Apfel zu beißen. Als Schneewittchen zu Boden sinkt, ist es im Saal mucksmäuschenstill. Aber was wäre ein Märchen kurz vor Weihnachten ohne Happy End? Natürlich kann Prinz Kai seine Geliebte mit einem Kuss wieder zum Leben erwecken. Die kleinen Zuschauer jubeln.

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